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# taz.de -- Frauenquote für die Telekom: Die neue Lady-Troika
> Die Telekom soll weiblicher werden: Drei der sieben Vorstandsposten
> sollen künftig mit Frauen besetzt werden. Nun wird um Personalien
> gestritten.
Bild: Bekommt weibliche Gesellschaft: Drei Frauen wechseln unter Telekomchef Re…
BERLIN taz | Von 0 auf 40 Prozent: Die Telekom will drei der sieben bislang
männlichen Vorstandsmitglieder künftig mit Frauen besetzen. Das berichtet
das Handelsblatt am Montag. Am Montagnachmittag wollte sich der
Telekom-Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung treffen, um die
Personalien zu beraten, erklärte die Pressestelle des Unternehmens der taz.
Laut Handelsblatt werden zwei Namen als relativ sicher gehandelt: Die
Unternehmensberaterin und McKinsey-Direktorin Claudia Nemat, 42, soll im
Oktober Vorstand für den Bereich Europa werden. Diese Stelle ist seit April
unbesetzt, weil Guido Kerkhoff als Finanzvorstand zu ThyssenKrupp
wechselte. Marion Schick, 52, Ökonomin und Exbildungsministerin aus
Baden-Württemberg, könnte Personalvorstand werden und damit Thomas
Sattelberger ersetzen. Allerdings sprechen sich Arbeitnehmervertreter im
Aufsichtsrat gegen die CDU-Politikerin aus. Sie befürchten, dass Schick die
Arbeitnehmerinteressen nicht sensibel genug behandeln werde.
Sattelberger gilt als "Quotenmann" der Telekom. Er hatte vor anderthalb
Jahren verkündet, dass das Telekommunikationsunternehmen bis 2015
mindestens 30 Prozent Frauen an der obersten Führungsspitze haben wolle.
Sattelbergers Vertrag läuft im Mai 2012 offiziell aus.
Außerdem soll der Vorstand für Datenschutz, Recht und Compliance
(Sicherheit und Korruption) neu besetzt werden. Der Vertrag des jetzigen
Compliance-Vorstands Manfred Balz, 66, läuft regulär im Oktober 2012 aus.
Balz will aber früher aufhören. Welche Frau auf seine Stelle wandert, ist
noch geheim.
## 40 Prozent ist "großartig"
Solch einen Vorgang hat es in einem deutschen DAX-Unternehmen bisher noch
nicht gegeben. "40 Prozent Frauen, und das schon vor 2015 - das ist
großartig", sagt Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative Frauen
in die Aufsichtsräte (FidAR). FidAR fordert eine gesetzliche Quote für
Vorstände und Aufsichtsräte und gibt seit Februar den WOB-Index (Women in
Board) heraus.
Mit diesem Ranking zählt die Initiative, wie viele Frauen es in
Führungspositionen in deutschen Top-Unternehmen gibt. Der Frauenanteil in
den Vorständen beträgt gerade mal 3 Prozent, in den Aufsichtsräten sind es
10 Prozent. Wobei kleinere Unternehmen besser abschneiden als größere. Die
Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), die Parfümerie-Holding Douglas und
der Kölner Motorenhersteller Deutz stehen auf den ersten drei Plätzen.
Um das zu ändern, hat Familienministerin Kristina Schröder (CDU) im
Frühjahr einen Stufenplan vorgelegt, mit dem DAX-Unternehmen ab 2013
gesetzlich verpflichtet werden sollen, selbst ernannte Quoten zu erfüllen.
Die Ministerin nennt das "Flexi-Quote": "Eine gesetzliche Pflicht zur
Selbstverpflichtung". An dieser Idee gibt es Kritik. Selbstverpflichtungen
bringen nichts, so der Tenor. Eine der Gegenspielerinnen ist
Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Sie fordert noch in diesem
Jahr eine Quote per Gesetz. Die Wirtschaft lehnt eine starre Quote als
"unrealistisch" ab.
## 25-Prozent-Quote als Zwischenschritt
"Ich begrüße die Telekom-Entscheidung", sagt Henrike von Platen,
Präsidentin des Vereins Business and Professional Women (BPW). Der BPW
fordert eine Frauenquote von 50 Prozent. Henrike von Platen weist
allerdings darauf hin, dass eine gesetzliche Quote für Vorstände
komplizierter durchzusetzen sei als eine für Aufsichtsräte.
Aufsichtsräte lebten vor allem von der "Vielfältigkeit der einzelnen
Mitglieder", sagt die BPW-Präsidentin: "Da können viele Frauen einsteigen,
auch wenn sie aus anderen Branchen kommen. Bei Vorstandsposten spielen die
offizielle Karriere und brancheninternes Wissen eine wichtige Rolle."
Deshalb sei es realistisch, beispielsweise innerhalb von sechs Jahren eine
25-Prozent-Quote als "Zwischenschritt" festzulegen.
Der Personalwechsel in der Telekom sorgt im Unternehmen für viel Wirbel.
Dabei spielt vor allem Thomas Sattelberger eine Rolle. Er selbst wollte
seinen Vertrag verlängern, unter anderem um das Quotenthema weiter
voranzutreiben. Als Chef ist er aber umstritten, weil er mit seinen
MitarbeiterInnen einen rigiden Umgangston pflegen soll. Wenn er seinen
Posten jetzt zugunsten einer Frau räumen soll, ist das ein doppeldeutiges
Zeichen.
4 Jul 2011
## AUTOREN
Simone Schmollack
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