Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Japan ruft höchste Gefahrenstufe aus: Fukushima so schlimm wie Tsc…
> Das Atomunglück von Fukushima gilt nun offiziell als ebenso schwer wie
> das Reaktorunglück in Tschernobyl. Es wurde auf der höchsten Stufe 7
> eingeordnet. Unterdessen bebte die Erde am Morgen erneut.
Bild: Das Feuer bei Reaktor 4 dauerte nur sieben Minuten.
TOKIO dpa/dapd | Japan hat die Gefahr des Atomstörfalls im Kraftwerk
Fukushima auf die höchste Stufe angehoben. Das gab die Atomaufsichtsbehörde
in Tokio am Dienstag bekannt. Der Unfall hat damit jetzt die Einstufung 7,
was bisher nur die schwere Tschernobyl-Katastrophe hatte. Japan hatte am
Vortag angekündigt, weitere Gebiete evakuieren zu lassen. Unterdessen wurde
Japan am Morgen erneut von starken Nachbeben erschüttert. Ein Erdstoß der
Stärke 6,4 vor der Küste der Provinz Chiba ließ auch Häuser im benachbarten
Tokio wackeln. Es gab aber keine Berichte über Verletzte oder Schäden.
Die Anhebung der Schwere des Atomunfalls in Fukushima auf die Gefahrenstufe
7 bedeutet, dass es Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten
Umfeld gibt. Die in Fukushima freigesetzten radioaktiven Materialien würden
bislang zehn Prozent der von Tschernobyl betragen, hieß es. Die Regierung
kündigte an, die Messungen von Radioaktivität auszuweiten. Die freiwerdende
Radioaktivität habe sich jedoch zuletzt verringert. Die Strahlung stamme
überwiegend aus dem Reaktor 2, wo es am 15. März zu einer Explosion
gekommen war, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.
Das radioaktive Leck könnte jedoch die in Tschernobyl freigesetzte Menge
noch übertreffen, berichtete Kyodo unter Berufung auf den Betreiber Tepco.
Bisher hatte für drei Meiler im AKW Fukushima Eins die Stufe 5 gegolten.
Diese bedeutet nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS):
Begrenzte Freisetzung von radioaktiven Stoffen und Einsatz einzelner
Katastrophenschutzmaßnahmen. Stufe 7 bedeutet demnach: "Schwerste
Freisetzung: Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten
Umfeld." Demnach könnte ein Atomunfall auch ohne eine katastrophale
Explosion die höchste Stufe erreichen.
Nach der Katastrophe von Tschernobyl war eine Skala geschaffen worden, um
die Öffentlichkeit einheitlich über die Schwere eines Atomunfalls zu
informieren. Auf dieser siebenstufigen Ines-Skala (International Nuclear
and Radiological Event Scale) hatte bisher nur der Tschernobyl-Unfall die
höchste Einstufung 7 bekommen.
## Feuer in der Nähe von Reaktor 4
Auf dem Gelände des schwer beschädigten japanischen Atomkraftwerks
Fukushima-Daiichi brach am Dienstag ein Feuer aus. Betreiber Tepco
erklärte, das Feuer in der Nähe von Reaktor 4 sei klein gewesen und rasch
gelöscht worden. Es habe keine Auswirkungen auf die Arbeiten zur Kühlung
der Reaktoren gehabt.
Der Brand ereignete sich den Angaben zufolge in einem Behälter für
Batterien, der in einem Gebäude nahe dem Reaktor aufbewahrt wurde. Das
Feuer sei am Morgen gegen 6.38 Uhr entdeckt und innerhalb von sieben
Minuten gelöscht worden. Es war nicht klar, ob der Brand im Zusammenhang
mit einem Erdbeben der Stärke 6,3 stand, das kurz zuvor die Region
erschüttert hatte.
Das Erdbeben ereignete sich um 8.08 Uhr (Ortszeit). Eine Tsunami-Warnung
wurde nicht herausgegeben. Berichte über Verletzte oder neue Schäden lagen
nicht vor.
Am Vortag hatte ein weiteres starkes Erdbeben neue Probleme ausgelöst. Der
Erdstoß mit der Stärke 7,0 unterbrach kurzzeitig die Stromversorgung. Die
Kühlung der kritischen Reaktoren 1 bis 3 fiel für 50 Minuten aus. Das
Abpumpen verseuchten Wassers verzögerte sich. Auch das Einleiten von
Stickstoff zur Verhinderung von Wasserstoffexplosionen musste gestoppt
werden.
12 Apr 2011
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
## ARTIKEL ZUM THEMA
25 Jahre Tschernobyl: Die vergessenen Helfer
Mykola Wlassow und Anatolij Ligun haben die Folgen von Tschernobyl
beseitigt und ihre Gesundheit ruiniert. Ihr Lohn? Eine Bahnfahrt zum halben
Preis.
Belastung von Lebensmitteln: Atomstrahlen in Frankreich erhöht
Die unabhängige Strahlenmessstelle CRIIRAD warnt vor radioaktiv belasteter
Milch und Regenwasser in Europa. Die EU-Kommission bleibt bislang gelassen.
Kommentar zu Fukushima: Die Stufe 7
Fukushima ist offiziell der zweite "katastrophale Unfall" der Atomenergie.
Aber es ist nicht Tschernobyl. Wir werden neue Bilder finden müssen für die
Ruinen am Meer.
Energiepolitik in Japan: Der Öko-Irrtum der Japaner
Technologisch ist Japan führend bei erneuerbaren Energien. Dennoch ist der
Gesamtanteil gering. Denn bis zur Katastrophe hielten Japaner die Atomkraft
für grün.
Debatte Atomenergie: Ratlos vor der Kernfrage
Weltweit ist die Atomkraft noch lange nicht am Ende - trotz Fukushima. Doch
hierzulande wird sich der Umgang mit Risikotechnologien verändern.
Fukushima wieder einmal ohne Kühlung: 50 Minuten Zittern bei Stromausfall
Bei einem Nachbeben ist in Fukushima der Strom ausgefallen - Reaktoren
liefen ohne Kühlung. Greenpeace misst eine hohe Strahlenbelastung.
Gefährlicher AKW-Standort in Japan: Warten auf das Beben von Tokai
Der nächste große Atomgau droht 200 Kilometer südlich von Tokio im AKW
Hamaoka. Die Atomanlage steht direkt auf der Grenze von drei großen
tektonischen Erdplatten.
Arbeiter aus Fukushima evakuiert: Schweres Nachbeben erschüttert Japan
Nahe des havarierten Atomkraftwerks Fukushima ist es im Nordosten Japans zu
einem schweren Nachbeben gekommen. Unterdessen wurde die Evakuierungszone
um das AKW ausgeweitet.
Rettungsmaßnahmen in Fukushima: Hilflose Helfer ohne Handbuch
Planung, Ausrüstung, Erfolgsaussichten? Schlecht. Die Helfer in Fukushima
stehen im radioaktiven Wasser, um die Reaktoren zu kühlen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.