Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Brandanschlag auf Polizeiwache: Linke Autonome bekennen sich
> Zwei Tage nach dem Anschlag auf eine Polizeiwache in
> Berlin-Friedrichshain liegt ein Bekennerbrief vor. Die Bundesanwaltschaft
> zieht die Ermittlungen an sich.
Bild: Ein sichergestellter (Pflaster-)Stein des Anstoßes.
BERLIN taz | Das Bekennerschreiben streift alle aktuellen Aufreger der
Szene: die Räumung der Liebig 14, Polizeigewalt, den 1. Mai. Am Mittwoch
bekannten sich mutmaßlich Linksautonome zu dem Brandanschlag auf die
Friedrichshainer Polizeiwache in der Wedekindstraße. Die war am
Montagmorgen mit Brandsätzen attackiert worden. Inzwischen wird auf
höchster Ebene ermittelt: Die Bundesanwaltschaft hat den Fall an sich
gezogen.
"Von dieser wache werden die einsätze gefahren um den reibungslosen ablauf
von kommerz und profitmaximierung im friedrichshainer kiez zu sichern",
heißt es in dem [1][im Internet publizierten Schreiben]. Genannt wird das
linke Hausprojekt Liebig 14, für dessen Räumung Anfang Februar die Wache
organisatorisch zuständig war. Auch der bevorstehende 1. Mai ist Thema:
Kreuzberg drohe eine "polizeiliche besatzungszone" und ein
"experimentierfeld für konzepte der aufstandsbekämpfung" zu werden. Weiter
heißt es: "tatsächlich haben wir verdammt viele gute gründe mal so richtig
auf den putz zu hauen." Unterzeichnet ist mit "autonome gruppen".
Die Polizei prüfte am Mittwoch die Authentizität des Schreibens.
Polizeipräsident Dieter Glietsch war bereits von "linksextremistischen
Tätern" ausgegangen. In der Szene gebe es Kräfte, die vor keinem Verbrechen
zurückschreckten. Nach der Übernahme des Falls durch die Bundesanwaltschaft
ermittelt neben dem LKA nun auch das Bundeskriminalamt. "Im Hinblick auf
die Personengefährdung und das planmäßige Vorgehen hat die Tat eine
besondere Bedeutung", so ein Sprecher der Bundesanwaltschaft. Ermittelt
werde wegen versuchten gemeinschaftlichen Mordes.
Bei dem Anschlag in Friedrichshain hatten Unbekannte mehrere
Molotowcocktails in einen Vorraum der Wache geworfen, in dem sich ein
Putzmann befand. Er konnte von Polizisten in Sicherheit gebracht werden. Um
das Gebäude wurden sogenannte Krähenfüße - spitze Metallhaken - verstreut.
Die Täter flüchteten unerkannt.
In dem Bekennerschreiben wird eine Gefahr für den Putzmann bestritten. Der
"bulle" hätte sich bereits aus dem Vorraum entfernt gehabt, "als die
brandsätze durch die offen stehende tür flogen", heißt es. Zudem hätten
Warndreiecke auf die Krähenfüße hingewiesen. Polizei und Bundesanwaltschaft
weisen das als "falsch" und als "Schutzbehauptung" zurück. Die Brandsätze
hätten "in unmittelbarer Nähe" des Mannes gezündet, die Krähenfüße mehrere
Autos und Fahrräder beschädigt. Dass das Schreiben diese Rechtfertigungen
mitliefert, zeigt das arge Vermittlungsproblem der Täter: In der Szene
stößt der Anschlag vielfach auf Unverständnis.
Unterdessen sind Plakate aufgetaucht, die in ähnlichem Duktus für die
1.-Mai-Demo werben. "Für die soziale Revolte!", künden sie. Statt Reformen
brauche es einen "Sturm auf die herrschenden Beziehungen".
Innensenator Ehrhart Körting (SPD) verneinte eine zunehmende
linksextremistische Bedrohung. Es gebe konstant tausend gewaltbereite
Autonome in der Stadt. Für den 1. Mai sei die Polizei mit 5.000 Beamten
gewappnet - nicht nur in Kreuzberg, sondern auch mit "Raumdeckung in der
Stadt".
13 Apr 2011
## LINKS
[1] https://directactionde.ucrony.net/de/
## AUTOREN
Konrad Litschko
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.