# taz.de -- Volksbegehren zu Schulhorten: Grundschulen sind Fall fürs Volk | |
> Die Berliner sollen per Volksentscheid über eine Grundschulreform | |
> entscheiden. Politiker bedauern die vergebene Chance zum Kompromiss. | |
Bild: Erst in die Schule, dann in den Hort: Das begehrt die Initiative | |
Berlin bekommt ein neues Volksbegehren. Es soll über die Reform der | |
Grundschulen entscheiden und wird noch während des | |
Abgeordnetenhaus-Wahlkampfes starten. Mitglieder der Landeselternausschüsse | |
Schule und Kita haben am Freitag das Verlangen zur Durchführung des | |
"Volksbegehrens Grundschule" an die Innensenatsverwaltung übergeben. Am 10. | |
Juli soll die Unterschriftensammlung starten. Kommen bis Anfang November | |
172.000 zusammen, könnten die Berliner Anfang nächsten Jahres per | |
Volksentscheid über das Anliegen abstimmen. | |
Die Initiatoren fordern die Abschaffung des Bedarfsprüfungsverfahrens, mit | |
dem festgestellt wird, welches Kind einen Platz im Hort erhält. Stattdessen | |
sollen alle Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse freien Zugang zu | |
den Ganztagsangeboten der Grundschulen erhalten. "Kein Kind soll auf Grund | |
der beruflichen bzw. privaten Situation der Eltern von den Förderungs- und | |
den Betreuungsangeboten ausgeschlossen werden", heißt es in einer | |
Mitteilung der Begehrens-Träger. Auch solle es allen Kindern möglich sein, | |
ein Mittagessen zu erhalten, die Qualität der Betreuung solle durch einen | |
verbindlichen Leitfaden gesichert werden. Schließlich - und dies war der | |
Punkt, der einen möglichen Kompromiss mit dem Senat verhinderte - fordern | |
die Eltern-Initiativen mehr Personal für die Grundschulen. | |
Bei einem mehrstündigen Gespräch am Mittwoch war man sich mit dem Senat in | |
fast allen Punkten einig. Nur bei der Personalausstattung hakte es. Die | |
Initiatoren fordern, dass auf eine Erzieherin nur noch 16 statt bislang 22 | |
Kinder kämen. Das würde aber teuer. Die Eltern-Initiativen rechneten mit | |
rund 100, der Senat mit mehr als 240 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr. | |
"Wir können nicht in einen Haushalt reinreden, der noch gar nicht | |
beschlossen ist", sagte die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion | |
Felicitas Tesch. Die Mehrkosten für das Personal seien einfach nicht zu | |
stemmen. Steffen Zillich, Bildungsexperte der Linkspartei, sagte, die | |
Finanzierung der geforderten Reformen sei nur schrittweise durchführbar: | |
"Wenn es aber zu einem erfolgreichen Volksentscheid kommt, müssen wir sie | |
auf einen Schlag durchsetzen." Er bedauere, dass die Chance auf einen | |
Kompromiss nicht genutzt worden sei. | |
10 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Fischer | |
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