| # taz.de -- Amerikanischer Haushalt: Obama vermeidet den Shutdown | |
| > Der Haushaltsnotstand in den USA ist abgewendet. Das Budget für das | |
| > laufende Haushaltsjahr steht. 2011 sollen 38 Milliarden US-Dollar | |
| > eingespart werden. | |
| Bild: "Hallo, Leute!" Barack Obama beim Blitzbesuch am Lincoln Memorial. | |
| WASHINGTON taz | "Hallo, Leute", sagte Barack Obama, "genießt diesen | |
| Besuch." Der US-Präsident war im Laufschritt zu einem Überraschungsbesuch | |
| die Stufen zum Lincoln Memorial in Washington hochgeeilt, umgeben von einem | |
| Haufen Bodyguards und Kameraleuten. In der Nacht hatte er zusammen mit den | |
| beiden Männern an der Spitze von Repräsentantenhaus und Senat im | |
| allerletzten Moment den "Shutdown" abgewendet, den Haushaltsnotstand, bei | |
| dem die Schließung aller Regierungseinrichtungen drohte, darunter auch die | |
| des Memorials. Jetzt steht das Budget für das laufende Haushaltsjahr. | |
| Der Sparplan sieht vor, bis September Ausgaben in Höhe von 38,5 Milliarden | |
| US-Dollar zu streichen. Es ist der tiefste Einschnitt in einen | |
| Jahreshaushalt, den es je in der US-Geschichte gegeben hat. | |
| ## Lange Blockade | |
| Bei seiner Überraschungsvisite am Samstag lobte Obama die Fähigkeit zum | |
| Kompromiss. "Das ist ein Modell für die künftige Zusammenarbeit", sagte er. | |
| Im Poker über die Zahlen habe sich wochenlang keine Einigung abgezeichnet. | |
| Die DemokratInnen, die den Präsidenten und eine knappe Mehrheit im Senat | |
| stellen, und die RepublikanerInnen, die über eine große Mehrheit im | |
| Repräsentantenhaus verfügen, blockierten sich gegenseitig mit schier | |
| unvereinbaren Sparvorhaben. | |
| Die radikalsten Vorschläge machten die Mitglieder der Tea Party, die im | |
| November auf einer neuen rechten Welle in die beiden Kammern gekommen sind. | |
| Unter anderem wollten sie die Umweltausgaben kappen, weil sie die | |
| Klimaerhitzung als Mythos betrachten. Auch die Mittel für | |
| Familienplanungszentren sollten gekürzt werden - die Politiker behaupteten | |
| fälschlicherweise, die Planned-Parenthood-Zentren, in denen | |
| einkommensschwache Frauen eine gynäkologische Versorgung bekommen, seien | |
| hauptsächlich Abtreibungszentren. | |
| ## Übergangsregelung | |
| Die Streichungen bei den Umwelt- und Familienplanungsausgaben konnte Obama | |
| verhindern. Dennoch werden die Einsparungen schon in diesem Jahr | |
| schmerzlich werden, sagte der US-Präsident. Immerhin ermögliche der | |
| Kompromiss, den Familien, den Unternehmen und den USA eine "Zukunft". | |
| Die am Samstag unterzeichnete Regelung gilt nur für den Übergang, bis der | |
| Kongress das Vorhaben Mitte der Woche im Detail veröffentlicht. Erst dann | |
| wird klar sein, wo überall gespart wird. | |
| ## Auf Kosten der Armen | |
| Unter dem Druck hat Obama den US-Haushalt radikaler zusammengestrichen, als | |
| es selbst Ronald Reagan getan hat. Dennoch ist dieser Kompromiss erst der | |
| Anfang. Im nächsten Schritt wird der Kongress über den Jahreshaushalt für | |
| 2012 beraten. Dazu hat der republikanische Chef der Haushaltskommission, | |
| Paul Ryan, einen Plan vorgelegt, der noch sehr viel weiter geht. Neben | |
| radikalen Einschnitten und Privatisierungen in der Gesundheitsversorgung | |
| für Alte und sozial Schwache sieht er eine langfristige Steuersenkung für | |
| Spitzenverdiener vor. | |
| Robert Greenstein, Präsident des Center on Budget and Policy Priorities, | |
| rechnet vor, dass zwei Drittel der von Ryan vorgeschlagenen Kürzungen auf | |
| Kosten von Niedriglohnempfängern in den USA gehen. | |
| 10 Apr 2011 | |
| ## AUTOREN | |
| Dorothea Hahn | |
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