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# taz.de -- Fußballartistik "Sepak Takraw": Wenn Kicker fliegen
> Fallrückzieher sind für Sepak-Takraw-Spieler nichts Besonderes. In
> Fernost boomt die Fußballartistik, in Deutschland gibt es nicht mal einen
> Verband.
Bild: Spricht für sich selbst: Ein Sepak-Takraw-Match.
BERLIN taz | Sie haben ein Ballgefühl wie Fußballer, eine Sprungkraft wie
Volleyballer und ein Bewegungstalent wie Kampfsportler. "Beim Fußball ist
es etwas ganz Besonderes, wenn einer mal einen Fallrückzieher macht. Bei
uns sieht man solche Flugeinlagen in jedem zweiten Ballwechsel", sagt
Francesco Schäfer, der seit über zehn Jahren Sepak Takraw spielt.
Am vergangenen Wochenende hat die europäische Saison in Basel begonnen. 25
Teams aus sechs Ländern waren dabei, vor knapp 300 Zuschauern gewann
Malaysia I vor Takraw Cologne. Wörtlich übersetzt heißt Sepak Takraw "Kick
den Rattanball". In der Standardspielvariante (Regu) treten drei Spieler
pro Team auf einem Badminton-Feld gegeneinander an.
Der Ball - ehemals aus Rattan geflochten, mittlerweile aus Kunststoff -
darf mit jedem Körperteil außer den Händen gespielt werden, nicht auf den
Boden fallen und muss nach drei Berührungen ins gegnerische Feld gespielt
werden. Wer als erstes Team 15 Punkte hat, gewinnt den Satz, wer drei Sätze
für sich entscheidet, das Spiel.
## Tausendjährige Geschichte
Vor allem in Südostasien ist Sepak Takraw populär, blickt auf eine über
tausendjährige Geschichte zurück. Zunächst ging es nur darum, das
Rattangeflecht in der Luft zu halten, seit den 50er Jahren werden
offizielle Wettbewerbe ausgespielt. Heute fehlt in kaum einem Hinterhof auf
der thailändischen Halbinsel ein Sepak-Takraw-Spielfeld. "In Thailand ist
es Teil des Schulsports. Es ist ein echter Volkssport, wie hier Fußball",
sagt Schäfer.
Anfang der 90er ist die Mischung aus Fußball und Volleyball nach Europa
gekommen, der erste deutsche Verein wurde 1992 in Köln gegründet.
Mittlerweile spielen sechs Teams in Bamberg, Elmshorn, Kiel, Heidelberg und
Berlin. Die europäische Liga gibt es seit 2006. Teams aus Deutschland,
Frankreich, der Schweiz, Belgien, Italien, Ungarn und Österreich spielen im
Ligamodus um den Europameistertitel. Auch Mannschaften aus dem Iran,
Brasilien und Malaysia werden zu den offenen europäischen Meisterschaften
regelmäßig eingeladen.
Francesco Schäfer spielt bei Takraw Cologne. Mit bisher acht
Kings-Cup-Teilnahmen, der jährlich in Thailand stattfindenden
Weltmeisterschaft, ist er so etwas wie der deutsche Sepak-Takraw-Capitano.
Das erste Mal war der 35-Jährige 2002 dabei, wenige Wochen nach seinem
ersten Training: "Wir wurden regelrecht abgeschossen. Das ist mir heute
noch peinlich."
## Profis in Fernost
Mittlerweile ist die deutsche Nationalmannschaft das beste europäische
Team: "Vorletztes Jahr sind wir in die First Division, die zweithöchste
Liga, aufgestiegen. Mit den Topteams aus Thailand, Malaysia, Südkorea oder
Indonesien können wir aber nicht mithalten", sagt Schäfer. "Bei uns ist das
Training einfach nicht so professionell wie bei den Profis aus Fernost",
erklärt er.
Sowohl die deutschen Teams als auch die Nationalmannschaft müssen auf
Sponsoren verzichten: "Wir tragen alle Kosten selbst - auch wenn es zum
Kings Cup nach Thailand geht", sagt Schäfer. Das hat aber auch Vorteile:
"Bei uns gibt es keine Nominierungsregeln. Jeder kann mit zur WM."
Derzeit arbeitet die deutsche Sepak-Takraw-Gemeinde an der Gründung eines
Verbandes: "Dazu braucht man sieben Vereine, einer fehlt noch. Dann können
wir auch mal bei der Sportförderung nach Geldern fragen", sagt Schäfer.
Davon wird er aber wohl nicht mehr profitieren: "Ich bin jetzt 35. Lange
wird es nicht mehr dauern, bis ich für Flugeinlagen und Fallrückzieher zu
unbeweglich bin und nur noch bei den alten Herren mitspielen kann."
22 Mar 2011
## AUTOREN
Christian Aichner
## TAGS
Fußball
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