# taz.de -- Nach erfolgreichen Protesten gegen Rechte: Blockade reizt Fahnder | |
> Der erfolgreiche Protest gegen eine Veranstaltung von Rechtspopulisten | |
> hat juristisches Nachspiel: Gegen den Kreuzberger Bürgermeister laufen | |
> Ermittlungen. | |
Bild: Blockade mit Bürgermeister - und erfolgreich noch dazu. | |
Anderthalb Wochen nachdem Proteste vor dem Kreuzberger Rathaus eine Sitzung | |
der rechtspopulistischen Partei "Pro Deutschland" verhindert haben, laufen | |
nun Ermittlungen gegen den Bezirksbürgermeister Franz Schulz (Grüne). "Es | |
geht um Paragraph 21 des Versammlungsgesetzes", bestätigte eine | |
Polizeisprecherin am Sonntag. Der Paragraph stellt es unter Strafe, nicht | |
verbotene Versammlungen zu verhindern oder entsprechende Gewalt anzudrohen | |
oder auszuüben. Dafür drohen eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft. | |
Mehrere hundert Menschen hatten sich am 30. Juni an den Protesten gegen das | |
Treffen der Rechtspopulisten beteiligt. Diese hatten zuvor gerichtlich | |
durchgesetzt, dass sie in dem BVV-Saal tagen dürfen, nachdem ihnen der | |
Bezirk zunächst wegen Belegungsengpässen eine Absage erteilt hatte. | |
Zahlreiche Parteien und Organisationen hatten zu den Protesten vor dem | |
Rathaus aufgerufen. Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen | |
Rechtsextremismus (MBR) bezeichnete das Vorgehen später als "vorbildlich", | |
da Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft gut zusammengearbeitet hätten. | |
Die Polizei gibt derzeit keine Auskünfte dazu, was genau Schulz vorgeworfen | |
wird. Medienberichten zufolge geht es darum, dass Schulz keine Anweisung | |
zum Räumen des Zugangs zu den Räumlichkeiten gegeben hatte. Schulz selber | |
zeigte sich von den Ermittlungen überrascht. Er habe bislang nur über die | |
Presse davon erfahren, die Polizei habe ihn nicht in Kenntnis gesetzt. "Der | |
Sachverhalt erscheint mir nicht logisch", sagt er. | |
Die Ermittlungen, die nun die Staatsanwaltschaft übernehmen soll, wurden | |
laut Polizei von Amts wegen eingeleitet - also nicht auf eine Anzeige hin. | |
Schulz zufolge ist aber das Vorgehen vor Ort mit der Einsatzleitung der | |
Polizei abgestimmt gewesen. "Es gab die gemeinsame Einschätzung, dass es | |
keinen Sinn hat, die Situation zu verschärfen", sagt er. Man habe die | |
Versammlung von "Pro Deutschland" nicht durchgesetzt, weil das vor Ort zu | |
Gewalt geführt hätte, das sei auch die Einschätzung der Polizei gewesen. | |
Klose stützt diese Aussage: "Das Vorgehen ist merkwürdig, weil die gesamte | |
Vorbereitung und auch der gesamte Tag in Zusammenarbeit mit der Polizei | |
gelaufen sind." Sie hofft, dass Schulz weiterhin offensiv mit der Sache | |
umgehen wird. "Erst einmal muss man abwarten, was es genau ist und | |
juristisch gegenprüfen lassen." Wenn möglich solle dann dagegen vorgegangen | |
werden. | |
"Ich würde sagen, dass die Polizei sich geärgert hat", vermutet Benedikt | |
Lux, innenpolitischer Sprecher der Grünen. Ihm ist die Situation nicht | |
fremd: Im vergangenen Jahr wurde nach einer Sitzblockade am 1. Mai gegen | |
ihn ermittelt, mittlerweise sei das Verfahren eingestellt worden. Lux | |
kritisiert das Vorgehen bei den Ermittlungen gegen Schulz: "Es ist | |
misslich, wenn zuerst die Medien davon erfahren und nicht der Betroffene | |
selbst." | |
Barbara Seid von der Friedrichshain-Kreuzberger Linksfraktion war selbst | |
bei den Protesten vor Ort. Sie widerspricht dem Vorwurf, Schulz habe | |
versucht, die Versammlung zu verhindern. "Franz Schulz hat den Zugang | |
gewährleistet, die Türen waren offen." Es sei die Bevölkerung gewesen, die | |
den Zugang der Rechtspopulisten zu ihrer Sitzung durch die Proteste | |
blockiert habe. Die Fraktion stehe voll hinter dem Vorgehen des | |
Bezirksbürgermeisters. | |
10 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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