# taz.de -- Kommentar Merkels Atomausstieg: Die FDP ist geliefert | |
> Für Merkel spielt die FDP mit ihren Atomfans keine Rolle mehr. Die | |
> Liberalen müssten die Koalition platzen lassen. Doch dann würden sie an | |
> der Fünfprozenthürde scheitern. | |
An die atemberaubende Geschwindigkeit, mit der die Bundeskanzlerin zur | |
Atomkraftgegnerin mutiert, hat man sich mittlerweile gewöhnt. Ihre | |
Entscheidung, den Ausstieg durch die stufenweise AKW-Abschaltung zu | |
beschleunigen, komplettiert dieses Bild. Und wirft ein Schlaglicht auf die | |
Prioritäten Angela Merkels. | |
Sie zahlt für den gesellschaftlichen Konsens fast jeden Preis, sie müht | |
sich um maximale Einbindung von Ländern und Opposition, obwohl sie nicht | |
müsste. Gleichzeitig spielt im Koordinatensystem Merkels ihr | |
Regierungspartner, die FDP mit ihren Atomfans, keine Rolle mehr. | |
Für Freidemokraten bricht ohne Atomenergie der Industriestandort | |
Deutschland zusammen, FDP-Chef Rösler versuchte mit aller Macht das | |
Ausstiegstempo zu drosseln. Doch seine Bedenken bügelte Merkel eiskalt ab, | |
mehr noch, sie orientiert sich lieber am Ausstiegskonzept von Rot-Grün. | |
Merkel hat Schwarz-Gelb bei der Energiewende ad acta gelegt, stattdessen | |
regiert sie mit Schwarz-Rot-Grün. Und erklärt ganz nebenbei, welches Trio | |
bei der nächsten Bundestagswahl den Machtkampf unter sich ausmachen wird. | |
Der FDP aber führt Merkel vor Augen, dass sie in dieser Koalition nichts | |
mehr zu melden hat - zur Halbzeit der Legislaturperiode und kurz nachdem | |
Rösler versprach, "jetzt liefern" zu wollen. Eigentlich wäre es konsequent, | |
wenn die Freidemokraten die Koalition platzen ließen und auf Neuwahlen | |
hinwirkten. | |
Doch dieser Ausweg ist der FDP verbaut, muss sie doch fürchten, an der | |
Fünfprozenthürde zu scheitern. Deshalb läuft es für die Partei auf die - | |
mäßig - attraktive Alternative hinaus: Sie regiert als Erfüllungsgehilfin | |
Merkels weiter und rettet sich mit einer Pro-forma-Steuerreform wieder in | |
den Bundestag. | |
6 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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