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# taz.de -- Olympia 2018: Festmahl, bezahlt aus leeren Kassen
> Der deutschen Olympia-Bewerbung fehlt immer noch Geld. Und gleichzeitig
> wird Geld für Boni verschwendet. Das Etatloch müssen am Ende wohl die
> Steuerzahler stopfen.
Bild: Gruppenfoto im Antiquarium der Münchner Residenz. Was das Festmahl dort …
MÜNCHEN taz | Seit vergangener Woche verspüren die Münchner Olympiaplaner
Frühlingsgefühle: Erst erzielten sie ein Durchbruch in den Verhandlungen
mit einem Garmischer Grundstückseigner und können mit dem entscheidenden
Grundstück auf der Kandahar-Abfahrt planen, dann heimsten sie Lob ein für
die Präsentation ihres Konzepts vor 89 IOC-Mitgliedern in Lausanne.
Das Rennen ist nun wieder "absolut offen", jubelte Bewerbungschef Bernhard
Schwank. Realistischer erscheint da die Einschätzung von Kati Witt, dem
PR-Gesicht der Bewerbung: "Mehr und mehr sind wir tatsächlich eine echte
Alternative."
Sechs Wochen vor der Entscheidung am 6. Juli in Durban gilt Pyeongchang
weiterhin als klarer Favorit für die Olympischen Winterspiele 2018. Die
Südkoreaner verkündeten in Lausanne, bis 2018 eine halbe Milliarde Dollar
in ein Sportförderprogramm investieren zu wollen. Doch auch München kommt
mit großer Wirtschaftsmacht daher. "Die IOC-Mitglieder haben aufgehorcht,
als Robertson gesprochen hat", sagte Münchens Bürgermeister Christian Ude
(SPD) nach der Präsentation.
## Noch immer fehlen knapp sieben Millionen
Ian Robertson ist Marketing-Chef von BMW. Er schwärmte in seinen
Ausführungen vor allem vom Sponsoring-Potenzial in Deutschland. BMW selbst
unterstützt die Olympiabewerbung mit fünf Millionen Euro. "Als
internationales Unternehmen mit starken Wurzeln in der bayerischen
Landeshauptstadt nehmen wir unsere Verantwortung als Corporate Citizen
wahr", teilte das Unternehmen der taz mit. So denken nicht alle
Unternehmen: Noch immer fehlen beim Budget von 33 Millionen Euro knapp
sieben Millionen Euro.
In einem Antwortschreiben der Bayerischen Staatskanzlei auf eine Anfrage
des grünen Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann heißt es dazu: "Mit
zunehmender zeitlicher Nähe der Entscheidung des IOC sinkt jedoch die
Wahrscheinlichkeit weiterer Sponsoringverträge." Die Last bei einem
Nicht-Zuschlag am 6. Juli tragen die Gesellschafter – auch die klamme
Gemeinde Garmisch-Partenkirchen, die zu acht Prozent an der Bewerbung
beteiligt ist, müsste zahlen.
## "In Summe 150.000 Euro"
Trotz fehlender Mittel zeigt sich die Bewerbungsgesellschaft großzügig:
Wenn der Zuschlag wirklich kommt, erhalten ein paar Mitarbeiter
Bonuszahlungen. "In Summe 150.000 Euro", steht in einer Antwort auf eine
weitere Anfrage Hartmanns. "Die Bonuszahlungen sind auf verschiedene
Personen verteilt", teilt die Bewerbungsgesellschaft mit.
Die Personalkosten der Bewerbungsgesellschaften machen 16,3 Prozent des
Gesamtbudgets aus. Externe Berater und deren Firmen erhalten dagegen rund
31 Prozent des Budgets, mehr als zehn Millionen Euro. In einem weiteren
Papier der Staatskanzlei wird das Prozedere erläutert: "Vor Beauftragung
externer Berater wurde der Aufsichtsrat in sechs Fällen um Zustimmung
gebeten, da das Auftragsvolumen 50.000 Euro überstieg."
