# taz.de -- Suche nach Ehec-Ursache: Fäkalwasser auf Früchten | |
> Einige spanische Bauern haben schon früher Abwässer auf ihre Felder | |
> geleitet. Dabei können Erreger wie Ehec übertragen worden sein. | |
> Mittlerweile sind 14 Menschen gestorben. | |
Bild: Ehec-Gefahr: Vor dem Verzehr spanischer Gurken wird gewarnt. | |
BERLIN taz | Der gefährliche Darmkeim Ehec könnte beim Bewässern mit | |
Abwasser auf spanische Gurken übertragen worden sein. "Es ist verboten - | |
technisch aber möglich", erklärte Professor Lothar Wieler vom Institut für | |
Mikrobiologie und Tierseuchen an der Freien Universität Berlin am Montag | |
der taz. | |
Spanische Bauern hatten in der Vergangenheit eingeräumt, in Dürreperioden | |
zumindest teilweise Abwässer zu verwenden. Die Hamburger Behörden haben auf | |
Gurken aus Spanien Bakterien von Ehec gefunden, mit dessen Ausbruch | |
inzwischen 14 Todesfälle in Verbindung gebracht werden. | |
Die spanische Zeitung El País berichtete im Juli 2005, dass 500 Eigentümer | |
von insgesamt vier Millionen Quadratmeter Land in der südöstlichen Region | |
Murcia "Fäkalwasser aus ihren Wohnhäusern benutzen". Da das Wasser in den | |
Stauseen zu wenig sei, "sehen wir uns gezwungen, es mit dem Fäkalwasser | |
unserer Wohnungen zu mischen", zitierte das Blatt einen Bauern. | |
Die damalige Umweltministerin Cristina Narbona bestätigte, dass manche | |
Landwirte versucht seien, auf Abwässer zurückzugreifen. El País schrieb | |
schon damals, dass diese Praxis zu Beschwerden im EU-Ausland geführt habe. | |
Die Bauern würden jedoch argumentieren, dass Abwässer erlaubt seien, wenn | |
sie die Früchte nicht berührten. | |
## "Es gibt immer Leute, die das Gesetz brechen" | |
Doch diese Rechtsauffassung dürfte - falls sie denn jemals stimmte - | |
veraltet sein. Juan Carlos Rodríguez Arranz, der für das | |
agrarwissenschaftliche Institut der zentralspanischen Universität | |
Valladolid (Inea) einen Biohof leitet, sagte: "In ganz Spanien ist es | |
verboten, mit Abwasser zu bewässern." Aber natürlich "gibt es immer Leute, | |
die das Gesetz verletzen." | |
Einer der beiden spanischen Lieferanten der Ehec-Gurken gehört nach eigener | |
Darstellung nicht zu dieser Gruppe. "Wir ziehen alle 10 bis 15 Tage Proben | |
von unserem Wasser, und alles war in Ordnung", erklärte Enrique Vargas, | |
Geschäftsführer von Hortofrutícola Costa de Almería, einem konventionellen | |
Großbetrieb mit mehr als 500 Mitarbeitern. | |
Der zweite Lieferant, die Biohandelsfirma Frunet, ließ offen, woher sein | |
Produzent das Wasser nimmt. "Das weiß ich nicht", sagte Sprecher Richard | |
Soepenberg. Er habe keine Telefonnummer des Erzeugers in der Region | |
Almería. | |
Besonders Vargas weist darauf hin, dass sein Unternehmen in viele Länder | |
exportiere. "Wir essen die Gurken auch selbst. Und niemand ist erkrankt." | |
Aus diesem Grund könne der Bakterienherd nicht auf seinem Betrieb liegen. | |
Selbst wenn die Gurken in Spanien verseucht worden sein sollten, würde das | |
nicht alle Erkrankungen erklären. Denn nicht alle Infizierten haben auch | |
dieses Gemüse gegessen. Mecklenburg-Vorpommern hat auf Gurken | |
"unterschiedlicher Herkunft" die für Ehec typischen Gifte gefunden. Derzeit | |
wird im Labor untersucht, ob auch die Bakterien selbst auf dem Gemüse sind. | |
30 May 2011 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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