# taz.de -- Linke macht Rückzieher: 1.-Mai-Demo braucht neuen Anmelder | |
> Nach Medienhetze und interner Parteischelte zieht Mitarbeiter von | |
> Linken-Bundestagsabgeordneter Ulla Jelpke seine Anmeldung für die | |
> "Revolutionäre 1.-Mai-Demo" zurück. | |
Bild: So sah die 18-Uhr-Demo am 1. Mai 2010 aus. | |
Vier Tage hatte die Anmeldung der "Revolutionären 1.-Mai-Demo" Bestand. Am | |
Donnerstagmittag wurde sie zurückgezogen. Der Druck von Teilen der Medien | |
und Politik auf den Anmelder war zu groß. Der heißt Nikolaus Brauns, ist | |
parteilos und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Ulla Jelpke, der | |
innenpolitischen Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag. Er habe von | |
Jelpke und der Linken Schaden abwenden wollen, begründete Brauns den | |
Rückzieher. "Mit einer Medienhetze hatte ich gerechnet, aber nicht damit, | |
dass die Anmeldung für Wahlkampfzwecke missbraucht wird." | |
Es war der Tagesspiegel, der die Geschichte hochgejazzt hatte: | |
"Bundestagsmitarbeiter meldet Krawall-Demo an". Zu den empörten Stimmen, | |
die von der Zeitung zitiert werden, gehören nicht nur Politiker von CDU und | |
SPD. Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux, kritisiert | |
darin die Politik der Linken: "Als Regierungspartei sind sie für die | |
Sicherheit der Polizisten verantwortlich, auf der anderen Seiten melden sie | |
Demos an, von der mit hoher Wahrscheinlichkeit Gewalt ausgehen wird." Was | |
Lux am Donnerstag der taz sagte, klang etwas anders: "Ich habe kein Problem | |
damit, dass Brauns die Demo angemeldet hat." Das hört sich nach Rückzieher | |
an. Lux sagt, der Tagesspiegel habe ihn verkürzt wiedergegeben. Die | |
Linkspartei als Regierungspartei habe aber eine besondere Verantwortung | |
dafür, dass es friedlich bleibt. | |
Aber es war nicht nur der öffentliche Druck, dem sich Brauns gebeugt hat. | |
Auch die Linkspartei hat ihm Dampf gemacht. Offiziell wird das nicht | |
zugegeben: "Manche Menschen brauchen ein wenig Zeit zum Nachdenken", sagte | |
Henrik Thalheim, Sprecher der Linken-Fraktion im Bundestag, der taz. Man | |
sei über die Anmeldung "entsetzt", heißt es aus Berliner Parteikreisen. | |
"Wie kann man nur so blauäugig sein." | |
Anmelder Brauns sagt, er sei anfangs sogar ein bisschen stolz gewesen, dass | |
er die große Demonstration der radikalen Linken unterstützen konnte. Er | |
habe sich als Anmelder zur Verfügung gestellt, weil er die | |
antikapitalistischen Inhalte für legitim halte. Ihm sei an einer | |
Repolitisierung der Veranstaltung gelegen. "Es gibt keinen Grund, Randale | |
in Neukölln zu machen, ausgehend davon, dass die Anwohner mit den Inhalten | |
sympathisieren." Am besten für einen friedlichen Verlauf wäre, "wenn die | |
Polizei nicht auftaucht", meint Brauns. | |
14 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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