# taz.de -- Asylverfahren in Europa: Kein besseres Leben mit Friedrich | |
> Innenminister Hans-Peter Friedrich will Versuche der EU stoppen, das | |
> Asylverfahren in Europa zu verbessern. Er fürchtet das Ende des | |
> Flughafenverfahrens. | |
Bild: Asylpolitik: Pro Asyl fordert Deutschland auf, Flüchtlinge aus Somalia a… | |
BERLIN taz | Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wehrt sich gegen | |
EU-Versuche, das Asylrecht zu verbessern. "Bewährte Asylverfahren in den | |
Mitgliedsstaaten dürfen nicht in Frage gestellt werden", sagte er am Montag | |
in Berlin. Bei einem Symposium des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR | |
präsentierte Friedrich erstmals seine asylpolitischen Positionen. | |
"Unser oberstes Gebot heißt: Den Verfolgten muss großzügig Schutz gewährt | |
werden - ohne wenn und aber", so der neue Innenminister. "Aber es kann | |
keine Großzügigkeit geben, wenn Menschen in Europa nur ein besseres Leben | |
suchen." Fehlanreize für Wirtschaftsflüchtlinge müssten vermieden werden. | |
Gefahren sah Friedrich vor allem in Vorschlägen der EU-Kommission. Diese | |
versucht, das Asyl-Verfahren europaweit auf einem hohen Niveau | |
anzugleichen. Dazu gehört, dass Asylsuchende die gleichen Sozialleistungen | |
bekommen wie Einheimische. Derzeit sind diese in Deutschland für | |
Flüchtlinge erheblich geringer. Außerdem fürchtet Friedrich um das deutsche | |
"Flughafen-Verfahren". Dabei wird über Asylanträge in einem | |
Schnellverfahren entschieden, ohne dass die Neu-Ankömmlinge das | |
Flughafen-Gelände verlassen können. Wer solche Verfahren abschaffe, | |
gefährde die wiedergewonnene Akzeptanz des Asylrechts in Deutschland, | |
argumentierte Friedrich. | |
"Statt neue Anforderungen zu stellen, soll die Kommission lieber dafür | |
sorgen, dass alle Mitgliedstaaten den Standard von Deutschland erreichen." | |
Gemeint ist damit zum Beispiel Griechenland, dessen Asylsystem so desolat | |
ist, dass derzeit keine Flüchtlinge aus Deutschland dorthin zurück | |
geschickt werden, auch wenn sie über Griechenland einreisten. | |
Das so genannte Dublin-System, nachdem jeweils der Staat für das | |
Asylverfahren zuständig ist, in dem ein Flüchtling zunächst ankam, will | |
Friedrich beibehalten. "Dublin hat sich bewährt.", sagte Friedrich, "Anfang | |
der 90er Jahre war Deutschland übermäßig belastet, jetzt ist die Verteilung | |
gerechter". Er wies Vorwürfe zurück, dass nun vor allem die Länder am | |
Mittelmeer belastet werden. "Im Vorjahr haben Deutschland und Frankreich | |
vierzig Prozent aller Flüchtlinge in der EU aufgenommen." | |
## Pro Asyl: Deutschland soll Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea aufnehmen | |
Auch pro Kopf der Bevölkerung hätten in Griechenland weniger Flüchtlinge | |
Schutz gesucht, als etwa in Schweden oder Österreich. Hilfsbedürftig sei | |
dagegen die kleine Insel Malta, der aber auch geholfen werde. "Deutschland | |
hat letztes Jahr 100 Flüchtlinge aus Malta übernommen und nimmt dieses Jahr | |
noch einmal 150 Personen auf", versprach Friedrich. | |
Eindringlich bat Günter Burkhardt von Pro Asyl, Deutschland solle auch | |
einige der 8-10.000 somalischen und eritreischen Flüchtlinge aufnehmen, die | |
derzeit in Libyen festsitzen. "Da sind auch gut ausgebildete Leute dabei, | |
die wir brauchen können", appellierte er an christlich-soziales | |
Nützlichkeitsdenken. "machen Sie eine Investition in die Zukunft". | |
Friedrich wollte aber keine Zusagen geben. "Wir helfen erst mal dort, wo | |
die Menschen sind", sagte der Innenminister. | |
Burkhardt warnte: "die Leute gehen wieder auf die Boote nach Europa." | |
Friedrich versprach aber nur: "Nach Libyen wird derzeit niemand | |
zurückgeschickt." Dagegen solle vor der tunesischen Küste die | |
EU-Grenzschutzagentur Frontex die Flüchtlings-Boote schon am Losfahren | |
hindern - "um dramatische Folgen zu vermeiden." | |
20 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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