# taz.de -- Kampagne von Terre des Hommes: Kinder müssen Klimawandel ausbaden | |
> Die Hilfsorganisation Terres des Hommes startet heute eine Kampagne zur | |
> Stärkung ökologischer Kinderrechte. Besonders der Klimawandel ist im | |
> Fokus. | |
Bild: Brauchen besondere Hilfe: Kinder in Haiti. | |
BERLIN taz | Kinder haben Rechte - auf Leben, Gesundheit, sauberes Wasser, | |
Nahrung und noch einiges mehr. 191 Staatschefs haben die internationale | |
Konvention inzwischen unterzeichnet. Doch zugleich werden diese Rechte | |
zunehmend verletzt. | |
Denn Heranwachsende leiden weit überdurchschnittlich am Klimawandel: Jedes | |
zweite Opfer von Dürren, Stürmen und Überflutungen ist ein Kind - und ihre | |
Zahl hat sich in den vergangenen Jahren rasant erhöht. So ist Ertrinken | |
heute in Bangladesch die Haupttodesursache von unter 18-Jährigen; fast | |
17.000 Mädchen und Jungen sterben dort jährlich bei Überschwemmungen. | |
Heute startete die Kinderhilfsorganisation Terres des Hommes eine Kampagne | |
für ökologische Kinderrechte. Ein Jahr vor dem Nachhaltigkeitsgipfel "Rio | |
plus 20" geht es nicht nur darum, die dramatischen Auswirkungen von | |
Klimawandel, sondern auch von Pestiziden und anderen Umweltverschmutzungen | |
auf den menschlichen Nachwuchs ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Die | |
Organisation fordert auch, dass Kinder beim Umgang mit den Klimafolgen und | |
Umweltrisiken mehr Mitspracherechte erhalten. | |
Menschen, die noch nicht ausgewachsen sind, sind aus vielerlei Gründen | |
verletzlicher als Erwachsene. Statistiken belegen, dass Kinder nach | |
katastrophalen Stürmen oder Überflutungen überdurchschnittlich oft krank | |
werden. Für sie sind die Gefahren in dieser Zeit sogar noch größer als | |
durch die extremen Wetterereignisse selbst. | |
Überfüllte Flüchtlingslager und schmutziges Wasser sind ideale Brutstätten | |
für Durchfallerkrankungen und Cholera, die insbesondere für kleine, | |
mangelernährte Kinder schnell lebensbedrohlich werden können. Experten | |
gehen davon aus, dass die Gefahr, dass ein Kind in der Zeit nach einer | |
Überschwemmung oder einem zerstörerischen Sturm stirbt, zwei- bis fünfmal | |
so hoch liegt wie bei einem Erwachsenen. | |
## Neue Krankheiten durch den Klimawandel | |
Auch Malaria breitet sich aus, weil in immer mehr Regionen hohe | |
Durchschnittstemperaturen erreicht werden, die für die gefährlichen Mücken | |
überlebensnotwendig sind. So tritt die Krankheit jetzt beispielsweise auch | |
im Hochland von Kenia auf, wo sie früher unbekannt war. Schon heute sterben | |
jährlich eine Million Menschen an Malaria - 80 Prozent von ihnen sind | |
Kinder, die ihren fünften Geburtstag nicht erleben durften. Neben Malaria | |
sind auch Gelb- und Denguefieber auf dem Vormarsch, warnt Terres des | |
Hommes. | |
Terres des Hommes kritisiert, dass sich die Strategien zur Anpassung an den | |
Klimawandel bisher fast vollständig auf technische Fragen konzentrieren. | |
Dabei scheint es mindestens ebenso wichtig, klimafreundliche Lebensstile in | |
die globalen Lehrpläne aufzunehmen und im Alltag umzusetzen - sprich den | |
Nachwuchs nicht dauernd mit dem vierradgetriebenen Van durch die Gegend zu | |
kutschieren und weniger fleischhaltig zu essen. | |
Doch Kinder tauchen in bisherigen Klimadebatten - wenn überhaupt - nur als | |
Opfer auf. Dabei gibt es durchaus schon Beispiele, wo Mädchen und Jungen | |
als Experten ihrer eigenen Situation agieren und damit ernst genommen | |
werden. In der nepalesischen Gemeinde Bageshwari hat sich eine Gruppe 12- | |
bis 17-Jähriger intensiv mit den konkreten Klimafolgen für ihre Region | |
auseinandergesetzt und mit Erfolg den Bau einer Brücke über einen zunehmend | |
reißenden Bach gefordert; die Erwachsenen hatten das Problem auf dem | |
Schulweg bis dahin gar nicht wahrgenommen. | |
27 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Annette Jensen | |
## TAGS | |
Mittelamerika | |
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