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# taz.de -- Neue Antriebsformen: Der Traum vom Öko-Fliegen
> Beim Luftfahrtsalon in Le Bourget bei Paris präsentiert die Branche
> Maschinen mit völlig neuen Antriebskonzepten. Der A380 fährt beim
> Einparken gegen ein Gebäude.
Bild: Muss auf die Flugschau mit A380 verzichten: Präsident Nicolas Sarkozy.
BERLIN taz | Der Traum vom Fliegen - längst jedes Jahr von Millionen
Erdenbürgern realisiert - lässt sich immer wieder neu träumen: Angesichts
der enormen Energie- und Klimaprobleme, die der rasant zunehmende
Flugverkehr verursacht, ringt die internationale Luftfahrtbranche um
effizientere Maschinen und alternative Antriebe.
Derzeit zeigt sie sich stolz auf dem Flugsalon in Le Bourget bei Paris,
neben der Berliner Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) die
wichtigste Messe der Branche. Auf dem Pariser Flugsalon, der Montag
eröffnet wurde, werden in diesem Jahr nicht nur Flugzeuge präsentiert, die
teilweise mit Biotreibstoff abheben - auch fantastisch anmutende Exponate
wie ein Solarflugzeug und ein Modell einer superschnellen Öko-Concorde sind
zu sehen.
Das Solarflugzeug Solar Impuls, unter anderem von der Deutschen Bank und
Bayer unterstützt, hat dabei das Zeug, Star der Messe zu werden. Vor einem
Jahr war das Fluggerät, für das man sich allenfalls Nischenanwendungen
vorstellen kann, 26 Stunden am Stück in der Luft, angetrieben allein durch
Sonnenenergie. Wie ist das möglich? Indem es einem gleitenden Greifvogel
ähnelt: Es ist, im Vergleich zur Flügelfläche, sehr leicht, und bewegt sich
nur sehr langsam, wofür eben nur wenig Energie notwendig ist.
In Zahlen: Bei einer Masse von 1.600 Kilogramm - so viel wiegt ein
durchschnittliches Familienauto - hat es eine Flügelspanne von mehr als 63
Metern. Seine 12.000 Solarzellen befinden sich in den Tragflächen und
speisen 4 Elektromotoren mit jeweils 10 PS Leistung. Zudem laden sie eine
400 Kilogramm schwere Lithiumbatterie, die ein Fliegen bei Nacht
ermöglicht. Da ein derart konstruiertes Flugzeug kaum Nutzlast
transportieren kann, sind allenfalls Nischenanwendungen denkbar: etwa für
Landschafts- oder Wetterbeobachtungen.
## Öko-Concorde mit Biosprit aus Algen
Immerhin, dieses Flugzeug ist real - die fantastisch anmutende Öko-Concorde
gibt es nur als Scifi-Modell. Bis 2020 möchte der europäische Luft- und
Raumfahrtkonzern EADS einen Prototypen der Maschine herstellen, 2050 könnte
sie im Einsatz sein.
Das Flugzeug soll zwischen 50 und 100 Passagiere befördern und sich beim
Start normaler Triebwerke bedienen, die mit aus Algen gewonnenem
Biokraftstoff angetrieben werden. In der Luft soll die Maschine in ein
Raketentriebwerk umschalten, das mit Sauer- und Wasserstoff betrieben wird,
sodass lediglich Wasserdampf ausgestoßen wird. Das Flugzeug soll damit eine
Höhe von 32 Kilometern erreichen können; herkömmliche Passagiermaschinen
fliegen in etwa 10 Kilometer Höhe.
Der Clou der Öko-Concorde ist ihr Staustrahltriebwerk, das bisher in
Raketen Anwendung findet. Vereinfacht gesagt, nutzt dieses Triebwerk die
zuvor erreichte hohe Geschwindigkeit zur Kompression der dem
Verbrennungsraum zugeführten Luft; der Energieaufwand für die Kompression
entfällt somit. Zum Landen soll das neue Flugzeug zur Erde gleiten und erst
in Bodennähe wieder auf die normalen Triebwerke umschalten, um beim Landen
manövrierfähig zu sein.
## Wegen Unfall keine Flugschau für Sarkozy
Ob sich damit die Umweltprobleme, die der stetig steigende Flugverkehr
verursacht, lösen lassen, bleibt allerdings fraglich. Immerhin werden, so
die Vision des Weltluftfahrverbandes Iata, im Jahr 2050 rund 16 Milliarden
Flugpassagiere und 400 Millionen Tonnen Luftfracht unterwegs sein. Zum
Vergleich: In diesem Jahr werden es geschätzte 2,8 Milliarden Passagiere
und 46 Millionen Tonnen Fracht sein; vor zehn Jahren waren es 1,8
Milliarden Passagiere und 17 Millionen Tonnen.
Sehr irdisch sind auch die Probleme, die die EADS-Tochter Airbus in diesem
Jahr in Le Bourget hat: Beim Einparken fuhr ein Exemplar des größten
Passagierflugzeugs der Welt, ein A380, gegen ein Gebäude und beschädigte
eine Tragfläche, so dass er beim wichtigsten Schaufliegen am Boden blieb.
Es war nicht der erste peinliche Zwischenfall für Airbus. Ein Schauflug des
militärischen Transportjets A400M musste ebenfalls abgesagt werden, laut
Hersteller wegen eines kleineren Fehlers im Getriebe. Das Flugzeug sollte
am Montag einen Überflug machen, wenn der französische Präsident Nicolas
Sarkozy die Luftverkehrsmesse besucht.
20 Jun 2011
## AUTOREN
Richard Rother
## TAGS
Solarenergie
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