# taz.de -- Sichere Geldanlagen: Das beste Gold ist aus Beton | |
> Berufene fürchten, unser Geld könnte bald viel weniger wert sein. Es | |
> stellt sich die Frage: Wo legt man es am besten an? Immobilien, Kupfer, | |
> Wetten? | |
Bild: Was tun mit dem Geld? | |
BERLIN taz | Millionäre haben es schwer. Sie werden gerade von argen Sorgen | |
über die Zukunft ihres Vermögens geplagt, wie eine Umfrage im Auftrag der | |
Commerzbank zeigte. Gut die Hälfte von ihnen hat besonders Angst von einer | |
Vermögensentwertung durch Inflation, und das mit Grund. Schließlich haben | |
die Zentralbanken zur Krisenbekämpfung die Wirtschaft nur so mit Geld | |
geflutet, und schließlich werden Rohstoffe durch Knappheit und Spekulation | |
immer teurer. Aber auch Normalsterbliche kann es hart treffen. | |
Wie zum Beispiel eine Freundin, die auf einmal auch von Geldsorgen geplagt | |
ist, seit ihre Kinder je eine fünfstellige Summe geerbt haben. Wie soll sie | |
das Erbe für ihre Töchter nur anlegen? Und zwar so, dass die Renditen eine | |
etwaige Geldentwertung ausgleichen und das Erbe wenigstens nicht | |
geschrumpft ist, bis die Kinder volljährig sind? | |
In Deutschland erreichte die Inflationsrate im März 2,1 Prozent. Das ist | |
der höchste Wert seit zweieinhalb Jahren. Und Experten glauben, dass es | |
schlimmer werden könnte. Mit Spannung werden die Inflationszahlen für April | |
erwartet, die das Statistische Bundesamt heute präsentiert. Kürzlich musste | |
die europäische Statistikbehörde ihre Inflationsrate für die Euroländer | |
nach oben korrigieren, auf jetzt 2,7 Prozent. | |
Die Europäische Zentralbank sah sich zu präventivem Handeln veranlasst und | |
erhöhte ihren Leitsatz jüngst um einen viertel Prozentpunkt. Der scheidende | |
Bundesbankchef Axel Weber geht von einer Preissteigerungsrate von demnächst | |
3 Prozent in Deutschland aus, und der Chefvolkswirt der Bundesbank unkte | |
vor einiger Zeit schon über Werte bis zu 4 Prozent in den kommenden Jahren. | |
Also besser auf Nummer sicher gehen. Aber wie legt man so eine Erbschaft | |
inflationssicher an? Wie rettet man sein Geld vor der Inflation? | |
## Sichere Bundesanleihen | |
Bundesanleihen etwa gelten zwar als todsicher, was ihre Rückzahlung | |
anbelangt, aber dafür sind die Zinsen äußerst bescheiden. Die Rendite von | |
Anleihen, die in drei Jahren zurückgezahlt werden, wenn beide Kinder flügge | |
geworden sind, beträgt derzeit 2 Prozent. Das gleicht nicht mal die | |
aktuelle Geldentwertung ganz aus. Sollte sich die Inflation beschleunigen, | |
hat man am Ende einen Verlust gemacht. | |
Also muss etwas Lukrativeres her. Unternehmensanleihen etwa: Die locken | |
wegen des größeren Ausfallrisikos mit einer höheren Rendite. Drei Prozent | |
sind es derzeit zum Beispiel für eine Daimler-Anleihe, die noch drei Jahre | |
läuft. Wenn man sich länger festlegt, sagen wir noch sechs Jahre, sind es | |
gut 3,6 Prozent. Aber wer weiß schon, was bis dahin passiert? Wenn die | |
Inflationsrate wieder - wie schon in den siebziger Jahren und Anfang der | |
Neunziger - über 4 Prozent klettert, guckt man als Anleger in die Röhre. | |
Ganz zu schweigen davon, wenn der Konzern sich für zahlungsunfähig erklärt. | |
Eher unwahrscheinlich? Das hatten die Anleger vom US-Autokonzern General | |
Motors auch angenommen. Bis er dann vor zwei Jahren in Konkurs ging. | |
Mit Gold kann einem so was nicht passieren. Deshalb gilt es schon seit | |
jeher als der klassische "sichere Hafen". Als solcher wurde es seit der | |
2007 ausgebrochenen Finanzkrise wieder neu entdeckt. Die Nachfrage nach dem | |
Edelmetall stieg und stieg und damit der Preis, bis er vor Ostern erstmals | |
die Grenze von 1.500 US-Dollar für die Feinunze (31 Gramm) überschritt. Das | |
heißt, statt 285 Euro vor zehn Jahren muss man jetzt schon 1.034 Euro dafür | |
hinlegen. Ganz schön teuer, um jetzt noch einzusteigen. Zumal sich die | |
Geldanlage in Barren und Münzen nur lohnt, wenn der Preis noch weiter | |
kräftig klettert, denn Sparzinsen gibt es ja nicht dafür. | |
Also vielleicht Aktien? Heißt es nicht, dass vor allem Aktienbesitzer ihr | |
