# taz.de -- Haushalt des Familienministeriums: Kampf gegen Rechts abgewertet | |
> Das Bundesfamilienministerium stutzt die Programme gegen Extremismus | |
> zusammen. Zwei Millionen weniger soll es im Haushalt für das Jahr 2012 | |
> geben. | |
Bild: Zivilgesellschaftliche Aktivitäten von rechts? Dafür hat Schröder nich… | |
HAMBURG taz | Das Bundesfamilienministerium setzt den Rotstift an: Rund | |
zwei Millionen Euro allein im Haushaltsjahr 2012 will das Ministerium von | |
Kristina Schröder (CDU) bei den Projekten gegen Extremismus einsparen. | |
Statt zuletzt 29 Millionen Euro jährlich will das Ministerium künftig nur | |
noch 27 Millionen Euro bewilligen. | |
Das geht aus einem Haushaltsentwurf des Familienministeriums zur | |
Kabinettvorlage hervor, der der taz vorliegt. "Die Kürzungen verdeutlichen | |
die mangelnde Wertschätzung durch Schwarz-Gelb für die | |
zivilgesellschaftlichen Initiativen", schimpft Sven-Christian Kindler, | |
Bundestagsabgeordneter der Grünen. | |
In dem Entwurf zum Bundeshaushaltsplan 2012 zur Kabinettvorlage wird im | |
"Einzelplan 17" unter "Maßnahmen zu Extremismusbekämpfung" zur Bewilligung | |
27 Millionen Euro angeführt, im Jahr zuvor waren es noch 29 Millionen Euro. | |
24 Millionen Euro davon wurden gegen Rechtsextremismus investiert, 5 | |
Millionen Euro gegen Linksextremismus und Islamismus. Seit Amtsantritt der | |
Bundesfamilienministerin Schröder befürchten verschiedene Projekte gegen | |
Rechtsextremismus und für Demokratie einen Umbau und Kürzungen der | |
Bundesförderung. | |
"An den Präventionsprogrammen zum Extremismus wird nicht gespart", beteuert | |
dagegen Charlotte Cary von Buttlar, Pressereferentin des Ministeriums, | |
gegenüber der taz. Die vorgesehene Reduzierung werde zu keinerlei | |
Beeinträchtigung in den bereits erteilten Bewilligungen in den Programmen | |
"Toleranz fördern - Kompetenz stärken" und "Initiative Demokratie stärken" | |
führen: "Die Einsparung erfolgt überwiegend durch die Verlagerung der | |
Regiestelle im Bereich der Steuerungskosten". Mittel die bisher für die | |
Beratung- und Prüfungskapazität nötig waren, würden nicht mehr gebraucht. | |
Weitere Kosten für die Verwaltung konnten auf andere Träger umverteilt | |
werden, sagt die Pressereferentin. | |
## Staatliche Mittel immer weniger explizit gegen Rechtsextremismus | |
Der grüne Haushaltspolitiker Kindler fragt sich dagegen, warum das so | |
eingesparte Geld nicht den Projekten zur Verfügung gestellt wird. Immer | |
wieder müssten diese um eine Finanzierung kämpfen. Schon der neue Titel im | |
Haushaltsplan "Maßnahmen zu Extremismusbekämpfung", unter denen die | |
Programme gefasst werden, würde die angestrebte Ausrichtung der Ministerin | |
zeigen. | |
"Die staatliche Förderung richtet sich immer weniger explizit gegen | |
Rechtsextremismus", sagt Kindler. Mit der Bündelung der Haushaltstitel sei | |
keine inhaltliche Schwerpunktsetzung verbunden, entgegnet von Buttlar. | |
Namensgebungen seien sehr wohl auch Botschaften, meint indes Kindler: | |
"Schröder führt den ideologischen Kampf gegen die Zivilgesellschaft und | |
Anti-Nazi-Initiativen weiter." | |
In einem Positionspapier warnten Kindler, die grüne Landtagsvizepräsidentin | |
in Thüringen, Astrid Rothe-Beinlich, und die grüne Bundestagsabgeordnete | |
Monika Lazar bereits 2010, die Ministerin würde mit ihrem | |
Extremismusverständnis links und rechts gleichsetzen. Schröder blende aus, | |
dass "die Ablehnung von Menschenrechten und demokratischen Überzeugungen | |
keine linken Grundideen sind, sie jedoch zum Standardprogramm aller | |
nationalistischen und rassistischen Gruppen gehören". Kindler, Lazar und | |
Rothe-Beinlich fordern ein "Bundesprogramm gegen gruppenbezogene | |
Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus", das 50-Millionen umfassen | |
soll. | |
11 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
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