# taz.de -- Agrosprit E10: Autofahrer immer noch misstrauisch | |
> Der Kraftstoff E10 lande nur in 40 Prozent der Autos, die ihn vertragen, | |
> sagt Marktführer Aral. Die Fahrer meiden den Agrosprit aus Angst, er | |
> könne dem Wagen schaden. | |
Bild: Einen Monat nach dem Berliner Benzingipfel wollen die Autofahrer auch nac… | |
BERLIN taz | Die meisten Autofahrer in Deutschland entscheiden sich trotz | |
neuer Aufrufe der Bundesregierung gegen den Agrosprit E10. Derzeit würden | |
nur 40 Prozent der E10-tauglichen Wagen damit betankt, sagte ein Sprecher | |
des größten Tankstellenbetreibers Aral am Dienstag der taz. | |
Die Nummer zwei auf dem Markt, Shell, verkauft nach eigenen Angaben die | |
Hälfte des Ottokraftstoffs als E10, der bis zu 10 Prozent Sprit aus | |
Pflanzen enthält. Bei Total liegt die E10-Quote dem Unternehmen zufolge | |
derzeit bei 20 bis 25 Prozent. Auch Esso zeigte sich enttäuscht von der | |
Nachfrage. | |
Viele Autofahrer befürchten - meist zu Unrecht -, dass E10 ihrem Wagen | |
schade. Oft glauben sie auch nicht daran, dass der Anfang des Jahres | |
eingeführte Pflanzensprit zum Klimaschutz beiträgt wie von der | |
Bundesregierung behauptet. | |
Die neuen Zahlen zeigen: Der "Benzin-Gipfel" der Bundesregierung mit den | |
Auto- und Ölkonzernen vor fast einem Monat hat E10 bisher nicht zum | |
Durchbruch verholfen. Damals hatte man sich geeinigt, die Verbraucher | |
besser zu informieren. | |
Allerdings hängte beispielsweise Aral nach dem Gipfel im Wesentlichen | |
lediglich Plakate für E10 an seinen Tankstellen auf. Shell initiierte eine | |
Versicherung gegen Motorschäden durch das Gemisch - die zahlt aber nur, | |
wenn die Kunden vor allem bei Shell tanken. Auf Werbung in den Medien für | |
E10 wollen die Konzerne dagegen weiter verzichten. | |
## Gesetzlich aufgedrängt | |
"Das ist ein Produkt, das uns gesetzlich aufgedrängt wurde. Das ist nicht | |
unser Produkt", sagte Aral-Sprecher Tobias Wolny. Der Bund schreibt den | |
Unternehmen vor, dass ihr Sprit von 2010 bis 2014 jeweils zu 6,25 Prozent | |
aus Pflanzen hergestellt sein muss. Das Umweltministerium wollte sich nicht | |
zu E10 äußern. | |
Der geringe Absatz liegt offenbar nicht daran, dass die Firmen E10 an zu | |
wenig Tankstellen anböten. Aral liefert E10 nach eigener Darstellung an 52 | |
Prozent seiner Stationen, Shell an 45 und Total an 70 Prozent. Derzeit | |
stellen die meisten Konzerne jedoch wegen der niedrigen Nachfrage keine | |
weiteren Tankstellen um. | |
Unterdessen hat der Autofahrerverband ADAC Aral, BP, Jet, OMV und Shell | |
angezeigt. Die Konzerne böten an Tankstellen mit E10 kein herkömmliches | |
Super-Benzin mit 95 Oktan, sondern stattdessen das teurere "Super Plus" mit | |
mindestens 98 Oktan an. Damit verstießen die Ölmultis gegen die | |
Bestandsschutzregelung, derzufolge Anbieter von Super E10 auch ein | |
entsprechendes Superbenzin mit weniger Pflanzensprit vorhalten müssen. Den | |
Ölgesellschaften zufolge erfüllt Super Plus jedoch die Anforderungen. | |
6 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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