Vermögen retten konnten damals in der Währungsreform von 1948, in der jeder | |
Westdeutsche für 100 alte Reichsmark nur 6,50 D-Mark bekam? Aber Vorsicht, | |
auch Aktien sind, ähnlich wie Gold, schon jetzt sehr, sehr teuer. Der | |
deutsche Aktienindex DAX hat sich binnen zwei Jahren annähernd verdoppelt. | |
Haben die Aktienkurse da wirklich noch viel Luft nach oben? Vielleicht. | |
Vielleicht aber auch nicht angesichts zahlreicher Risiken, wie der hohen | |
Erdölpreise und der dräuenden Schuldenkrisen in der Eurozone und den USA. | |
## Geldanlage nach ethischen Gesichtspunkten | |
Dann vielleicht lieber eine Geldanlage nach ethischen oder ökologischen | |
Gesichtspunkten? Die wird doch oft als Möglichkeit gepriesen, gutes Geld | |
mit gutem Gewissen zu verdienen. Leider ist nicht sicher, ob die Freundin | |
damit auch gegenüber ihren Töchtern ein gutes Gewissen behielte. | |
Solarfirmen erlebten jedenfalls im vergangenen Jahr einen regelrechten | |
Absturz. Und auch so mancher Ethikfonds wies eine eher maue Performance auf | |
oder machte sogar Verluste, zum Beispiel weil er in Solaraktien investiert | |
hatte. Sicherheit sieht anders aus. | |
Banken haben die Verunsicherung der Kundschaft inzwischen als prima | |
Geschäftschance erkannt. Sie preisen diverse "Finanzprodukte" als Ausweg | |
an: von Rohstofffonds, durch die man an den steigenden Öl- oder | |
Weizenpreisen partizipieren können soll, über inflationsindexierte | |
Anleihen, deren Verzinsung parallel zur Inflation steigt, bis zu | |
Garantiezertifikaten, die wenigstens die Rückzahlung des eingesetzten | |
Kapitals versprechen. | |
Der Haken ist, dass die kunstvoll konstruierten Wertpapiere zusätzliche | |
Kosten beziehungsweise geringere Renditen mit sich bringen, aber nicht | |
unbedingt zusätzliche Sicherheit. Denn auch sie basieren letztlich auf | |
Wetten - etwa darauf, dass die Inflationsrate oder die Rohstoffpreise | |
kräftig ansteigen. Dabei reden jetzt schon manche Händler von Preisblasen, | |
etwa beim Kupfer. Wer weiß schon, wann die Blase platzt? | |
Und Zertifikate sind spätestens seit der Lehman-Pleite, durch die viele | |
Zertifikatekäufer ihr Geld verloren haben, auch nicht jedermanns Sache. | |
Kein Wunder, dass darum viele Leute auf bleibende Werte setzen: auf | |
Immobilien, von Anlegern auch liebevoll Betongold genannt. | |
Über ein paar Dinge sollte man sich als angehender Immobilienhai aber schon | |
im Klaren sein. Erstens muss man sich um Wohnung oder Haus, anders als um | |
ein Wertpapierportfolio, aktiv kümmern, und das kostet meist Geld. Zweitens | |
kann man das Geld nicht ohne weiteres wieder verflüssigen, wenn man es | |
braucht, zum Beispiel um den Kindern ein Studium zu finanzieren. | |
Und schließlich: Es handelt es sich nicht gerade um einen Geheimtipp. Die | |
Preise vor allem in den vielversprechenden Lagen sind jetzt schon kräftig | |
gestiegen. Auch wenn es in Deutschland nicht nach einem Immobiliencrash à | |
la Irland aussieht, so sind doch weiter steigende Preise mitnichten | |
garantiert. Und seine Mieter kann man auch nicht wie Zitronen auspressen, | |
um zum Ausgleich höherer Inflationsraten höhere Mieteinnahmen | |
herauszuholen. | |
Einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge | |
hat ein Fünftel aller Vermieter in den vergangenen fünf Jahren Verluste | |
eingefahren. Geradezu erstaunlich, dass meine Freundin trotz dieses | |
Bedenkenbombardements doch noch eine Lösung gefunden hat. Sie zahlt mit der | |
Erbschaft der Kinder die Hypothek fürs eigene Reihenhaus ab und macht diese | |
so zu Immobilienmitbesitzern - aber zu den Preisen von vor über einem | |
Jahrzehnt, als das Haus gekauft worden war. | |
Wohl der, die zum richtigen Zeitpunkt in den Markt eingestiegen ist! Der | |
Haken an dieser Strategie: Welches der richtige Zeitpunkt ist, egal ob für | |
Häuser, Aktien oder Gold, das weiß man leider immer erst hinterher. | |
27 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Nicola Liebert | |
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