# taz.de -- Jörg Jaksche über Doping im Radsport: "Die Angst fährt immer mit" | |
> Jörg Jaksche kehrt nicht in den Profiradsport zurück – obwohl er es | |
> wollte. Vor vier Jahren hat er als Kronzeuge im Dopingskandal ausgesagt | |
> und ist in der Szene seitdem eine Persona non grata. | |
Bild: Vergangene Zeiten: Jaksche 2006 bei der Tour de Suisse. | |
Im Februar diesen Jahres ging es durch die Presse: Jörg Jaksche stehe vor | |
dem Comeback. Er habe wieder einen Radrennstall gefunden. „"Ja, es gab | |
ernsthafte Gespräche mit dem Team Christina Watches", sagt er im aktuellen | |
sonntaz-Gespräch, "ich bin in gewisser Weise immer noch erfolgshungrig." | |
Die Nachricht galt in Radrennkreisen als Sensation. Denn jahrelang war Jörg | |
Jaksche in der Szene eine Persona non grata, ein Nestbeschmutzer. Er hatte | |
als Kronzeuge im Dopingskandal rund um die Tour de France 2007 ausgesagt, | |
Dopingstrukturen offen gelegt und zugegeben, dass er selbst seit 1997 | |
gedopt hat. Der Vorteil, den er aus seinem Bekenntnis zog: nur ein Jahr | |
Sperre. Der Nachteil: Er fand kein Team mehr, das ihn haben wollte. | |
Jaksches Verbindungen zum Team Christina Watches überraschten auch deshalb, | |
weil er dort mit dem Dänen Michael Rasmussen gefahren wäre, der 2007 als | |
Führender von der Tour ausgeschlossen wurde und als einer der schlimmsten | |
Vertreter der Doping-Zunft gilt. Hingegen hatte sich Jaksche durch seine | |
Aussagen ja zumindest das Image gegeben, dass er die Dopingpraktiken im | |
Radsport nicht länger gut heißen kann. | |
Dass er kürzlich dem Team Christina Watches doch eine Absage erteilte und | |
damit das Ende seiner Radrennsportkarriere besiegelte, hängt – seinen | |
Aussagen zufolge – tatsächlich damit zusammen, dass im Radsport weiter | |
gedopt werde. Die Meldungen über Riccardo Ricco, der sich in diesem | |
Frühjahr Blutkonserven verabreichte, die er über drei Wochen im Kühlschrank | |
gelagert hatte und über Patrik Sinkewitz, der positiv getestet wurde, | |
hätten bei Jaksche den Ausschlag gegeben, dass er dem Team Christiana | |
Watches eine Email schrieb und absagte. | |
"Du merkst, dass sich doch nichts geändert hat in der Radpsortspzene. Es | |
sind immer noch die gleichen Leute tätig, ich wäre vor den gleichen Fragen | |
gestanden, vor denen ich schon vor einem Jahr stand. Nein, es hat einfach | |
keinen Sinn", sagt er der sonntaz. Also kein Comeback für Jörg Jaksche. | |
Stattdessen studiert der 1976 geborene Radsportler, dessen größtes | |
Erfolgsjahr 2004 war, als er bei der Mittelmeer-Rundfahrt und bei der Tour | |
Paris-Nizza siegte, nun Betriebswirtschaftslehre in Innsbruck. | |
Er tue sich schwer mit dem Lernen, gesteht er. „Ich fühle mich, als hätte | |
ich in den letzten siebzehn Jahren mein Gehirn auf französischen | |
Landstraßen verbraten und verbrannt. Es braucht jetzt einfach alles drei | |
Gehirnumdrehungen mehr, bis es läuft“. | |
Wie er sein neues Leben als Ex-Radsportler dennoch in den Griff bekommt, | |
welche Ziele, welche Leidenschaften er verfolgt, warum er glaubt, dass es | |
weiterhin Doping im Radsportgeben wird – das alles und mehr lesen Sie im | |
kompletten sonntaz-Gespräch in der Osterausgabe der taz. | |
23 Apr 2011 | |
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