# taz.de -- Unabhängigkeitsfeier mit ungeliebtem Gast: Viele Probleme im Süds… | |
> Der mit Haftbefehl gesuchte Präsident Bashir reist zu den Feierlichkeiten | |
> in den Südsudan. Das ist nicht das einzige ungebetene Geschenk an den | |
> neuen Staat. | |
Bild: Auf den Straßen von Juba wird die Unabhängigkeit Südsudans gefeiert. | |
BERLIN taz | Am Samstag, 9. Juli, wird Südsudan formell in die | |
Unabhängigkeit entlassen. Sechs Monate nach der Volksabstimmung vom Januar, | |
als 99 Prozent der rund vier Millionen Wahlberechtigten des Landes für die | |
Abspaltung vom Sudan gestimmt hatten, wird Präsident Salva Kiir, zugleich | |
Führer der ehemaligen Rebellenarmee SPLA (Sudanesische | |
Volksbefreiungsarmee), die neue Verfassung verkünden. | |
Zu den zahlreichen hohen Gästen wird auch Sudans Präsident Omar Hassan | |
al-Bashir gehören, der vom Internationalen Strafgerichtshof mit Haftbefehl | |
gesucht wird. Das wird peinlich für andere internationale Gäste, unter | |
ihnen Generäle des US-Afrikakommandos. Südsudans Behörden sagten, sie | |
würden Sitzpläne erarbeiten, die einen direkten Kontakt vermeiden. | |
Bashir sagte vor seiner Abreise nach Juba, er werde den Südsudanesen "zu | |
ihrem neuen Staat gratulieren und ihnen Sicherheit und Stabilität | |
wünschen". Ob Südsudan das bekommt, hängt allerdings wesentlich von Bashir | |
ab. Die Armee Nordsudans hat mit der Besetzung der zwischen Nord und Süd | |
umstrittenen Ölregion Abyei im Mai und mit einer blutigen Militäroperation | |
im am Südsudan grenzenden Bundesstaat Süd-Kordofan im Juni Sorgen vor einer | |
Destabilisierung des Südens genährt. | |
Laut UNO sind über 73.000 Menschen aus Süd-Kordofan nach Südsudan geflohen. | |
Insgesamt haben über 300.000 Südsudanesen den Norden verlassen und leben | |
jetzt mittellos im ohnehin armen Süden. Ab 9. Juli sind alle im Norden | |
lebenden Südsudanesen Ausländer. Südsudanesische Staatsangestellte in | |
Khartum haben Kündigungsbriefe erhalten, die ihnen "Erfolg in Ihrem | |
zukünftigen Leben und Wohlstand für Ihren neuen Staat" wünschen. Wer kein | |
nordsudanesisches Visum hat, dem droht die Ausweisung. Auch Südsudans | |
Regierungspartei SPLM (Sudanesische Volksbefreiungsbewegung) darf dann im | |
Norden nicht mehr operieren. | |
## Khartum gegen andauernde UN-Präsenz im Norden Sudans | |
Aus Sicht Khartums gibt es ab dem 9. Juli auch keinen Grund mehr für die | |
UN-Mission im Sudan (Unmis), die vor allem im Südsudan operiert. Die | |
erwartete Folgemission im Südsudan (Unmiss) muss erst noch vom | |
UN-Sicherheitsrat beschlossen werden. Davor will die UNO den Widerstand | |
Khartums gegen eine andauernde UN-Präsenz im Norden Sudans überwinden. | |
Sudans Regierung hat gesagt, mit der Unabhängigkeit des Südens ende die | |
Geltungsdauer des Südsudan-Friedensabkommens CPA, auf dessen Grundlage die | |
UNO stationiert ist. | |
Bislang stehen rund 3.000 Unmis-Soldaten in Nordsudan, vor allem in Abyei | |
und Süd-Kordofan. In Abyei sollen sie durch eine äthiopische | |
Beobachtertruppe ersetzt werden. Unmis-Mitarbeiter im Norden sagen, sie | |
hätten keine Ahnung, was sie nach dem 9. Juli tun sollen. Die US-Regierung | |
erklärte am Donnerstag, sie befürworte eine Fortdauer der UN-Präsenz in | |
Süd-Kordofan und dem benachbarten Blue Nile. | |
8 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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