# taz.de -- Krise in der Elfenbeinküste: Franzosen greifen ein | |
> Die Kämpfe rund um die Residenz Gbagbos in Abidjan dauern an. In der | |
> Nacht intervenierte die französische Miltäreinheit "Einhorn", nachdem | |
> Frankreichs Botschaft beschossen worden war. | |
Bild: Gbagbo-Anhänger protestieren in Paris. | |
NAIROBI/ABIDJAN afp | Angesichts der Weigerung des abgewählten Präsidenten | |
der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, die Macht abzutreten, sind die Kämpfe | |
fortgesetzt worden. Die französische Einheit "Einhorn" nahm in der Nacht zu | |
Donnerstag Gbagbos Residenz am Regierungssitz in Abidjan unter Beschuss, | |
wie die französische Botschaft mitteilte. Der japanische Botschafter, der | |
sich nach einem bewaffneten Angriff verschanzt hatte, wurde in Sicherheit | |
gebracht. | |
Gbagbos Truppen in der Präsidentenresidenz und rundherum hätten das | |
benachbarte französische Botschaftsgebäude beschossen, erklärte die | |
Botschaft. Die französischen Soldaten hätten daher die Schüsse von | |
Hubschraubern aus erwidert. Die französische Einheit griff zudem auf Bitten | |
der UNO und Japans ein, um den japanischen Botschafter Yoshifumi Okamura | |
und seine Mitarbeiter zu retten, die sich nach einem bewaffneten Angriff in | |
einem Zimmer ihrer Botschaft verschanzt hatten. | |
Gbagbo-Anhänger hätten das Dach der japanischen Botschaft mit schweren | |
Waffen besetzt, teilte die französische Botschaft mit. Sie hätten | |
benachbarte Botschaften und die Zivilbevölkerung bedroht. Okamura und seine | |
Mitarbeiter seien wohlbehalten auf den französischen Stützpunkt Port-Bouët | |
gebracht worden. | |
Okamura hatte zuvor der Nachrichtenagentur AFP gesagt, seine Residenz in | |
Cocody sei von "Söldnern" angegriffen worden, die Raketen und Gewehrschüsse | |
abgefeuert und geplündert hätten. "Vier Personen, Sicherheitsbeamte und der | |
Gärtner, sind verschwunden. Es gibt viel Blut im Haus, überall Patronen", | |
sagte er. Einer seiner Mitarbeiter wurde demnach verletzt. | |
## Journalisten baten um Hilfe | |
Auch die USA teilten mit, dass einige Ausländer in Cocody in Bedrängnis | |
geraten seien. Rund 20 ausländische Journalisten sowie mehrere Diplomaten | |
hätten die USA darum gebeten, sie vor den Kämpfen in Sicherheit zu bringen, | |
sagte der für Afrika zuständige Vertreter des US-Außenministeriums, William | |
Fitzgerald. Die USA könnten allerdings nicht selbst eine Evakuierungsaktion | |
starten, da sie vor Ort keine Truppen hätten. Die US-Regierung koordiniere | |
die Anfragen daher mit der UN-Mission in der Elfenbeinküste (UNOCI) und der | |
französischen Einheit "Einhorn". | |
Fitzgerald sagte, nach einem Ende des Machtkampfs werde der international | |
anerkannte Wahlsieger Alassane Ouattara vor großen Herausforderungen | |
stehen. Er müsse das Volk einen, die humanitäre Krise beilegen und die | |
Wirtschaft wieder aufbauen. "Ouattara muss den Menschen Hoffnung bringen, | |
und ich denke, das wird er", sagte Fitzgerald. | |
In der westafrikanischen Elfenbeinküste tobt seit der umstrittenen | |
Präsidentenwahl im November ein blutiger Machtkampf zwischen Ouattara und | |
Gbagbo. Seit dem Beginn einer militärischen Offensive der Ouattara-Truppen | |
in der vergangenen Woche kamen mehrere hundert Menschen ums Leben. Am | |
Mittwoch hatte es so ausgesehen, als gehe der Machtkampf endlich zu Ende. | |
Gbagbos verschanzte sich jedoch weiter im Bunker der Präsidentenresidenz. | |
Ouattaras Soldaten gelang es nicht, die Residenz zu stürmen, wie ein | |
Augenzeuge berichtete. Frankreichs Verteidigungsminister Gérard Longuet | |
stellte derweil klar, dass sein Land Ouattaras Soldaten bei einer Offensive | |
gegen Gbagbo nicht aktiv unterstützen werde. Möglicherweise wären dazu aber | |
die angolanischen Streitkräfte, eine der schlagkräftigsten Armeen Afrikas, | |
bereit. Angola erkennt Ouattara als Wahlsieger an. | |
7 Apr 2011 | |
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