# taz.de -- Kommentar Online-Netzwerk Google+: Und noch eine Accountleiche | |
> Mit Google+ will das führende Internetunternehmen endlich Facebook im | |
> Bereich der Online-Netzwerke Konkurrenz machen. Doch das wird schwierig | |
> werden. | |
Bild: Gib mir Tiernamen: "Kreise" auf Google+. | |
Ein bisschen Facebook, ein wenig Diaspora, dazu reichlich Erfahrungen aus | |
den eigenen Google-Netzwerken Orkut und Buzz sowie aus dem (schon wieder | |
eingestellten) E-Mail-Ergänzungsprogramm Wave - und fertig ist | |
[1][//plus.google.com:Google+.] | |
Google ist kaum angefochten die Nummer 1 im Netz - dem Wachstum von | |
Facebook zum Trotz. Können Millionen Suchmaschinen-, Maps-, Street-View- | |
und Fotonutzer irren? Ja, können sie, ist aber auch nicht weiter wichtig. | |
Wird Google+ dank Millionen Google-Nutzern so zum Selbstläufer? Keineswegs. | |
Online-Netzwerke sind Googles Sache nicht. Google Wave ist nicht mehr, | |
Google Buzz dümpelt vor sich hin, Orkut mag der heiße Scheiß sein - in | |
Brasilien, Indien und bei der Landbevölkerung im Iran. Sonst aber nirgends. | |
Google+ ist ein grundsolides Netzwerk. Eine Videochatfunktion weist nach | |
vorne, ansonsten ist alles da, was auch die Konkurrenz zu bieten hat: Chat, | |
E-Mail, Einteilung von Nutzern in verschiedene Gruppen, damit nicht jeder | |
mit allem konfrontiert wird. Eine Toolbar verbindet + mit dem Rest des | |
Google-Universums, die Funktionen "+1" und "Sparks" dienen genuin der | |
Vernetzung und der nicht ganz unwichtigen Online-Bauchpinselei - was wäre | |
Twitter ohne Favstar, was Facebook ohne "gefällt mir"? | |
## "Zeitfresser" und Datenschutz | |
Allerdings: Auch Buzz und Wave waren grundsolide. Ihr Misserfolg hat mit | |
den gebotenen Funktionen wenig, mit der Präsenz von Twitter und Facebook | |
dafür umso mehr zu tun. Nur Spezialisten brauchen weitere Netzwerke, nur | |
Freaks fühlen sich permanent untervernetzt. Ansonsten ist der Markt | |
gesättigt, Beschwerden über die "Zeitfresser" vernimmt man mittlerweile | |
ebenso häufig wie Zuneigungsbekundungen. | |
Auch Datenschutz-affine Nutzer werden Google nun nicht die Bude einrennen, | |
im Gegenteil: Googles Umgang mit Nutzerdaten bleibt, sagen wir es | |
vorsichtig: suboptimal. Mit Diaspora und Identi.ca sind Datenschützer gut | |
bedient. Warum also der erneute Versuch von Google, mal wieder mit einem | |
neuen Netzwerk landen zu wollen? Weil es keine Alternative gibt. Der | |
Konzern muss Facebook entgegentreten, um nicht an Bedeutung zu verlieren. | |
Doch es ist mehr als nur Verzweiflung, was Google antreibt. Wie so oft | |
macht Google einfach mal und schaut dann, was passiert. Gmail, Books, | |
Chrome - wo andere Unternehmen akribisch einen Plan verfolgen, wenn es um | |
neue Produkte geht, übergeht Google oft das Ankündigungs- und | |
Präsentationsprozedere und stellt es einfach online. Was soll dabei auch | |
schief gehen? Wenn + floppt, kommt in anderthalb Jahren halt der nächste | |
Versuch. Wen interessiert schon eine weitere Accountleiche? | |
Mit jedem dieser Versuche lernt Google hinzu. Jeder neue Versuch ist besser | |
als sein Vorgänger. Trial & error. Selbst wenn Google irgendwann seine | |
Bemühungen im Bereich der Online-Netzwerke einstellen sollte, so blieben | |
doch genügend Erfahrungswerte aus diesen Versuchen übrig, die sich | |
anderweitig nutzen ließen. Wer + in diesem Sinne interpretiert, begreift | |
schnell: Google wird mit + kein Minus machen. | |
30 Jun 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://https | |
## AUTOREN | |
Maik Söhler | |
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