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# taz.de -- Rohstoffe in Handys: Kleine Schätze aus der Mülltonne
> Millionen Elektrogeräte liegen ungenutzt in den Haushalten herum.
> Entsorgungsunternehmen wie die Berliner Stadtreinigung wollen das jetzt
> ändern.
Bild: Die neue orangene Tonne, die viele Berliner schon im Hinterhof stehen hab…
BERLIN taz | Jedes Handy ist ein kleiner Schatz. 24 Milligramm Gold und 250
Milligramm Silber stecken in einem durchschnittlichen Mobiltelefon.
Außerdem Rohstoffe wie Palladium und Tantal, die knapp, schwer zu
beschaffen und teuer sind.
1,3 Milliarden Mobiltelefone wurden 2008 weltweit verkauft, schreibt der
Rat für Nachhaltige Entwicklung in seiner neuesten Empfehlung an die
Bundesregierung. In dem Gutachten "Wie Deutschland zum Rohstoffland wird"
setzt sich die Beratungskommission dafür ein, künftig 100 Prozent der
Ressourcen aus Elektro- und anderen Geräten wiederzuverwerten. Dafür, wie
das gehen kann, hat der Rat einen Plan entwickelt.
Bisher gibt es hierzulande zwar die Elektronikschrottverordnung, doch nur
den kleineren Teil der verbrauchten Geräte geben die Konsumenten an den
richtigen Stellen ab – beim Handel oder bei den kommunalen Recylinghöfen.
Die meisten nutzlosen Mobiltelefone, Digitalkameras, Computer,
iPod-Stations und USB-Sticks liegen in den Privathaushalten herum und enden
schlimmstenfalls in den Müllverbrennungsanlagen.
## Neue Mülltonnen in Leipzig und Berlin
In manchen Städten wollen Entsorgungsunternehmen jetzt Abhilfe schaffen.
Die Firma Alba in Leipzig oder die Berliner Stadtreinigung (BSR) versorgen
die Privathaushalte mit neuen Wertstofftonnen, die den Recycling-Anteil
unter anderem bei Elektronik erhöhen sollen. Das sind allerdings nur
Pilotvorhaben. Erst das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz, dessen Entwurf
gegenwärtig Bundestag und Bundesrat beraten, wird die Wertstofftonne zum
Standard machen.
Der Nachhaltigkeitsrat findet auch das zu wenig. Ihm ist nicht nur an
Nachhaltigkeit gelegen, sondern auch an der Sicherung von Rohstoffen für
die deutsche Industrie. In das laufende Verfahren zum
Kreislaufwirtschaftsgesetz wolle man aber nicht eingreifen, sagt der
Ratsvorsitzende Hans-Peter Repnik, Ex-Geschäftsführer der Union im
Bundestag. Stattdessen solle es später einen neuen Anlauf geben.
Deutlicher wird Eric Schweitzer, Vorstandsmitglied beim Entsorger Alba. Den
einzigen Weg, mit der Rohstoffverschwendung Schluss zu machen, sieht
Schweitzer darin, dass die Elektronikproduzenten endlich ernsthaft
Verantwortung für ihre Handys, Digicams und iPods übernehmen.
Wer herstellt, soll also zu 100 Prozent recyceln. Dass er an der
gegenwärtigen Gesetzesberatung großes Interesse hat, bestreitet der
Alba-Vorstand nicht. Denn noch hat die Bundesregierung nicht geregelt, was
bald in die bundesweite Wertstofftonne gehört. Damit ist auch nicht klar,
welche Unternehmen - öffentliche oder private – an die seltenen Metalle
kommen. Die Jagd nach dem Handy-Gold ist noch nicht entschieden.
3 Jun 2011
## AUTOREN
Hannes Koch
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