# taz.de -- Kommentar Anklage Gaddafi: Eine Warnung an Staatsterroristen | |
> Internationale Haftbefehle demonstrieren den Anspruch der Opfer des | |
> Staatsterrorismus auf Gerechtigkeit. Selbst dann, wenn sie nicht | |
> vollstreckt werden können. | |
Der Haftbefehl des Haager Internationalen Strafgerichtshofs gegen Muammar | |
al-Gaddafi, Saif al-Islam und Abdullah al-Senoussi sendet ein positives | |
Signal aus. | |
Denn er ermutigt alle, die den schwierigen Kampf gegen die "Kultur der | |
Straflosigkeit" führen, die nach wie vor in vielen Staaten verbrecherische | |
Machthaber in Ruhe schlafen lässt. Amnesty International spricht von einem | |
"impunity gap", der Kluft zwischen international gültigen | |
Menschenrechtsstandards und der täglichen Praxis, sie ungestraft mit Füßen | |
zu treten. | |
Internationale Haftbefehle des Haager Gerichts können, wie im Fall des | |
sudanesischen Präsidenten al-Baschir, nicht vollstreckt werden, weil das | |
nicht in der Macht der Anklagebehörde steht. Aber sie demonstrieren den | |
Anspruch der Opfer des Staatsterrorismus auf Gerechtigkeit. | |
Saif al-Islam hat dem Haager Gericht vorgeworfen, nichts als ein Instrument | |
zu sein, das sich die Europäische Union zur Beherrschung Afrikas zugelegt | |
hat. Auf der rechtlichen Ebene ist der Fall klar. Nicht die EU, sondern der | |
Weltsicherheitsrat der UNO hat die Ermittlungen des Haager Gerichts gegen | |
Gaddafi genehmigt, entsprechend der Satzung und übrigens einstimmig. Bei | |
seiner Ablehnung des Haager Gerichts versucht Saif, sich auf das Argument | |
"Ihr messt mit zweierlei Maß" zu stützen. | |
Tatsächlich: Wo zu starke Interessen "des Westens" im Spiel sind oder der | |
Staatsverbrecher zu mächtig ist, unterbleibt jede Strafverfolgung. Auch | |
lehnen Staaten wie die USA und China den Strafgerichtshof ab und schwächen | |
damit seine universelle Geltung. Aber das sind keine Argumente gegen den | |
Anspruch, Staatsverbrechen dort zu verfolgen, wo es schon jetzt möglich | |
ist. Und vielleicht abschreckend zu wirken auf potenzielle Verbrecher. | |
27 Jun 2011 | |
## AUTOREN | |
Christian Semler | |
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