# taz.de -- Diskussion um Steuersenkungen: Union gegen Union | |
> Es knirscht mal wieder in der Koalition. Einige CDU-Länderchefs | |
> protestieren gegen die Steuersenkungspläne, die FDP hält die Kritik für | |
> voreilig. | |
Bild: Unions-Ministerpräsideten stellen sich quer: Sachsen-Anhalts Reiner Hase… | |
BERLIN taz | Die Steuersenkungspläne der Bundesregierung stoßen in der CDU | |
auf Widerstand. Mehrere Unions-Ministerpräsidenten halten sie für verfehlt | |
angesichts der hohen Verschuldung der öffentlichen Haushalte. Doch | |
Schwarz-Gelb will hart bleiben: [1][Eine kleine Steuerreform könnte Anfang | |
2013 in Kraft treten]. | |
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bemängelte, | |
Regierungspläne für eine Steuersenkung seien vorab nicht unionsintern | |
abgestimmt worden. "In Gremien, in denen solche Entscheidungen besprochen | |
werden, war dies so kein Thema", sagte Haseloff. | |
Auch Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) zeigte | |
sich ablehnend. "Das ist eine der typischen Debatten, die immer wieder | |
kommen und gehen", sagte Lieberknecht. Sie verstehe weder Zeitpunkt noch | |
Inhalt der Debatte und zweifle an deren Sinn und Notwendigkeit. | |
Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef | |
Laumann, kritisierte: "Steuersenkungen bedeuten nicht nur für den Bund | |
Mindereinnahmen, sondern auch für die Länder." Einen Puffer dafür könne er | |
in den Länderhaushalten nicht erkennen. "Steuersenkungen auf Pump sind | |
unmoralisch", sagte das CDU-Präsidiumsmitglied. Das Ziel der Schuldenbremse | |
habe "absoluten Vorrang". | |
## Die FDP fordert: Erstmal abwarten | |
Von den Einwänden aus der CDU hält der finanzpolitische Sprecher der | |
FDP-Fraktion im Bundestag, Volker Wissing, nichts: "Es ist schon | |
merkwürdig, dass Einzelne zu einer Steuersenkung Nein sagen, bevor sie die | |
Inhalte kennen", sagte Wissing der taz. "Ich kann nur jedem raten, | |
abzuwarten, was die Koalition beschließt." | |
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Donnerstag, die | |
[2][Steuererleichterungen würden kommen], jedoch noch nicht zum Januar | |
2012. Damit gilt als ausgemacht, dass sie am 1. Januar 2013 in Kraft treten | |
- knapp neun Monate vor der nächsten Bundestagswahl. "Das Datum wäre | |
folgerichtig", hieß es aus Koalitionskreisen. Denn auch andere | |
Steuergesetze werden üblicherweise zu Jahresbeginn gültig. Das Vorgehen sei | |
so abgestimmt zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und | |
Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), auch Finanzminister Wolfgang | |
Schäuble (CDU) sei in die Überlegungen eingebunden gewesen. | |
Die genaue Höhe der Steuersenkungen steht noch nicht fest. Es wird jedoch | |
immer deutlicher, dass es sich um einen Betrag knapp unter 10 Milliarden | |
Euro handeln könnte. Neue Modelle sollen nicht berechnet werden. Die | |
Koalition wird sich wohl auf Überlegungen besinnen, die schon zu Beginn der | |
Regierungszeit entstanden. "Jetzt passen die Haushaltswerte auf die | |
Berechnungen von damals", hieß es. | |
Eine Gegenfinanzierung scheint nicht geplant. Von der in den vergangenen | |
Tagen häufig geäußerten Kritik, die Steuersenkungen konterkarierten dann | |
die Ziele der Schuldenbremse, will man in der Koalition nichts wissen. Die | |
Mehreinnahmen seien schließlich strukturell bedingt und nicht | |
konjunkturell. Daher würden sie Raum für Steuersenkungen schaffen, ohne | |
dass es gegen die Schuldenbremse verstoße. | |
23 Jun 2011 | |
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## AUTOREN | |
M. Lohre | |
G. Repinski | |
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