# taz.de -- Versöhnung Hamas und Fatah: Hamas gegen Sicherheitskooperation | |
> Die Einigung zwischen Hamas und Fatah kam überraschend zustande. Ein | |
> Streitpunkt ist bereits jetzt die Sicherheitskooperation mit Israel. | |
Bild: In Israel ist man skeptisch wegen der neuen Partnerschaft zwischen Mahmou… | |
JERUSALEM taz | Kaum sind sich die Vertreter von Hamas und Fatah einig, | |
tauchen schon die ersten Probleme auf. Der Hamas ist die Kooperation der | |
Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) mit der | |
israelischen Armee ein Dorn im Auge. | |
Muschir al-Masri, Abgeordneter der Hamas im Gazastreifen, sprach am | |
Donnerstag in einem Interview mit dem israelischen Hörfunk von einem | |
"Verbrechen". Die Sicherheitskooperation müsse sofort beendet werden. Die | |
Zusammenarbeit der Polizisten der Autonomiebehörde und der israelischen | |
Soldaten konzentriert sich in erster Linie auf die islamischen Extremisten. | |
Einen Tag nach der überraschenden Einigung zwischen Fatah und Hamas, die | |
mithilfe des Vermittlers Murad Muwafi zustande kam, des neuen Chefs des | |
ägyptischen Geheimdienstes, dringen immer mehr Details an die | |
Öffentlichkeit. Die technokratische Übergangsregierung soll innerhalb von | |
spätestens acht Monaten ersetzt werden. Bis dahin werden laut Plan | |
Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden. Der Präsident | |
entscheidet vorerst über das politische Programm, über das allerdings ein | |
Konsens gefunden werden muss. | |
An Israel gewandt betonte Palästinenserpräsident Abbas gestern, dass die | |
Übergangsregierung kein Hindernis für Friedensgespräche sei. "Die PLO ist | |
für die Verhandlungen zuständig", sagte er. Die künftige Regierung werde, | |
so bestätigte auch ein Sprecher der Hamas, mit Friedensverhandlungen nichts | |
zu tun haben. | |
"Die arabischen Revolutionen haben den Prozess beeinflusst", sagte Mussa | |
Abu Marsuk, Verhandlungsdelegierter der Hamas gegenüber der | |
palästinensischen Nachrichtenagentur Maan. Die zunächst nur mit Initialen | |
unterzeichnete Einigung sieht die Errichtung mehrerer Komitees vor. Ein | |
zwölfköpfiges Richterkomitee soll die Wahlen beobachten. Außerdem wird es | |
ein Sicherheitskomitee geben, das eine Fusion der Sicherheitsdienste von | |
Fatah und Hamas begleitet. | |
Das Kernproblem bei dem innerpalästinensischen Konflikt ist die | |
Machtverteilung. Die Hamas hatte 2006 die Wahlen gewonnen, trotzdem behielt | |
die Fatah de facto vor allem bei den Sicherheitsdiensten die wichtigen | |
Posten für sich. | |
## Sicherheitsgarantie für Abbas | |
Bis heute sitzen zahlreiche Aktivisten der Hamas in Gefängnissen im | |
Westjordanland, Fatah-Anhänger wiederum harren hinter Gittern in Gaza. | |
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wich der Frage nach einer Amnestie aus. | |
Es gebe im Westjordanland keine politischen Häftlinge, meinte er im Verlauf | |
einer Pressekonferenz in Ramallah. Die Insassen palästinensischer | |
Gefängnisse hätten gegen das Gesetz verstoßen. | |
Die Kooperation zwischen der Autonomiebehörde in Ramallah und Israel | |
funktioniert und wird von den Köpfen des israelischen Sicherheitsapparates | |
regelmäßig gelobt. Nach der blutigen Machtübernahme der Hamas im | |
Gazastreifen verbündeten sich Israel und die Fatah gegen den gemeinsamen | |
Feind. | |
Die Besatzungssoldaten sind auch eine Sicherheitsgarantie für Abbas. | |
"Natürlich wird die Sicherheitskooperation weitergehen", kommentierte | |
Hussein al-Scheich, Minister für zivile Angelegenheiten, gestern in | |
Ramallah. "Die Kooperation ist im Interesse beider Seiten, des | |
palästinensischen Volkes und Israels." | |
In Israel sind die Reaktionen über die innerpalästinensische Versöhnung | |
gemischt. Während Verteidigungsminister Ehud Barak noch nicht daran glaubt, | |
dass es tatsächlich eine stabile Einheitsregierung in Ramallah geben wird, | |
prognostizierte der streitbare Außenminister Avigdor Lieberman bereits aus | |
dem Westjordanland abgeschossene Raketen auf Israel. "Die rote Linie ist | |
überschritten", meinte Liebermann. Israel müsse nun über die nächsten | |
Schritte entscheiden. | |
Einig sind sich ausnahmslos alle Koalitionspolitiker darüber, dass die | |
Hamas als Verhandlungspartner ausscheidet. In einem emotionalen Appell an | |
Abbas schrieb Staatspräsident Schimon Peres: "Hand in Hand mit Terroristen | |
zu gehen, bedeutet einen Schritt rückwärts zu tun. Es wird die Gründung des | |
palästinensischen Staates verhindern." Auch für Oppositionsführerin Zipi | |
Livni (Kadima) kommen Verhandlungen mit der Hamas nicht in Frage. | |
28 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
## TAGS | |
Israel | |
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