# taz.de -- Krise in der Elfenbeinküste: Das Abenteuer ist vorbei | |
> Französische Spezialeinheiten führten die Offensive an, die mit Gbagbos | |
> Festnahme endete. Zuvor hatte es Luftangriffe auf seine Residenz gegeben. | |
Bild: Französische Truppen auf dem Weg nach Abidjan. | |
BERLIN taz | Der Machtkampf in der Elfenbeinküste ist beendet. Soldaten des | |
ivorischen Präsidenten Alassane Outtara haben am Montagnachmittag den | |
ehemaligen Präsidenten Laurent Gbagbo aus dem Bunker seiner Residenz in | |
Abidjan geholt, in dem er sich seit gut einer Woche aufhielt. Gbagbo wurde | |
zusammen mit seiner Ehefrau Simone in das nur wenige Straßenzüge entfernte | |
Hotel du Golf gebracht, wo die Regierung Ouattara residiert. | |
"Der Albtraum ist vorbei", erklärte Ouattaras Premierminister Guillaume | |
Soro. Über eine Woche lang hatte Gbagbo im Bunker der Präsidentenresidenz | |
ausgeharrt, nachdem Ouattaras Armee in der Nacht zum 1. April in Abidjan | |
einmarschiert war. Doch am Montagmittag fuhren französische Panzerkolonnen | |
aus ihrer Basis im Süden Abidjans ins Stadtzentrum, wo sich die letzten | |
Stellungen der Gbagbo-treuen Präsidialgarde und anderer Gbagbo-Truppen | |
befanden. Französische Spezialeinheiten ermöglichten es offenbar den | |
Ouattara-Soldaten, in die Präsidentenresidenz einzudringen, die von | |
hunderten Gardisten Gbagbos gesichert war. Zunächst hatte es sogar | |
geheißen, die Franzosen hätten Gbagbo verhaftet; das wurde später | |
dementiert. | |
Der Sturmangriff folgte auf die schwersten Gefechte in Abidjan seit Beginn | |
des Bürgerkriegs. Französische Kampfhubschrauber flogen in der Nacht zu | |
Montag Luftangriffe auf Gbagbos Artilleriestellungen im Gelände der | |
Residenz, dazu auf die Kommandozentrale der Präsidialgarde im Stadtzentrum, | |
den zum Waffendepot umfunktionierten Kulturpalast von Abidjan neben dem | |
Gardehauptquartier, eine Marinebasis sowie Milizenstellungen im südlichen | |
Stadtteil Koumassi. | |
## Outtara bat um Hilfe | |
Von dort aus war in der Nacht zum Sonntag quer über die Lagune von Abidjan | |
das Hotel du Golf mit schweren Geschützen beschossen worden. Das war | |
offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die UN-Mission | |
in der Elfenbeinküste (Unoci) sowie Ouattara baten um französisches | |
Eingreifen zur Zerstörung von Gbagbos schweren Waffen gemäß der | |
UN-Resolution 1975. Auf dieser Grundlage war bereits letzte Woche das | |
Gendarmeriecamp Agban im Norden der Stadt bombardiert worden. Danach hatte | |
Gbagbos Militärführung den Krieg zwar für beendet erklärt, aber Gbagbo | |
selbst war hart geblieben. Frankreich hat 1.700 Soldaten in Abidjan | |
stationiert, als Schnelle Eingreiftruppe zur Verstärkung der | |
UN-Blauhelmmission. | |
Ouattaras Armee, die hauptsächlich aus den ehemaligen Rebellen im Norden | |
der Elfenbeinküste besteht und vor zwei Wochen in einer Blitzoffensive aus | |
dem Norden des Landes bis nach Abidjan vorstieß, schafft es bis Montag | |
nicht, die Millionenmetropole Abidjan vollständig zu kontrollieren. Bis | |
zuletzt hielten Gbagbo-treue Kämpfer große Teile des zentralen | |
Geschäftsviertels Plateau sowie des benachbarten Villenviertels Cocody, wo | |
sich die Präsidentenresidenz, das Hotel du Golf und die meisten | |
diplomatischen Vertretungen befinden. Bis zu eine Million Menschen sind aus | |
Abidjan geflohen, wo nach wie vor Gbagbos Milizen aktiv sind. | |
Mehrere hochrangige Mitstreiter Gbagbos sollen sich jetzt in französischem | |
Militärgewahrsam befinden. Pascal Affi NGuessan, Präsident von Gbagbos FPI | |
(Ivorische Volksfront), soll knapp der Lynchjustiz entgangen sein. Als sich | |
die Nachricht von Gbagbos Verhaftung in Abidjan verbreitete, kam es zu | |
spontanen Freudenfeiern. Die meisten Ivorer hoffen, dass jetzt endlich | |
Frieden einkehren kann. | |
11 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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