| # taz.de -- Anti-Terror-Gesetze: Verlängern sicher, verschärfen möglich | |
| > Innenminister Friedrich will das Terrorbekämpfungsgesetz unbefristet | |
| > verlängern. Damit provoziert er einen neuen Streit in der Koalition. | |
| Bild: Innenminister Hans-Peter Friedrich posiert mit Bundespolizisten. Sie kön… | |
| BERLIN taz/dpa/dapd | Der Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) | |
| plant, das Terrorbekämpfungsgesetz unbefristet weiterlaufen zu lassen. Das | |
| berichtete die Zeitung Die Welt am Donnerstag mit Verweis auf einen ihr | |
| vorliegenden Gesetzentwurf aus dem Bundesinnenministerium. Die Behauptung | |
| der Welt, Friedrich plane mit seinem Gesetzentwurf eine Verschärfung der | |
| Anti-Terror-Gesetze, wies der Unionspolitiker jedoch zurück. Friedrichs | |
| Vorstoß provoziert einen Streit in der Regierungskoalition. Führende | |
| Vertreter der FDP hatten zuvor mehrfach betont, dass sie weder eine | |
| pauschale Verlängerung noch eine Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze | |
| unterstützen würden. | |
| Die Anti-Terror-Gesetze wurden als Reaktion auf den 11. September 2001 | |
| verabschiedet und sollten zum Jahresende auslaufen. Sie erlauben den | |
| Geheimdiensten erweiterte Befugnisse, um auf Daten von Unternehmen, Bürgern | |
| und Behörden zuzugreifen. Bis spätestens Juni muss die schwarz-gelbe | |
| Koalition über die Verlängerung der Gesetze entscheiden, die einst von der | |
| rot-grünen Bundesregierung beschlossen wurden. | |
| Friedrich gab seinem Gesetzentwurf den Namen "Rechtsschutzstärkungsgesetz". | |
| Neben der unbefristeten Verlängerung des Terrorbekämpfungsgesetzes sieht | |
| der Entwurf laut Welt vor, die Befugnisse der Sicherheitsbehörden in vier | |
| Bereichen zu stärken, unter anderem bei der Möglichkeit, Auskünfte von | |
| Luftfahrtunternehmen, der Finanzbranche und Telediensten einzuholen. Dass | |
| sich daraus eine Verschärfung der Gesetze ergebe, wies Friedrich jedoch im | |
| Laufe des Donnerstags zurück. "Ich plane keine Verschärfung der | |
| Anti-Terror-Gesetze", ließ er einen Ministeriumssprecher mitteilen. | |
| ## Kontrolle druch die G10 | |
| Das Gegenteil sei der Fall und an vielen Stellen eine bessere Kontrolle | |
| durch die G10-Kommission geplant. Die G10-Kommission des Bundestages | |
| entscheidet über die Notwendigkeit und Zulässigkeit sämtlicher Maßnahmen | |
| der Nachrichtendienste im Bereich des Brief-, Post- und | |
| Fernmeldegeheimnisses. Friedrich betonte: "Die aktuelle Sicherheitslage | |
| allerdings erlaubt keine Aufhebung der von Rot-Grün verabschiedeten | |
| Anti-Terror-Gesetze, so wie die FDP das will." | |
| Die innenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz, | |
| reagierte mit deutlichen Worten auf den Gesetztentwurf: "Einem | |
| Hau-Ruck-Verfahren, das ohne Analyse einfach alle Befugnisse unbefristet | |
| verlängert, wird die FDP-Bundestagsfraktion nicht zustimmen. Gerade die | |
| Eingriffe in Grundrechte bedürfen einer belastbaren Rechtfertigung, nicht | |
| deren Verteidigung." Bevor eine Verlängerung im Raum stünde, gelte es | |
| zunächst, die Notwendigkeit der einzelnen Befugnisse zu untersuchen. | |
| Nachdem Friedrich die Behauptung, er wolle die Gesetze verschärfen, | |
| abgestritten hatte, ließ das Bundesjustizministerium verlauten: "Wenn die | |
| Verschärfungen der Anti-Terror-Gesetze nun tatsächlich vom Tisch sein | |
| sollten, ist das natürlich positiv. Das dürfte den weiteren Verlauf der | |
| schwierigen Abstimmungsgespräche befördern." | |
| Peter Schaar, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, mahnte an, dass | |
| ihn das Innenministerium umgangen und er nur durch Zufall von dem | |
| Gesetzentwurf erfahren habe. Schaar hätte eigentlich ein Recht auf | |
| Mitwirkung an dem Gesetzentwurf gehabt, doch Friedrich hatte den | |
| Datenschützer umgangen, indem er den Gesetzentwurf umbenannte und ihn als | |
| "förmliche Formulierungshilfe" an das Kanzleramt und die übrigen | |
| Ministerien sandte. Auch inhaltlich kritisierte Schaar den Gesetzentwurf. | |
| In einem Brief an Friedrich schrieb er, der "regierungsinterne | |
| Evaluierungsbericht" enthalte keine Grundlage für die geplante | |
| "vollständige Entfristung" der Anti-Terror-Gesetze: "Den Entwurf lehne ich | |
| daher mit Nachdruck ab." SFI | |
| 21 Apr 2011 | |
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