# taz.de -- Mount Everest: Die gefährlichste Müllabfuhr der Welt | |
> 40 Jahre lang wurde der Mount Everest zugemüllt. Jetzt organisieren | |
> Sherpas für einige Tage die gefährlichste Müllabfuhr der Welt. | |
Bild: Basecamp. Von dort aus schleppen die Bergsteiger Müll auf den Mount Ever… | |
DORTMUND taz | Die Mutter des Universums ist besudelt. Müll häuft sich an | |
ihren Flanken. Dosen, Batterien, Zelte - und natürlich Sauerstoffflaschen. | |
Was Touristen und ihre Träger so mitbringen auf den Mount Everest, den | |
heiligen Berg der Sherpas. Insgesamt acht bis zehn Tonnen sind inzwischen | |
zusammengekommen. Davon will eine Gruppe Sherpas den Berg nun reinigen. | |
"Das Schmelzwasser spült den Müll aus den Gletschern. Weiter unten trinkt | |
unser Volk das Wasser", klagt Wongchu Sherpa, Präsident des | |
Everest-Expeditionsvereins. | |
Wenn sich jetzt wieder die Extrembergsteiger am Fuß des Berges stauen, | |
gesellen sich 20 bis 30 Sherpas dazu. Einige davon gehen mit nach oben in | |
die Todeszone – nur zum Saubermachen. | |
Und sie wollen die Helfer der Bergsteiger sie überzeugen, auf ihren Wegen | |
zurück ins Basislager Müll mitzubringen - häufig genug sind diese ohne ohne | |
Gepäck unterwegs. | |
Wo der Müll herumliegt, das wissen die Sherpas genau. Jahr für Jahr | |
begleiten sie Gipfelfetischisten bis auf die Spitze des Everest. Seit den | |
1970er Jahren kommen immer mehr Gäste aus dem Ausland, heute mehr als | |
30.000 pro Jahr. | |
Weil die Touren auch ohne Ausrüstung qualvoll und gefährlich sind, ließen | |
die Expeditionen klotzige Sauerstoffflaschen, Blech und Zelte oft oben - | |
bis 1996. Seitdem zahlen sie Müllpfand, 4.500 US-Dollar, die sie nur | |
zurückerhalten, wenn sie ihre Ausrüstung wieder mitbringen. Die lokale | |
Umweltbehörde zählt nach, und das System funktioniert: "Seitdem bleibt viel | |
weniger Müll oben", sagt Elisabeth Mackner vom Umweltprojekt Eco Himal. | |
## 40 Jahre Müll in den Gletscherspalten | |
Doch es gibt die Altlasten. Vor dem Pfandsystem hatten die Everestbesteiger | |
gut 40 Jahre lang Zeit, um Gletscherspalten mit ihren Überbleibseln zu | |
füllen. Vor allem um diesen Müll geht es den Sherpas. An der Hauruckaktion | |
wollen rund 300 teilnehmen. Unterhalb des Basislagers sollen sie den Müll | |
in einer Deponie "zwischenlagern", erklärt Elisabeth Mackner. "Papier wird | |
verbrannt. Was nicht verrotet, wie Dosen und Plastik, wollen wir nach | |
Kathmandu ausfliegen." | |
Das Projekt klingt anspruchsvoll. Doch das wirkliche Müllproblem der Region | |
betrifft nicht nur den Everest. Überall an den Wanderwegen sind über die | |
Jahre hässliche Haufen entstanden: 210 Tonnen Plastik, 30 Tonnen Metall, | |
eine Tonne Glasflaschen, 2.100 Sauerstoffflaschen und 3.500 Batterien, so | |
die Bilanz von Eco Himal. Die alpinen Müllsammler hoffen auf ein neues | |
Gesetz der Regierung. Demnach sollen die Nepalesen in Zukunft mehr Müll | |
trennen und recyceln - auch in den Bergen. | |
8 Apr 2011 | |
## AUTOREN | |
Moritz Schröder | |
## TAGS | |
Nepal | |
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