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# taz.de -- Islamkonferenz im Anti-Terror-Einsatz: Minister verschreckt Muslime
> CSU-Innenminister Friedrich stellte auf der Islamkonferenz seine Idee
> einer "Sicherheitspartnerschaft" zwischen Staat und Muslimen vor. Das
> sorgt für Unmut.
Bild: Will "Familien, Glaubensbrüder und Vereinskameraden" potenzieller Attent…
Mit einer "Sicherheitspartnerschaft" zwischen Staat und Muslimen will der
neue Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) islamischem Terrorismus und
Extremismus vorbeugen. Die Initiative stellte Friedrich am Dienstag dem
Plenum der deutschen Islamkonferenz vor, die zum ersten Mal unter seiner
Leitung zusammenkam.
Anlass für Friedrichs Vorstoß war der erste erfolgreiche Anschlag mit
islamistischem Hintergrund in Deutschland, bei dem [1][Anfang März auf dem
Frankfurter Flughafen mehrere US-Soldaten getötet und verletzt worden
waren].
Mit einer verstärkten Zusammenarbeit von Sicherheitsbehörden und
islamischen Gemeinden will der Innenminister verdeckte Dschihadisten
leichter identifizieren können. Dazu müsse man stärker als bisher in das
gesellschaftliche Umfeld gehen, sagte Friedrich Mitte März. Die "Familien,
Glaubensbrüder und Vereinskameraden" potenzieller Attentäter müssten
sensibilisiert werden.
Friedrich schlug am Dienstag außerdem vor, "Idole und Vorbilder als Partner
zu gewinnen". Diese sollten muslimische Jugendliche vor den Gefahren des
Islamismus warnen. Ein Think-Tank solle zudem herausfinden, "wie überhaupt
Radikalisierung in den Köpfen von Menschen vor sich geht".
Dass der neue Innenminister seine Anti-Extremismus-Initiative im Rahmen der
Islamkonferenz formulierte, sorgt bei deren muslimischen Mitgliedern für
Unmut. Schließlich war die Konferenz 2005 als vertrauensbildende Maßnahme
für das Verhältnis von Staat und Muslimen gegründet worden. Friedrich
reagierte: Das ganze Thema Extremismusprävention soll nach seinem Willen
jetzt aus der Islamkonferenz ausgelagert werden und in einer eigenständigen
Initiative gebündelt werden.
## Denunziantentum unter Muslimen
Noch im Frühjahr will Friedrich zu einem Präventionsgipfel einladen.
Trotzdem wird der Vorstoß kritisiert. Die Initiative fördere eine "Kultur
des Denunziantentums unter Muslimen", sagte die Islamwissenschaftlerin
Armina Omerika nach der Konferenz.
In ihrer seit 2010 andauernden zweiten Phase sollte sich die Islamkonferenz
eigentlich vor allem konkreten Projekten wie der Einführung islamischer
Theologie an Hochschulen und islamischen Religionsunterrichts an Schulen
sowie der landeskundlichen Fortbildung von Imamen widmen. Grundsätzliches
sollte nach der ersten Phase nicht mehr im Mittelpunkt stehen.
Es war jedoch der Innenminister selbst, der kurz nach Amtsantritt dafür
sorgte, dass die Diskussion bei fundamentalen Fragen verharrt - mit seiner
Äußerung, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Auch am Dienstag
wiederholte Friedrich seine Ansicht über die "Identität der deutschen
Kultur", wonach Deutschland ein "christlich-abendländisch geprägtes Land"
sei.
In der vierstündigen Sitzung der Konferenz habe es wegen seiner Haltung
eine "sehr muntere Diskussion" gegeben, gab der Innenminister zu. Armina
Omerika, als muslimische Einzelperson in das Gremium berufen, sprach von
einer "teilweise sehr kontroversen Sitzung". In einer separat
veröffentlichten Stellungnahme erklärten die muslimischen Teilnehmer,
Friedrichs Äußerungen vermittelten "die Botschaft, die Muslime seien ebenso
wenig ein Teil Deutschlands wie ihre Religion".
29 Mar 2011
## LINKS
[1] /1/politik/deutschland/artikel/1/der-zufallsfang/
## AUTOREN
Niklas Wirminghaus
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