# taz.de -- Neue Kämpfe in Abidjan: Gbagbos Truppen gewinnen an Boden | |
> Die humanitäre Lage in Abidjan ist dramatisch. Hunderte Einwohner sind | |
> auf der Flucht. Und die Gbagbo-Truppen gewinnen an Stärke. Sie | |
> attackierten erstmals Ouattaras Hauptquartier. | |
Bild: Ouattara-Truppen rüsten auf. | |
ABIDJAN afp | Im Machtkampf in der Elfenbeinküste gewinnen die Truppen des | |
langjährigen Staatschefs Laurent Gbagbo wieder an Boden. Gbagbo-Soldaten | |
attackierten am Samstag nach Angaben der UNO erstmals das Hauptquartier des | |
Rivalen Alassane Ouattara in Abidjan. | |
Das Golf Hotel, Ouattaras Hauptquartier in Abidjan, sei mit Mörsern | |
beschossen worden, sagte ein Sprecher der UN-Mission in der Elfenbeinküste | |
(UNOCI). Gemäß ihres Mandats hätten die UN-Soldaten das Feuer erwidert. | |
Gbagbos Sprecher Ahoua Don Mello sagte dagegen am Sonntag, der Angriff habe | |
nicht stattgefunden. | |
Hunderte Anwohner aus der Umgebung des Hotels flohen am Sonntag aus ihren | |
Häusern, wie Augenzeugen berichteten. "Es war furchtbar", sagte eine | |
Bewohnerin am Telefon zu den Kämpfen vom Vortag. "Sobald es aufgehört hat, | |
haben die Leute ihre Sachen gepackt." Am Sonntag blieb die Lage aber | |
weitgehend ruhig, Anwohner berichteten nur von vereinzelten Schüssen. In | |
der Millionenstadt wird die humanitäre Lage derweil immer dramatischer, es | |
fehlt an Wasser und Lebensmitteln. In vielen Stadtteilen plünderten | |
bewaffnete Gruppen Geschäfte aus. | |
Bereits zuvor hatte die UNO von einem Wiedererstarken der Gbagbo-Truppen | |
berichtete. Die Truppen Gbagbos verfügten weiter über "zahlreiche Panzer | |
und schwere Waffen", sagte der Chef der UN-Friedensmissionen, Alain Le Roy. | |
Die Kampfpause von vergangener Woche sei offenkundig nur ein | |
Ablenkungsmanöver gewesen, "um ihre Position zu verstärken". Auch das | |
US-Außenministerium erklärte, Gbagbos Verhandlungsangebot sei lediglich ein | |
"Trick" gewesen. | |
Human Rights Watch warf den Truppen Ouattaras am Samstag vor, bei ihrem | |
Vormarsch Hunderte vermeintliche Anhänger Gbagbos ermordet zu haben. | |
Augenzeugen hätten aber auch berichtet, dass mehr als hundert Männer, | |
Frauen und Kinder durch Anhänger Gbagbos getötet wurden. | |
"Unglücklicherweise gibt es auf beiden Seiten Vertreter, die vor der Würde | |
des menschlichen Lebens nur wenig Achtung zeigen", sagte der | |
HRW-Afrika-Direktor Daniel Bekele. | |
10 Apr 2011 | |
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