# taz.de -- Katastrophenregion im Norden Japans: Besuch aus Australien | |
> Die Australische Regierungschefin Julia Gillard hat das japanische | |
> Katastrophengebiet besucht. Sie zeigte sich entsetzt von der Zerstörung. | |
> Tepco will die Brennstäben jetzt vorsichtiger kühlen. | |
Bild: Erklärung des Unfassbaren: Bürgermeister Jin Sato führt Julia Gillard … | |
MINAMISANRIKU dapd | Die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard hat | |
am Samstag als erste ausländische Regierungschefin die Erdbebenregion in | |
Japan besucht. In dem von dem Tsunami verwüsteten Fischerort Minamisanriku | |
wurde Gillard von Bürgermeister Jin Sato durch die Trümmerlandschaft | |
geführt. | |
Angesichts des Ausmaßes der Zerstörung zeigte sich die australische | |
Regierungschefin entsetzt. Sato zeigte ihr die Überreste des Gebäudes des | |
Katastrophenschutzes, in dem er den Tsunami am 11. März erlebt hatte. Ein | |
kleiner Schrein mit Blumen inmitten der Trümmer erinnerte an die Opfer der | |
Naturkatastrophe. "Es ist ein Anblick von unglaublicher Tragik und | |
unglaublichem Leid", sagte Gillard. | |
In dem Ort kamen hunderte Menschen bei Erdbeben und Tsunami ums Leben oder | |
gelten seither als vermisst. Gillard besuchte eine Notunterkunft für | |
Evakuierte und beschenkte Kinder mit Spielzeug-Koalabären und -Kängurus. | |
Gillard hielt sich insgesamt vier Tage lang in Japan auf, am Samstagabend | |
wollte sie nach Südkorea weiterreisen. | |
Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima-Daiichi erklärte am | |
Samstag, 30 Arbeiter der Anlage seien einer Strahlung ausgesetzt gewesen, | |
die den früher geltenden Grenzwert von 100 Millisievert pro Jahr | |
übersteige. Der Grenzwert wurde inzwischen auf 250 Millisievert angehoben. | |
Diese Dosis habe keiner der Arbeiter bislang erreicht, erklärte Tepco. | |
## Strahlenwerte der Arbeiter sollen streng überwacht werden | |
Leitende Angestellte seien aufgefordert worden, die Grenzwerte ihrer | |
Mitarbeiter streng zu überwachen, sagte Tepco-Sprecher Junichi Matsumoto. | |
Sollte sich die Strahlenmenge dem Grenzwert nähern, müssten die Arbeiter | |
von risikoreichen Aufgaben entbunden und an ungefährlichere Arbeitsplätze | |
versetzt werden. | |
In der Nähe von Reaktorblock 3 hätten Techniker einen Zementblock mit einem | |
Strahlungswert von 900 Millisievert pro Stunde entdeckt, meldete die | |
japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag. Arbeiter hätten das | |
kontaminierte Material mit schwerem Gerät beiseite geschafft. | |
Bei der Kühlung der abgebrannten Brennstäbe im Reaktorblock 4 will Tepco | |
künftig mehr Vorsicht walten lassen. Das Unternehmen fürchte, dass die | |
Flutung der Abklingbecken mit frischem Wasser die Außenwände weiter | |
beschädige, berichtete der japanische Fernsehsender NHK am Samstag. In | |
Zukunft werde Kühlwasser nur noch vorsichtig eingeleitet und der | |
Wasserstand sowie die Temperatur ständig überprüft. Im Block 4 werden 1.535 | |
abgebrannte Brennstäbe gelagert. | |
Die japanische Eisenbahn kündigte unterdessen an, die | |
Hochgeschwindigkeitszüge zwischen Tokio und Sendai, der größten Stadt in | |
der von dem verheerenden Erdbeben am 11. März betroffenen Region, nähmen am | |
Montag wieder ihren Betrieb auf. | |
24 Apr 2011 | |
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Schwerpunkt Atomkraft | |
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