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# taz.de -- Kommentar World of the News: Murdochs Entmachtung
> Die von Premier Cameron angekündigten Untersuchungen der Abhöraffäre sind
> nur sinnvoll, wenn sie Rupert Murdochs Rolle in der britischen Politik
> miteinbeziehen.
Die "Missetäter" sind schuld an der Abhöraffäre der News of the World,
behauptet James Murdoch, der Sohn des Medienzaren Rupert Murdoch. Aber wer
sind die Missetäter? Die nebulöse Formulierung und die Schließung der
britischen Sonntagszeitung sind ein Versuch, die eigene Haut und die der
leitenden Angestellten zu retten. Um das Revolverblatt, das es schon bei
seiner Gründung vor 168 Jahren war, ist es nicht schade, aber es trifft
Journalisten, die für Schweinereien aus einer Zeit büßen müssen, als sie
noch nicht bei dem Blatt arbeiteten.
Die News of the World war die erste Zeitung, die Rupert Murdoch in
Großbritannien gekauft hat. Das Blatt passt zu ihm, es ist genauso
rücksichtslos wie er selbst. Das bewies er 1986, als 6.000
Zeitungsangestellte streikten und Murdoch die Gewerkschaften aushebelte,
indem er sein Imperium in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Wapping
verlegte. Die früher anständige Times hat er zur bedeutungslosen Postille
gemacht, die Sun zum xenophobischen Schmutzkübel.
Die von Premier David Cameron angekündigten Untersuchungen haben nur Sinn,
wenn sie Murdochs Verhältnis zur Politik einbeziehen. Bisher hat ihm jeder
Parteichef die Stiefel geleckt. Als Tony Blair 1997 Premier wurde,
beanspruchte die Sun den Erfolg für sich: Das Blatt, das die Tories
unterstützt hatte, war vor den Wahlen zu Labour umgeschwenkt. Voriges Jahr
kehrte es zu den Tories zurück, die prompt die Wahl gewannen.
Murdoch sitzt nicht nur virtuell am Kabinettstisch, er ist praktisch
Regierungsmitglied. Vor umstrittenen Entscheidungen wird er zu Rate
gezogen, um sicherzugehen, dass seine Blätter keine Kampagne anzetteln.
Solange die Untersuchungen dieses Thema aussparen, bewirken sie höchstens,
dass sich die Gossenreporter in nächster Zeit etwas zusammenreißen.
8 Jul 2011
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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