# taz.de -- Linkspartei vor der Wahl: Harald Wolf sieht Happy End | |
> Linkspartei-Spitzenmann redet Differenzen mit SPD klein und sieht sich | |
> noch längst nicht in der Opposition | |
Bild: Harald Wolf | |
Rot-Rot vor dem Aus? Die Linke auf dem Weg in die Opposition? "Hier ist | |
noch gar nichts gelaufen", sagt Wirtschaftssenator Harald Wolf, der | |
Spitzenkandidat der Linkspartei für die Wahl am 18. September. Er baut auf | |
die jüngste Umfrage, die Rot-Rot nur einen Prozentpunkt hinter Grün-Schwarz | |
sieht. "Ich halte es für eine lösbare Aufgabe, am Ende die Nase vorn zu | |
haben", sagte Wolf am Mittwoch. Die jüngsten Streitereien mit der SPD hält | |
er nicht für außergewöhnlich: Das falle nur auf, "weil wir hier so lange | |
eine Wohlfühlkoalition waren. Das geht in anderen Koalitionen ganz anders | |
zu." | |
Die Linkspartei hatte bis Jahresbeginn in Umfragen gut zwei Jahre lang | |
zwischen 15 und 17 Prozent gelegen, deutlich über ihrem Wahlergebnis von | |
2006, als sie 13,4 Prozent bekam. Seither aber sind ihre Werte auf 10 bis | |
12 Prozent gesunken. Das schien bis zur jüngsten Umfrage das Aus für | |
Rot-Rot zu bedeuten. Die Linke würde in die Opposition wechseln. Dank der | |
neuen Stärke der SPD, die jetzt auf seit 2007 nicht mehr erreichte 33 | |
Prozent kletterte, ist eine dritte Auflage von Rot-Rot wieder in | |
Reichweite. | |
Dafür schienen zuletzt aber nicht nur die Prozente, sondern auch gemeinsame | |
Inhalte zu fehlen. Die Linkspartei wandte sich gegen die von der SPD auf | |
den Weg gebrachte Verlängerung der Datenspeicherung von 24 auf 48 Stunden, | |
unterstützt das gegen den eigenen Senat gerichtete Volksbegehren für mehr | |
Hortbetreuung und setzte sich jetzt ohne SPD mit der Initiative Wassertisch | |
zusammen, den Initiatoren des erfolgreichen Volksentscheids vom Februar. Zu | |
allem Überfluss drohten jetzt mehrere Abgeordnete der Linksfraktion, im | |
Parlament nicht für das Wohnraumgesetz zu stimmen. | |
Wolfs Ziel, weiter mit der SPD zu koalieren, gilt dennoch nicht als nicht | |
abwegig, wenn ein Bündnis rechnerisch möglich ist. Vom Regierenden | |
Bürgermeister Klaus Wowereit wurde vor einiger Zeit der Satz kolportiert, | |
die Linke solle mal zulegen, sonst müsse er noch mit den Grünen | |
zusammengehen. Im Wahlkampf will Wolf deutlich machen, dass sowohl bei der | |
SPD als auch bei den Grünen ein Bündnis mit der CDU einzukalkulieren ist. | |
"Wir sind die Einzigen, die das ausschließen, und sagen: Wer Rot will, muss | |
richtig rot wählen." Unter anderem mit Aktivitäten vor den Jobcentern will | |
seine Partei unter Hartz-IV-Empfängern ähnlich wie bei der Bundestagswahl | |
2009 Stimmen mobilisieren. | |
Mit Blick auf den 18. September gibt sich Wolf sicher, dass die SPD | |
stärkste Partei wird. Den Grünen werde auch ihre Spitzenkandidatin nicht | |
helfen können: "Es gibt keinen positiven Künast-Faktor." Seine frühere | |
Parteifreundin - Wolf war bis 1990 führendes Mitglied des Grünen-Vorläufers | |
Alternative Liste - ist für ihn weiter vorrangig Bundespolitikerin: "Man | |
kann seinen Wohnsitz in Berlin haben und ist doch nicht in den Tiefen der | |
Landespolitik drin. Das stelle ich auch bei Renate Künast fest." Wolf | |
selbst will in jedem Fall in der Landespolitik bleiben: "Ich kandidiere für | |
das Abgeordnetenhaus, und wenn es dazu kommt, setze ich mich auch lustvoll | |
auf die Oppositionsbank." Wowereit und Künast hatten angekündigt, allein | |
als Regierungschef zur Verfügung zu stehen. | |
22 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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