# taz.de -- Unternehmen mit Chefinnen: Klein, aber oho! | |
> Je kleiner die Firma, umso größer sind die Chancen für Frauen in | |
> Führungspositionen. Das liegt meist an flachen Hierarchien - und an | |
> Familienunternehmen. | |
Bild: Den höchsten Anteil an Führungskräften schaffen Frauen bei Betrieben m… | |
BERLIN taz | Die Realität in der deutschen Wirtschaft entspricht so | |
ziemlich genau dem, was in den Vorabendserien im Fernsehen verbreitet wird: | |
Erfolgreiche Frauen, also Frauen in Führungspositionen, sind am ehesten | |
noch keine 40 Jahre alt, kommen nicht über die zweite Führungsebene hinaus | |
- und: sie arbeiten in Betrieben oder Start-ups mit weniger als 50 | |
Mitarbeitern. | |
Das zeigen die neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes von Anfang | |
Juni. Demnach stieg der Anteil weiblicher Führungskräfte 2010 auf 27,7 | |
Prozent. In kleineren Betrieben waren jedoch schon 35 Prozent der | |
entsprechenden Positionen mit Frauen besetzt, während es in größeren nur | |
23,4 Prozent waren - wobei der Anteil mit zunehmender Mitarbeiterzahl | |
weiter sinkt. | |
Auch andere Untersuchungen belegen, dass die Chancen von Frauen, in | |
Spitzenpositionen zu gelangen, umso besser sind, je kleiner das Unternehmen | |
ist. Den höchsten Anteil schaffen sie in Betrieben mit bis zu 9 | |
Mitarbeitenden. | |
Ebenso einig ist man sich bei den Gründen: In Klein- und Kleinstbetrieben | |
sind die Hierarchien in der Regel flacher, die direkten Wege zum Chef, der | |
oft auch der Inhaber ist, deutlich kürzer. Und in Familienbetrieben dürfen | |
Ehefrauen, Schwestern und Töchter ohnehin gern mitarbeiten. Einer Studie | |
der Intes Akademie für Familienunternehmen zufolge übernehmen 38 Prozent | |
der Frauen dort operative Aufgaben in der Geschäftsführung, weitere 17 | |
Prozent sitzen in Kontrollgremien. | |
Manchmal kommt es bei der Vermischung von familiären und finanziellen | |
Abhängigkeiten zu unscharfen Abgrenzungen. So berichten Rechts- und | |
Insolvenzanwälte, dass sie immer wieder mit Fällen zu tun haben, in denen | |
Ehefrauen oder auch Schwestern den insolventen Betrieb ihres Mannes oder | |
Bruders übernehmen und diesen dann wieder als Geschäftsführer einsetzen - | |
mit einem Gehalt unterhalb der Pfändungsgrenze, aber mit allen Kompetenzen. | |
Die Frauen sind dann nur pro forma die Chefinnen. | |
Die Statistik verfälschen dürften diese Praktiken aber nicht: Insolvenzen | |
gibt es jährlich rund 30.000 in Deutschland, aber mehr als 2 Millionen | |
Unternehmen, die von einem vollhaftenden Einzelnen geführt werden. Etwa | |
jedes vierte hat eine Frau an der Spitze. | |
5 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Beate Willms | |
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