# taz.de -- Kolumne Die Frauenfußballversteher: Dickbeinig und zufrieden | |
> Bier trinken, Hasch rauchen, Frauenfußball gucken – schön ist es, auf der | |
> Welt zu sein. | |
Bild: Große Freude bei den Japanerinnen: ganz oben Homare Sawa | |
In einem Kuba-T-Shirt von 1991 stolperte ich dem Ende meiner sportlichen | |
Laufbahn entgegen. Übertrieben guter Dinge spielte ich anfangs, war schnell | |
erschöpft, vergab allein vor dem leeren Tor und irgendwann, schon gegen | |
Ende unserer Trainingseinheit, prallte ich mit E. zusammen. Ich wollte ein | |
Tor schießen. Er war dagegen. Er spielte mit Schienbeinschützern, ich ohne. | |
Es tat weh. Mit zusammengebissenen Zähnen spielte ich bis zum Ende. Der | |
Unterschenkel war blaugrün und doppelt so dick wie normal. | |
Die Verletzung sah seriöser aus als mein Fußballspiel. Vielleicht war was | |
kaputt, vielleicht auch nicht. Man riet mir zu kühlen. Ich ging dann zu | |
Netto, kaufte Bier und schaute zu Hause Frauenfußball an. Es machte Spaß, | |
die beiden parallel laufenden Spiele gleichzeitig mit TV und Laptop zu | |
gucken, Bier zu trinken und dabei das verletzte Gebiet mit Eiswürfeln zu | |
kühlen. Besonders effektiv war es vermutlich nicht, da ich nur zehn | |
Eiswürfel hatte. | |
Am nächsten Tag war es eher noch schlimmer. Zum Glück kam B. vorbei und | |
brachte Brot, Aufschnitt, Milch und etwas Hasch mit. Schmerz und Hasch sind | |
eine gute Kombination: Das Hasch mildert den Schmerz und der Schmerz sorgt | |
dafür, dass einen das Hasch nicht müde und komisch macht. Eine Frechheit, | |
dass dieser Tage ein US-Gericht entschied, Cannabis habe keinen | |
medizinischen Nutzen! | |
Weil es trotzdem nicht besser wurde, quälte ich mich am nächsten Tag zum | |
Orthopäden. An der Theke wies man mich ab, weil ich meine Chipkarte | |
vergessen hatte. Ich fuhr nach Hause, wechselte das verschwitzte Hemd, | |
wurde wieder abgewiesen, weil ich kein Geld dabei hatte, quälte mich zum | |
Bankomaten und wartete dann lesend eine Stunde. Der Roman „35 Tote“ von | |
Sergio Álvarez ist ganz gut! | |
Es war angenehm kühl in der Praxis, die vier Arzthelferinnen schienen | |
patent und alles war super. Ein bisschen schämte ich mich meiner dreckigen | |
Socken, wurde geröntgt und verbunden und war zufrieden, als der Arzt | |
andeutete, so wie das aussieht, hätte er sich auch was Schlimmeres mit | |
Krankenhaus vorstellen können. | |
Seit einer Woche nun humple ich herum, gucke Superfrauenfußball und spiele | |
Playstation ohne schlechtes Gewissen. Wenn ich | |
Frauenfußballnationalspielerin wäre, wäre die Verletzung in zwei Tagen | |
auskuriert gewesen, so wird es wohl noch eine Weile dauern. Aber die sind | |
ja auch nur halb so alt wie ich. | |
14 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Detlef Kuhlbrodt | |
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