# taz.de -- Feierliche Zeremonie in Kairo: Versöhnung beginnt mit Eklat | |
> Die feierliche Unterzeichnung des Abkommens zwischen Hamas und Fatah in | |
> Kairo wird von Eifersüchteleien überschattet. Präsident Abbas besucht | |
> Berlin. | |
Bild: Ist es wirklich wahr? Umzug anlässlich der Versöhnung zwischen Hamas un… | |
BERLIN taz | Ganz ohne Streit ging es bei der feierlichen Unterzeichnung | |
des Versöhnungsabkommens denn doch nicht ab. Palästinenserpräsident Mahmud | |
Abbas, zugleich Chef der al-Fatah, weigerte sich zunächst, auf dem Podium | |
neben seinem Hamas-Kollegen Chalid Maschal Platz zu nehmen. Als Präsident | |
gebühre ihm allein die herausragendere Rolle, forderte Abbas. Auch | |
verlangte er, als Einziger nach der Zeremonie eine Rede zu halten, was | |
Maschal ihm ebenfalls streitig machen wollte. | |
Nach einstündiger Verzögerung ging dann die Unterzeichnung im Konferenzsaal | |
des ägyptischen Geheimdienstes in Kairo doch noch über die Bühne. An der | |
Zeremonie nahmen der ägyptische Außenminister Nabil al-Arabi, der Chef der | |
Arabischen Liga Amru Mussa, die Repräsentanten der palästinensischen | |
Fraktionen sowie vier arabische Knesset-Abgeordnete teil. Ägypten hat eine | |
herausragende Rolle bei der Vermittlung des Abkommens gespielt. | |
Mit der Unterzeichnung beenden Hamas und Fatah eine fast vierjährige | |
erbitterte innerpalästinensische Fehde. "Wir verkünden den Palästinensern, | |
dass wir die schwarze Seite der Spaltung für immer zuschlagen", sagte | |
Mahmud Abbas und kündigte einen baldigen Besuch im Gazastreifen an. "Die | |
Versöhnung ebnet den Weg, um das palästinensische Haus in Ordnung zu | |
bringen und einen gerechten Frieden zu erreichen", sagte er an der Seite | |
von Chalid Maschal, der auch noch kurz zu Wort kommen durfte. Maschal | |
plädierte diplomatisch für die "Bildung eines souveränen Staates | |
Palästina". | |
## Wahlen innerhalb eines Jahres | |
Die Details der Vereinbarung, die von 15 palästinensischen Fraktionen und | |
Gruppen bereits gestern unterzeichnet worden war, sehen die | |
gemeinschaftliche Bildung einer Koalitionsregierung vor, die mit | |
parteifernen Personen besetzt werden soll. Innerhalb eines Jahres soll | |
diese Übergangsregierung dann Parlaments- und Präsidentenwahlen | |
vorbereiten. Verschiedene Komitees sollen sich um eine Vereinheitlichung | |
der diversen Sicherheitskräfte bemühen. De facto wird Fatah vorerst weiter | |
das Westjordanland regieren und die Hamas den Gazastreifen. | |
An Israel, das die Einheitsregierung entschieden ablehnt, richtete Abbas | |
die Forderung, sich zwischen Siedlungspolitik und Frieden zu entscheiden. | |
Die fragile und mit Fragezeichen versehene Einigung gilt aber als | |
Voraussetzung dafür, dass die Palästinenser, wie bislang geplant, im | |
September von der UN-Vollversammlung die Anerkennung ihres Staates in den | |
Grenzen von 1967 fordern können. | |
Zumindest außenpolitisch kann Abbas jetzt wieder mit Recht von sich | |
behaupten, dass er den Gazastreifen und das Westjordanland repräsentiere. | |
Dies dürfte für ihn schon von Bedeutung sein, wenn er am heutigen | |
Donnerstag in Berlin auf Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft. Deutschland | |
hat sich bislang gegen eine "einseitige" Anerkennung Palästinas | |
ausgesprochen. | |
4 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Georg Baltissen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ausschreitungen an der Grenze: Droht Israel jetzt eine "dritte Intifada"? | |
Demonstranten in Kairo fordern den Abbruch der Beziehungen mit Israel. Die | |
Regierung in Jerusalem legt bei der UNO Beschwerde wegen Grenzverletzungen | |
ein. | |
Hamas und Fatah unterzeichnen Einigung: Wackliges Bündnis der Hoffnung | |
In Kairo wird nun das Abkommen zwischen Hamas und Fatah besiegelt. Offen | |
sind Sicherheitsfragen und die Besetzung einer Einheitsregierung. | |
Versöhnung zwischen Hamas und Fatah: "Beide Seiten werden vorsichtig sein" | |
Die Veränderungen in den arabischen Ländern setzen auch bei den | |
Palästinenserorganisationen Fatah und Hamas etwas in Bewegung, sagt der | |
Politologe Abdel Sattar Kassem. | |
Kommentar Einigung Hamas und Fatah: Späte Einsicht | |
Trotz aller Schwierigkeiten ist die Versöhnung zwischen Hamas und Fatah ein | |
Grund zur Freude. Ein palästinensischer Staat hat wieder Kontur bekommen. | |
Versöhnung Hamas und Fatah: Hamas gegen Sicherheitskooperation | |
Die Einigung zwischen Hamas und Fatah kam überraschend zustande. Ein | |
Streitpunkt ist bereits jetzt die Sicherheitskooperation mit Israel. | |
Palästinensische Regierung geplant: Fatah und Hamas wieder einig | |
In Ägypten haben Vertreter der palästinensischen Fraktionen Fatah und Hamas | |
ihre Feindschaft beigelegt. Nun soll eine gemeinsame Regierung gebildet | |
werden. |