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# taz.de -- Kommentar: Deutscher Kahlschlag gescheitert
> Das "Gesamtpaket" zur Eurorettung ist nach dem Ende der Regierung
> Portugals Makulatur. Merkel muss einsehen, dass ihre rigorosen
> Sparforderungen falsch sind.
Bild: Plädiert für eine strengere Überwachung der Ratingagenturen: Giorgos P…
Angela Merkel hatte sich alles so schön ausgedacht. Mit einer Mischung aus
harten deutschen Forderungen und Hilfszusagen wollte sie die Eurokrise
beenden. Der EU-Gipfel, der am Donnerstag in Brüssel begann, sollte mit
einem "Gesamtpaket" den Schlusspunkt unter Monate des Zitterns setzen. Der
Europakt trage eine "deutsche Handschrift", freute sich Merkel.
Die Freude war verfrüht. Pünktlich zu Beginn des Gipfels schlitterte nun
auch Portugal in die Schuldenfalle. Nach Griechenland und Irland stehen
damit drei Länder der Eurozone am finanziellen Abgrund. Der Regierung in
Lissabon wurde ausgerechnet ein Sparprogramm zum Verhängnis, das Merkel
noch vor zwei Wochen gelobt hatte.
Das "Gesamtpaket" zur Eurorettung ist Makulatur. Wie es weitergehen soll,
weiß niemand. Griechenland ist durch den von EU und IWF verordneten
Sparkurs noch tiefer in den Schlamassel geraten. Irland streitet mit Merkel
über günstigere Konditionen für die gewährten EU-Hilfen - eine Lösung ist
nicht in Sicht. In Portugal ist nicht einmal klar, ob EU-Hilfen fließen
werden. Denn dazu müsste das Sparprogramm verabschiedet werden, über das
die Regierung gerade gestürzt ist.
Nun rächt es sich, dass die schwarz-gelbe Bundesregierung einseitig aufs
Sparen und Streichen setzt, statt Wirtschaftswachstum zu fördern. Portugal
leidet nicht unter horrenden Staatsschulden, sondern an einer
Wachstumsschwäche, die die Zahlung des Schuldendienstes erschwert. Auf
Drängen Deutschlands wurde der sozial ausgewogene Konsolidierungskurs durch
Kahlschlag ersetzt.
Portugals Krise ist Merkels Krise. Bei Griechenland und Irland konnte sie
die Schuld auf andere schieben. Nun ist sie mitverantwortlich. Die
"deutsche Handschrift" mag das heimische Publikum beruhigen. In Euroland
sorgt sie für Schrecken.
24 Mar 2011
## AUTOREN
Gert Stuby
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