# taz.de -- Krise in der Elfenbeinküste: Gbagbo hofft auf Schutz durch Söldner | |
> Bis vor Kurzem standen angeblich Elitesoldaten aus Angola in Laurent | |
> Gbagbos engster Garde. Derweil harrt der Expräsident weiterhin in einem | |
> Bunker aus. | |
Bild: Soldaten des gewählten Präsidenten Outtara nehmen Kämpfer der Gegensei… | |
BERLIN/BRÜSSEL taz | Der ivorische Expräsident Laurent Gbagbo harrt | |
weiterhin in einem Bunker unter seiner weitläufigen Residenz in Abidjan | |
aus. Geschützt von bis zu 150 schwerbewaffneten Gardisten, hat er bislang | |
alle Angriffe zurückgeschlagen. Er könnte auch durchaus noch eine Weile | |
dort ausharren: Angeblich hat der Bunker vier Stockwerke und enthält | |
Lebensmittelvorräte, die für ein Jahr reichen. | |
Einem Berichte zufolge wird Gbagbos Garde von Elitesoldaten aus Angola | |
verstärkt. Der Sprecher des angolanischen Außenministeriums erklärte erst | |
am Mittwoch vor der Presse in Luanda, Gbagbo sei der "gewählte Präsident" | |
der Elfenbeinküste. Er solle nun eine Regierung der Nationalen Einheit | |
bilden. | |
Nach Informationen des Lettre du Continent in Paris, der Interna der | |
französischen Afrikapolitik analysiert, hat Angola bis vor kurzem | |
tatsächlich Gbagbo mit Soldaten unterstützt, diese aber mittlerweile | |
abgezogen. 130 angolanische Soldaten seien in der Nacht zum 31. März, als | |
sich die Armee des ivorischen Präsidenten Alassane Ouattara Abidjan | |
näherte, von Gbagbos Präsidentenpalast abgezogen und repatriiert worden, | |
heißt es im Informationsbrief in seiner jüngsten Ausgabe. Hohe Kader der | |
angolanischen Regierungspartei MPLA (Angolanische Volksbefreiungsbewegung), | |
darunter Generalsekretär Julião Mateus Paulo und Vizepräsident Robert | |
dAlmeida, hätten für ein Ende der Allianz mit Gbagbo plädiert. | |
## Enge Beziehungen zu Angola | |
Die einst marxistische MPLA steht der sozialistischen FPI (Ivorische | |
Volksfront) Laurent Gbagbos historisch nahe; dieses Bündnis geht auf die | |
Zeit zurück, als der 1993 verstorbene ivorische Präsident Félix | |
Houphouet-Boigny die Unita-Rebellen in Angola unterstützte. Gbagbo baute | |
nach seinem Amtsantritt 2000 enge Geschäftsbeziehungen mit Angola auf und | |
holte unter anderem die staatliche angolanische Ölgesellschaft Sonangol als | |
Partner in die ivorische Ölfirma SIR (Société Ivoirienne de Raffinage). | |
In der Afrikanischen Union (AU) war Angola nach der umstrittenen ivorischen | |
Präsidentschaftswahl vom November 2010 ein Fürsprecher Gbagbos, ebenso wie | |
Angolas enger Verbündeter Äquatorial-Guinea, das seit Januar die | |
AU-Präsidentschaft hält und jetzt das militärische Eingreifen der UNO und | |
Frankreichs kritisiert hat. | |
Dass ausländische Söldner auf Seiten Gbagbos kämpfen, wird bis heute immer | |
wieder berichtet. Japans Botschafter in Abidjan, dessen Residenz unweit der | |
Residenz Gbagbos liegt, musste am späten Mittwoch von französischen | |
Soldaten in einer Kommandoaktion evakuiert werden, nachdem seine Residenz | |
von "Söldnern" angegriffen wurde, wie er selbst sagte. Die Gbagbo-Kämpfer | |
installierten schwere Waffen auf dem Dach der japanischen Residenz und | |
enterten auch das Gebäude; drei Wachleute und ein Gärtner wurden | |
verschleppt, und der Botschafter schloss sich mit einem Dutzend Personen in | |
seinem Schlafzimmer ein, während die Angreifer das Haus plünderten. | |
7 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
D. Johnson | |
F. Misser | |
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