# taz.de -- Ärger mit PayPal: Kuba-Embargo in Deutschland | |
> Überraschung für deutsche Online-Händler: Weil sie mit Waren aus Kuba | |
> handeln, hat ihnen der US-Zahlungsdienstleister PayPal gekündigt. | |
Bild: Pionier der Zahlungsabwicklung: PayPal. | |
"Wir hatten jeden Monat einen hohen fünfstelligen Umsatz mit PayPal | |
gemacht", sagt Thomas Altmann, Inhaber des Spirituosenhandels [1][Rum & Co] | |
im schleswig-holsteinischen Ort Börm. Bis vor einer Woche. Da bekam Altmann | |
die Kündigung von PayPal zugestellt. Grund: In seinem Online-Shop bietet | |
Altmann auch kubanische Waren an: Zigarren und Rum – insgesamt rund 200 | |
Artikel aus dem Inselstaat sind bei Altmann im Sortiment. | |
Das Embargo auf Waren aus Kuba besteht in den Vereinigten Staaten schon | |
seit 1962. Dass dieses fast 50 Jahre alte Verbot auch ihn betreffen könnte, | |
hat Altmann nicht erwartet. Schließlich liefert die Firma nicht in die USA. | |
Weder er, noch seine Kunden unterliegen daher amerikanischen Gesetzen. "Nie | |
zuvor hat es Probleme gegeben", versichert der Händler. Der Zahlungsverkehr | |
sei über den amerikanischen Zahlungsdienstleister mit europäischer | |
Banklizenz immer zur vollen Zufriedenheit gelaufen. Deshalb versuchte der | |
Händler einen Kompromiss, wies seine Kunden darauf hin, dass sie kubanische | |
Zigarren nicht mit PayPal bezahlen könnten. Doch der Zahlungsdienstleister | |
blieb hart: so lange Altmann kubanische Waren verkauft, wird ihn PayPal | |
nicht mehr als Kunden aufnehmen. | |
Der Händler ist nicht alleine. Mittlerweile haben sich mehrere Betroffene | |
zusammengefunden, denen es ähnlich erging wie Altmann. Gemeinsam haben sie | |
einen Anwalt beauftragt, um eine Klage gegen PayPal zu prüfen. Das | |
Unternehmen ist ein Pionier der Zahlungsabwicklung per Internet – nicht | |
zuletzt durch den Eigentümer Ebay hat sich der Dienst in manchen Bereichen | |
als vorrangiger Zahlungsservice etabliert. | |
Auf der eigenen Facebook-Seite geht das Unternehmen auf die Beschwerden der | |
erbosten Kunden nur kurz ein. "In diesem Zusammenhang möchten wir darauf | |
hinweisen, dass wir keine Produkte unterstützen können, deren Handel | |
fragwürdig ist und/oder gegen Gesetze verstößt. Genau, wie sich unser | |
amerikanischer Mutterkonzern an US-Gesetze halten muss, müssen wir uns auch | |
an deutsche Gesetze halten." Doch gegen deutsche Gesetze verstößt der | |
Handel mit kubanischen Waren nicht. | |
## Anweisung aus den USA | |
Ein Sprecher von PayPal Deutschland stellt gegenüber taz.de klar, dass man | |
selbst kaum eine andere Wahl gehabt habe, als die Konten zu sperren. Die | |
Anweisung sei aus den USA gekommen. Das Office of Foreign Assets Control, | |
eine Unterbehörde des Finanzministeriums, verlange von US-Unternehmen, dass | |
sie auch bei den Tochterunternehmen in Übersee das Embargo durchsetzen. | |
Ob die Händler einen Klagegrund gegen PayPal haben, ist nicht sicher. "Die | |
große Frage ist: Kann ich Paypal überhaupt verpflichten, seine Dienste | |
anzubieten?", erklärt Fachanwalt Michael Terhaag gegenüber taz.de. So darf | |
jedes Unternehmen in der Regel frei entscheiden, mit wem und was es | |
Geschäfte macht. Ausnahmen gibt es zum Beispiel dann, wenn ein Unternehmen | |
marktbeherrschende Stellung hat. So musste PayPal-Eigentümer Ebay im Jahr | |
2008 das Konto eines Händlers wieder freischalten, weil das | |
brandenburgische Oberlandesgericht feststellte, dass der Ausschluss den | |
Kläger in seiner wirtschaftlichen Existenz gefährdete. | |
Für den Zahlungsdienstleister wäre dies aber nur ein minder großes | |
juristisches Risiko. Das Unternehmen wird in den vergangenen Jahren immer | |
wieder wegen willkürlich erscheinender Konto-Sperrungen kritisiert. So | |
drehte PayPal der Enthüllungsplattform Wikileaks mehrfach den Geldhahn ab. | |
Bis heute sind über den Dienstleister keine Spenden an Wikileaks möglich. | |
Neben Boykottaufrufen hatte dies auch [2][Computer-Attacken] auf PayPal zur | |
Folge. Doch dabei soll es nicht bleiben. Anfang Juli kündigte | |
Wikileaks-Gründer Julian Assange an, gegen PayPal und die | |
Kreditkarten-Unternehmen Visa und Mastercard juristisch vorzugehen. | |
1 Aug 2011 | |
## LINKS | |
[1] http://www.rumundco.de/ | |
[2] /Gruppe-Anonymous/!74819/ | |
## AUTOREN | |
Torsten Kleinz | |
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