# taz.de -- Militärische Operationen in Tripolis geplant: Libysche Rebellen r�… | |
> Libyschen Rebellen haben südlich von Tripolis eine Offensive gegen die | |
> Gaddafi-Truppen geführt. Derweil sind etliche libysche Spitzenfußballer | |
> zu den Aufständischen übergelaufen. | |
Bild: Rücken weiter vor Richtung Tripolis: libysche Rellen. | |
JEFREN/TRIPOLIS taz/afp | Die libyschen Rebellen haben am Sonntag rund 50 | |
Kilometer südlich von Tripolis eine Offensive gegen die Truppen von | |
Machthaber Muammar el Gaddafi geführt. Beide Seiten bekämpften sich mit | |
schweren Waffen, zahlreiche Raketen schlugen in dem Gebiet ein, wie ein | |
Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. | |
Die Rebellen konnten Gaddafis Truppen nach Norden drängen und zogen in | |
Richtung des strategisch wichtigen Ortes Bir el Ghanam. Die Rebellen, die | |
seit vergangener Woche die Bergregion zwischen den Städten Senten und | |
Jefren südlich von Tripolis kontrollieren, erhielten Unterstützung von | |
Aufständischen aus der Stadt Sawija. Von schweren Kämpfen in den | |
Nafusa-Bergen, etwa 80 Kilometer von Tripolis entfernt, berichtete ein | |
Rebellen-Sprecher der BBC. Er sagte, die Rebellen planten nun einen Vorstoß | |
in Richtung Tripolis. | |
Gaddafis Sprecher Mussa Ibrahim wies Angaben der Rebellen zurück, wonach | |
der libysche Machthaber bald einen Vorschlag zur Lösung des Konflikts | |
unterbreiten wolle. Gaddafi werde weder das Land verlassen noch seine Macht | |
abgeben. "Wir werden nicht vor kriminellen Banden weichen, die unsere | |
Städte in ihre Gewalt gebracht haben", sagte Ibrahim. Zuvor hatte der | |
Vizepräsident des Nationalen Übergangsrats der Rebellen, Abdel Hafis Ghoga, | |
gesagt, derzeit arbeite Gaddafi ein Angebot zur Beilegung des Konflikts | |
aus. Dies wollten die Rebellen "ernsthaft prüfen", Bedingung für ein | |
Abkommen sei jedoch der Rückzug Gaddafis und seiner Familie. | |
## Spitzenfußballer laufen über | |
Und es gibt einen weiteren herben Rückschlag für das Gadaffi-Regime: 16 | |
libysche Spitzenfußballer und ein Top-Trainer sind zu den Aufständischen | |
übergelaufen. In einem Hotel in Dschadu, im Rebellengebiet im westlichen | |
Nafusa-Gebirge, verurteilten sie Gaddafi am Samstag mit scharfen Worten. | |
"In 42 Jahren hat er nichts für Libyen getan. (...). Er möge uns allein | |
lassen, damit wir ein freies Libyen aufbauen können", sagte der Torhüter | |
der Nationalelf, Dschuma Gtat, einem BBC-Reporter. | |
Fußball ist in Libyen - wie in anderen nordafrikanischen Ländern auch - | |
äußerst populär. Unter den Überläufern sind vier Spieler der | |
Nationalmannschaft sowie Adel bin Issa, der Trainer des Erstligisten | |
Al-Ahly aus der Hauptstadt Tripolis, meldet die BBC. Sie schlugen sich | |
durch die Fronten in das Rebellengebiet durch, das 90 Kilometer südlich von | |
Tripolis beginnt und bis zur tunesischen Grenze reicht. | |
Vor den Fußballern haben sich bereits zahlreiche andere Persönlichkeiten | |
aus Politik, Streitkräften und Polizei von Gaddafi abgesetzt. Die | |
Prominentesten sind Außenminister Mussa Kussa und Ölminister Schukri | |
Ghanim, die im März beziehungsweise Mai das Land verlassen haben. | |
Das staatliche libysche Fernsehen beschuldigte am Samstag die Nato, bei | |
einem Luftangriff auf die östliche Ölstadt Al-Brega 15 Zivilisten getötet | |
zu haben. Die Angaben ließen sich nicht überprüfen. Eine Nato-Sprecherin | |
bestätigte am Sonntag in Brüssel den Angriff. Allerdings sei das Ziel ein | |
Militärkonvoi Gaddafis gewesen - und zwar in einem Areal, in dem sich keine | |
Bevölkerung aufgehalten habe. "Von zivilen Opfern ist uns nichts bekannt", | |
sagte die Sprecherin. | |
Nur in einem Fall - vor knapp einer Woche - räumte die Nato ein, dass eine | |
ihrer Bomben irrtümlich ein Wohnhaus in Tripolis getroffen habe. Al-Brega | |
liegt unweit der Front zwischen Gaddafis Truppen und Milizen der | |
Aufständischen. | |
Nach einer neuen Bilanz der Allianz sind seit Übernahme der Führung des | |
Militäreinsatzes durch die Nato am 31. März mehr als 4748 Kampfeinsätze | |
gegen militärische Ziele in Libyen geflogen worden. | |
27 Jun 2011 | |
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