## Teurer Berater George Hirthler
Einer der teuren Berater dürfte George Hirthler sein, dessen Vertrag noch
bis Mitte Juli läuft. "Er unterstützt die Bewerbungsgesellschaft u. a. bei
der Erstellung der Bewerbungsbücher", erläutert die Staatskanzlei. "Wenn
Sie die positive Resonanz auf unser Bewerbungsbuch und auch auf unsere
internationalen Präsentationen sehen, dann hat er für uns bereits jetzt
großartige Arbeit geleistet", lobt die Bewerbungsgesellschaft. Eine
nüchterne Bilanz Hirthlers fällt anders aus: An neun Bewerbungen hat seine
Firma mitgearbeitet, nur dreimal haben Städte den Zuschlag erhalten,
zuletzt Vancouver 2010. Noch weniger vorzuweisen hat Dieter Kühnle, der
lediglich bei einer erfolglosen Olympiabewerbung mit dabei war. Der
ehemalige Sportjournalist verfügt aber nach Aussage der Staatskanzlei "über
ein breites Netzwerk innerhalb der olympischen Bewegung" und soll vor allem
mit IOC-Mitgliedern sprechen.
Nicht mehr über Olympia sprechen will der Süddeutsche Verlag. In einem
Schreiben der Staatskanzlei heißt es: "Diese beiden Medienunternehmen (der
Süddeutsche Verlag und United Ambient Media) unterstützen die
Bewerbungsgesellschaft auch über die Bereitstellung von Werbeplätzen
hinaus." Was das heißt? Der Süddeutsche Verlag wollte darauf keine Antwort
geben. Auch nicht auf die Frage, wie viele Anzeigen bisher erschienen sind.
Und auch nicht auf die Frage, ob es interne Kritik an der
Olympiapartnerschaft gibt. Der Verlag verwies lediglich auf seine Antwort
auf eine taz-Anfrage Anfang März: "Es gibt in einem Haus wie dem unseren
keine journalistischen Absprachen. Journalistische Qualitätskriterien und
redaktionelle Freiheit stehen nicht auf dem Spiel", heißt es darin.
## "Keinen Einfluss auf journalistische Berichtertstattung"
Ähnlich äußert man sich beim ZDF: "Die Unterstützung hat keinen Einfluss
auf die journalistische Berichterstattung", teilte der Sender auf
taz-Anfrage mit. Das ZDF strahlte 18 Mal einen Olympia-TV-Spot aus –
Sportsendungen seien aber nicht gezwungen gewesen, über Olympia zu
berichten. Das klingt anders in einem Antwortschreiben der Staatskanzlei
auf eine Anfrage von Ludwig Hartmann. "Das ZDF begleitet die
Olympiabewerbung München 2018 neutral im Rahmen seiner journalistischen
Formate, vor allem im Rahmen von Sportsendungen." Der Olympiagegner
Hartmann fordert: "Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten sich ihrer
Verantwortung bewusst sein. Außerdem muss bei der Olympiabewerbung selbst
endlich das Verprassen öffentlicher Gelder aufhören."
Öffentliche Gelder verspeist wurden bei einem Staatsempfang am 3. März in
der Münchner Residenz – hier warb Kanzlerin Merkel mit einigen
Kabinettsmitgliedern vor einer Kommission des IOC für die Spiele 2018. "Das
Abendessen wurde von den beiden zuständigen Protokollabteilungen des
Freistaats Bayern und der Landeshauptstadt München im Rahmen ihrer
Dienstaufgaben ausgerichtet", teilte die Staatskanzlei auf taz-Anfrage mit.
Und wie teuer ist das Essen in Kerzenschein gewesen? Darauf wollte die
Staatskanzlei keine Antwort geben.
23 May 2011
## AUTOREN
Sebastian Kemnitzer
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