# taz.de -- Koalitionspläne zu Steuersenkungen: FDP streitet mit dem Kassenwart | |
> Die Liberalen pochen auf die verabredeten Steuersenkungen. Doch | |
> Bundesfinanzminister Schäuble (CDU) ist bockig und warnt vor großen | |
> Enttäuschungen. | |
Bild: Für die Fotografen wird gelächelt, hinter den Türen um Milliarden gefe… | |
BERLIN reuters/dpa/taz | Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) | |
bremst die Steuersenkungspläne der Koalition. "Ich rate uns allen, keine | |
Debatten zu führen, die große Erwartungen wecken und hinterher zu großen | |
Enttäuschungen führen", sagte Schäuble der Bild am Sonntag. | |
Er sei "etwas unglücklich" über den Eindruck, es gebe große Spielräume für | |
Steuersenkungen. "Die haben wir nicht, auch weil wir in der Koalition | |
verabredet haben, dass die Haushaltskonsolidierung Vorrang hat." | |
Seine Worte alarmierten umgehend die Liberalen. FDP-Generalsekretär | |
Christian Lindner erklärte, die Äußerungen von Schäuble stünden "in einem | |
gewissen Widerspruch zu den stark steigenden Steuereinnahmen, die er | |
neulich bekannt gegeben hat". Lindner verwies auf 18 Milliarden Euro | |
Steuermehreinnahmen im Vergleich zum Vorjahr. | |
In der Koalition habe man sich auf eine Entlastung der unteren und | |
mittleren Einkommen geeinigt: "Wir haben keinen Zweifel, dass Wolfgang | |
Schäuble diesen klaren Arbeitsauftrag umsetzen wird." Gerüchten, die FDP | |
könnte für Steuersenkungen ihren Widerstand gegen die | |
Vorratsdatenspeicherung ablegen, die die Union will, erteilte Lindner eine | |
Absage: "Es wird keine sachfremden Tauschgeschäfte geben." | |
## FDP spekuliert auf 9 Milliarden | |
Er stellte zugleich klar, es gebe noch keine Einigung auf eine konkretes | |
Entlastungsvolumen. Äußerungen des Generalsekretärs über das aktuelle | |
Ausmaß der sogenannten kalten Progression, bei der Lohnzuwächse durch | |
höhere Einkommenssteuersätze größtenteils aufgezehrt werden, legen jedoch | |
nah, dass die FDP an mindestens 9 Milliarden Euro denkt. Der Spiegel hatte | |
am Wochenende berichtet, die Bundesregierung plane eine Steuerentlastung | |
von maximal 7 Milliarden Euro. Regierungssprecher Steffen Seibert | |
dementierte dies. | |
Unions-Fraktionschef Volker Kauder versuchte die Wogen am Wochenende zu | |
glätten. Noch in dieser Legislaturperiode werde es Entlastungen für die | |
Bürger geben. Kauder verwies vor allem auf die Korrektur der kalten | |
Progression, zu der auch Schäuble Gesprächsbereitschaft signalisiert habe. | |
Der Idee von Kauder und der FDP, auch die Höhe des Solidaritätszuschlags zu | |
senken, hatte Schäuble jedoch eine Absage erteilt. | |
Der Spiegel rechnete in seiner aktuellen Ausgabe vor, dass die | |
Steuerreformpläne, die in der Koalition zirkulieren, vor allem für | |
niedrigere Einkommen kaum spürbar werden. So würden Verheiratete mit einem | |
Jahreseinkommen von 27.500 Euro um knapp 80 Euro jährlich entlastet. Bei | |
einem Einkommen von 65.000 läge die Summe bereits bei 400 Euro. | |
Alle Rechenbeispiele verdecken jedoch, dass die Steuerpläne der | |
Bundesregierung derzeit im Bundesrat scheitern würden. Nicht nur die SPD- | |
und Grünen-geführten Länder wollen ihre nötige Zustimmung verweigern. Auch | |
die CDU-Länderchefs aus Niedersachsen, Thüringen, dem Saarland und | |
Sachsen-Anhalt sehen das Vorhaben kritisch. Reiner Haseloff, | |
Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, nannte das Vorhaben angesichts der | |
notwendigen Haushaltssanierung "verantwortungslos". | |
26 Jun 2011 | |
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voreilig. |