# taz.de -- Protest gegen Nazi-Kundgebung: NPD unter Wasserbomben-Beschuss | |
> Rund 40 NPDler versammeln sich am Rosa-Luxemburg-Platz. Sie sehen sich | |
> umzingelt von mehreren hundert Gegendemonstranten und niederprasselnden | |
> Wasserbomben. | |
Bild: Oben bleiben! Vergebliche Hoffnung von NPD-Demonstranten, die ihren reden… | |
Immerhin, die 21 Teilnehmer ihrer letzten Kundgebung, Mitte April in | |
Neukölln, konnte sie toppen: Am Freitagabend versammelte sich die NPD mit | |
knapp 40 Unterstützern zu einer Kundgebung nahe des Rosa-Luxemburg-Platz in | |
Mitte. Zum Anlass nahm die rechtsextreme Partei den Gedenktag des | |
DDR-Arbeiteraufstands am 17. Juni 1953. Mehrere hundert Gegendemonstranten | |
protestierten gegen die NPD. Ein Aufgebot von 500 Polizisten versuchte | |
beide Gruppen voneinander fernzuhalten. | |
Direkt vor dem Redaktionshaus der linken Zeitung junge welt, hinter der | |
Volksbühne, hatte sich die NPD um ihren Bundeschef Udo Voigt und Anmelder | |
Sebastian Schmidtke eingefunden - umzingelt von Gegendemonstranten auf | |
allen umliegenden Straßen. Als einige der Protestierer aus der junge | |
welt-Redaktion rennen, drängt die Polizei sie zurück ins Haus, nimmt drei | |
Personen fest. Beamte verriegeln mit einem Holzbalken die Eingangstür. | |
Fortan fliegen in einem fort Wasserbomben vom Redaktionsdach. Mit | |
NPD-Plakatschildern versuchen Neonazis sich zu schützen. „Die deutschen | |
Arbeiter haben sich damals vor sowjetische Panzer gestellt, da werden auch | |
wir ein paar Wasserbeuteln nicht weichen“, bemüht NPD-Chef Voigt den 17. | |
Juni 1953. Mehrmals unterbricht er die Kundgebung aufgrund der | |
„unerträglichen Störungen“. Als einige der Neonazis ins junge welt-Haus | |
stürmen wollen, hält sie die Polizei zurück. | |
Eine Frau im Glitzerkleid tritt aus der Volksbühne vor die NPDler, schimpft | |
diese sich zu „schämen“ und geht zurück ins Theater. Aus den | |
Gegenkundgebungen schallen immer wieder „Nazis Raus“-Rufe herüber, aus | |
einem Fenster der angrenzenden Linksparteizentrale lärmt lauter Punkrock. | |
Als „gezielte Provokation“ kritisiert Linken-Bundeschefin Gesine Lötzsch | |
die NPD-Aktion. Sie fordert ein Verbot der „menschenverachtenden“ Partei. | |
„Auch“, so Lötzsch, „damit wir Freitagabende wie diesen wieder sinnvoller | |
verbringen können.“ | |
Als die Neonazis nach zweieinhalb Stunden ihre Kundgebung beenden und in | |
einem Polizeispalier zum U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz geführt werden, | |
werfen Gegendemonstranten mit Melonenschalen und Flaschen. Die Polizei | |
führt einzelne Werfer ab. Insgesamt werden 18 Gegendemonstranten wegen | |
Störungen festgenommen. | |
Nach Angaben der junge welt sind am späten Abend auch Verlagsmitarbeiter | |
und Redaktionsbesucher, darunter junge welt-Geschäftsführer Dietmar | |
Koschmieder, von Polizisten wegen der Wasserbeutelwürfe „fast zwei Stunden“ | |
lang in Gewahrsam genommen worden. Verlag und Redaktion kritisierten dies | |
als „Provokation“, um „berechtigten Anti-Nazi-Protest zu kriminalisieren�… | |
18 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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