# taz.de -- Deal zwischen Malaysia und Kongo: Asiatische Hilfe für Ostkongos B… | |
> Die Regierung in Kinshasa gibt einem malaysischen Zinngiganten große | |
> Konzessionen. Damit soll der Bergbau in einer der ärmsten Regionen des | |
> Landes saniert werden. | |
Bild: In Walikale wird das Zinnerz Kassiterit verkauft. | |
BERLIN taz | Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo will den | |
skandalgeschüttelten Bergbau im umkämpften Osten des Landes mit asiatischer | |
Hilfe in den Griff bekommen. Die "Malaysia Smelting Corportation" (MSC), | |
drittgrößter Zinnverarbeiter der Welt, hat nach eigenen Angaben die | |
Übernahme der wichtigsten Zinnabbaugebiete des Ostkongo vereinbart. Das | |
Vorabkommen dazu, am 19. Mai nach einem Treffen mit Staatschef Joseph | |
Kabila in der Hauptstadt Kinshasa unterzeichnet, sieht nach kongolesischen | |
Angaben vor, dass MSC in einem Joint-Venture die Zinnkonzessionen der nur | |
noch auf dem Papier bestehenden kongolesischen Staatsfirma Sakima (Société | |
Aurifère du Kivu et Maniema) übernimmt. | |
Diese Konzessionen erstrecken sich über einen großen Teil der | |
ostkongolesischen Provinz Maniema in den Urwäldern am Oberlauf des | |
Kongoflusses, die von den Kämpfen der jüngsten Jahre größtenteils verschont | |
geblieben ist, aber zu den ärmsten Regionen des Landes zählt. Nachdem die | |
kanadische Firma Banro bereits die Goldkonzessionen der Sakima in der | |
Nachbarprovinz Süd-Kivu betreibt, wäre der Einstieg der Malaysier das | |
zweite internationale Großprojekt zur Sanierung des Bergbaus im Ostkongo. | |
Das Zinnerz Kassiterit, das Tantalerz Coltan sowie Gold sind die | |
Hauptdevisenbringer Ostkongos, aber in den Kongokriegen vor zehn Jahren kam | |
ein Großteil der Förderung unter die Kontrolle bewaffneter Gruppen und | |
später der Armee. Deswegen stehen Abnehmer ostkongolesischer Mineralien | |
unter Druck internationaler Kampagnen, ihre Ankäufe einzustellen. Im Herbst | |
2010 hatte Kongos Regierung den Mineralienexport aus Ostkongo komplett | |
verboten. | |
## Warten auf eine "konfliktfreie" Handelskette | |
Das führte eine schwere Wirtschaftskrise herbei. Das Verbot wurde Mitte | |
März 2011 wieder aufgehoben. Am 1. April trat jedoch in den USA ein Gesetz | |
in Kraft, das Firmen mit Registrierung an US-Börsen dazu verpflichtet, die | |
"konfliktfreie" Herkunft von Mineralien nachzuweisen, die sie aus Kongo | |
oder einem Nachbarland erwerben. Daher kam der Export nicht wieder in Gang. | |
Im März exportierten die Provinzen Nord-Kivu und Maniema 1235 Tonnen | |
Zinnerz im Wert von rund 20 Millionen Dollar - im April nur noch 21 Tonnen. | |
Die Anwendung der neuen US-Regeln ist zwar inzwischen verschoben worden, | |
aber internationale Firmen warten jetzt auf neue internationale Regelwerke | |
mit dem Nachweis einer "konfliktfreien" Handelskette, die von der deutschen | |
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) und dem | |
internationalen Zinnindustrieverband ITRI entwickelt werden. Aus Sicht der | |
kongolesischen Regierung geht das am besten, wenn ausländische Firmen, die | |
mit ITRI zusammenarbeiten, komplett die Förderung übernehmen. MSC gehört | |
dazu. | |
Der neue Deal ist noch nicht wasserdicht, und die größte Zinnmine Bisie ist | |
davon nicht betroffen. Bisie in der Provinz Nord-Kivu war bis vor kurzem | |
vom Militär kontrolliert. Im März zog die Armee zugunsten der Polizei ab, | |
aber seitdem haben die in der Region stationierten ruandischen Hutu-Milizen | |
FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) Bisie bereits einmal kurz | |
besetzt. Kongolesische Zinnexporteure versuchen daher, Bisie zu umgehen. | |
Die einige hundert Kilometer weiter westlich gelegenen Minen von Maniema | |
wären eine attraktive Alternative. Aber nicht sofort: die in der | |
Kolonialzeit angelegten Straßen und Wasserkraftwerke dort sind in den | |
vergangenen zwanzig Jahren sämtlich vom Urwald verschluckt worden. | |
23 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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