# taz.de -- Einwanderer in Alabama: "Härtestes Gesetz der USA" | |
> Einwanderer ohne gültige Aufenthaltspapiere sind ihm ein Graus. Der | |
> republikanische Gouverneur Bentley plant Schikanen und Kontrollen, um sie | |
> zu vertreiben. | |
Bild: Demo für mehr Rechte von Einwanderern in Dallas. | |
WASHINGTON taz | Es sei "wie mit den früheren Sklaven", sagt die | |
afroamerikanische Abgeordnete Mary Moore in Montgomery: "Erst sollen sie | |
die Drecksjobs machen. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, sollen sie | |
verschwinden. Am besten gleich außer Landes." Die Demokratin kommentiert | |
das neue Einwanderungsgesetz, das der Gouverneur des Bundesstaates Alabama | |
am Donnerstag unterschrieben hat. | |
Das Gesetz "HB 56" soll die "Illegalen" vertreiben. Dafür sieht es neue | |
Schikanen und Kontrollen vor: PolizistInnen in Alabama sollen künftig | |
Personen auf der Straße kontrollieren, wenn sie den "vernünftigen Verdacht" | |
haben, dass diese keine Aufenthaltspapiere haben. Es wird ein Delikt, | |
Menschen ohne Papiere zu befördern. Arbeitgeber müssen vor der Einstellung | |
von Immigranten elektronische Verzeichnisse über Aufenthaltsgenehmigungen | |
einsehen. | |
Vermieter dürfen nicht mehr an sogenannte Papierlose vermieten. Und | |
Verträge werden hinfällig, wenn sich herausstellt, dass ein Vertragspartner | |
"illegal" in den USA ist. Hochschulen dürfen keine Jugendlichen ohne | |
Papiere mehr ausbilden. Und in den Grundschulen sollen die LehrerInnen | |
Listen über jene SchülerInnen führen, deren Eltern keine Papiere haben. | |
Nach dem Willen der Alabama regierenden Republikaner soll das Gesetz im | |
September in Kraft treten. | |
## "Niederträchtig, rassistisch und verfassungswidrig" | |
"Das Gesetz", sagt Gouverneur Robert Bentley stolz, "ist das härteste | |
Immigrationsgesetz der USA." Bürgerrechtler geben ihm recht. "Es ist | |
niederträchtig, rassistisch und verfassungswidrig", meint Mary Bauer vom | |
Southern Poverty Law Center in Alabama: "Wir glauben, dass die Gerichte uns | |
recht geben werden." Wade Henderson von der Conference on Civil and Human | |
Rights fühlt sich durch "HB 56" an die Zeit vor der schwarzen | |
Bürgerrechtsbewegung erinnert: "Es wird die Latino-Community | |
terrorisieren." | |
Bentley, der erstmals Gouverneur ist, hatte im Wahlkampf eine rabiate | |
Immigrationsgesetzgebung versprochen. Sein Gesetz ähnelt dem in Arizona, | |
das wegen Verfassungsbedenken seitdem von verschiedenen Bundesgerichten | |
blockiert wurde. Arizonas Gouverneurin Jan Brewer will das Oberste Gericht | |
anrufen. | |
Nach dem Vorbild ihres Gesetzes verschärften auch die Staaten Georgia (im | |
Mai), Indiana, Oklahoma und South Carolina radikal die Immigrationsgesetze. | |
Andere rechte RepublikanerInnen wollen es ihnen nachmachen. Doch die | |
Tendenz geht nicht in allen republikanisch regierten Staaten in diese | |
Richtung. So führte Utah gerade einen neuen "Gastarbeiterstatus" ein. | |
In den USA sind die Einwanderungsgesetze Bundessache. Doch trotz | |
zahlreicher Ankündigungen hat weder Präsident Barack Obama noch sein | |
Vorgänger George Bush eine Reform der Einwanderungspolitik auf Bundesebene | |
geschafft. Rechte Thinktanks, wie das Center for Immigration Studies | |
begründen das Vorpreschen einzelner Staaten mit "Washingtons Versagen". | |
Das rabiate Vorgehen der Bundesstaaten wird wohl an den Gerichten scheitern | |
und selbst im Fall der Umsetzung die finanziellen und personellen | |
Möglichkeiten der lokalen Verwaltungen sprengen. Dass die Bundesstaaten es | |
dennoch versuchen, erklärt der Politologe Mark Jones von der Rice | |
University in Texas mit "symbolischer Politik". | |
10 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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