# taz.de -- Neue Offshore-Parks: Doping für die Energiewende | |
> Offshore-Parks sollen bald viel Strom liefern. Aber noch stehen die | |
> Anlagen nicht. Fünf Nordländer fordern jetzt vom Bund mehr Unterstützung | |
> für die Projekte. | |
Bild: Deutschlands erster Offshore-Windpark in der Nordsee. | |
BERLIN taz | Alle reden über Windparks auf dem Meer - besonders jetzt nach | |
Fukushima und mit Blick auf eine atomfreie Elektrizitätsversorgung. Für die | |
Stromproduktion auf hoher See gibt es viele Pläne und Genehmigungen. Nur | |
praktisch ist in Deutschland bislang nicht viel passiert. Deshalb fordern | |
jetzt fünf norddeutsche Länder von der Bundesregierung mehr Unterstützung | |
beim schnelleren Ausbau der Offshore-Windenergie. | |
Die Liste der genehmigten Parks ist eindrucksvoll. Für 28 Anlagen mit weit | |
über 1.000 Windrädern in den deutschen Gewässern der Nord- und Ostsee | |
wurden bereits Genehmigungen erteilt. Allerdings sind nur zwei Parks ganz | |
oder teilweise in Betrieb: Alpha Ventus bei Borkum mit 12 Rotoren und Bard | |
Offshore 1 nordwestlich von Borkum mit elf Windrädern. Baltic 1 in der | |
Ostsee beginnt demnächst mit der Stromlieferung. Alles andere ist | |
Zukunftsmusik. | |
Wenn es in diesem Tempo weitergeht, bliebe die Energiewende stecken, sagen | |
die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und | |
Mecklenburg-Vorpommern. Im Bundesrat wollen sie die Bundesregierung | |
auffordern, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Windparks | |
schneller gebaut werden. "Wir sollten darauf hinarbeiten, dass die | |
Kapazität der Stromproduktion in deutschen Gewässern bis 2025 rund 30.000 | |
Megawatt beträgt", sagte Bremens Umweltsenator Loske der taz. Das | |
entspräche etwa der heutigen Leistung von 25 Atomkraftwerken. Rund 100 | |
Windparks würden dafür benötigt. Sie könnten 15 bis 20 Prozent des | |
deutschen Strombedarfs decken. | |
Loske schägt vor, ein schon geplantes Windkraftförderprogramm der | |
öffentlichen KfW-Bank schneller auf denWeg zu bringen. Bisher sind 5 | |
Milliarden Euro für günstige Kredite zugunsten von Offshore-Windparks | |
eingeplant. Nach Loskes Ansicht sollte die KfW aber nicht nur selbst | |
Kredite geben, sondern auch Bürgschaften übernehmen für Kredite von | |
Geschäftsbanken an Parkbetreiber. | |
Loske weist darauf hin, dass Stadtwerken und anderen kleineren | |
Energieunternehmen meist das Geld fehle, um sich bei Offshore-Windparks zu | |
engagieren. "Heute haben nur die vier großen Energiekonzerne das Kapital, | |
um Windparks auf See zu bauen." Anlagen mit 300 Megawatt Leistung erfordern | |
derzeit Investitionen von etwa 1 Milliarde Euro. Wer eine Konzentration der | |
erneuerbaren Stromproduktion auf dem Meer in wenigen Händen verhindern | |
wolle, müsse deshalb die Finanzierungsmöglichkeiten ausweiten, so Loske. | |
Auch bei den Geschäftsbanken müsse etwas passieren: "Viele Banken haben | |
noch keine Geschäftsmodelle entwickelt, um Offshore-Windparks zu | |
finanzieren." Um das notwendige Kapital zu mobilisieren, schlägt Loske vor, | |
dass die Einnahmen, die die Lieferenten erneuerbaren Stroms aus der | |
Einspeisevergütung erhalten, zeitlich vorgezogen werden könnten. Dann | |
flösse das Geld teilweise als Vorauszahlung, um die hohen | |
Anfangsinvestitionen abzudecken. | |
14 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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