# taz.de -- Justiz in Ägypten: Mubarak plädiert auf "nicht schuldig" | |
> Husni Mubarak wird der Prozess gemacht. Im Krankenbett wurde der | |
> ehemalige Präsident ins Gericht gebracht. Vorgeworfen werden ihm | |
> Amtsmissbrauch und tödliche Gewalt. | |
Bild: Im Käfig, im Bett und im Fernsehen: Husni Mubarak in Kairo vor Gericht. | |
KAIRO dpa/dapd | Der gestürzte ägyptische Staatschef Husni Mubarak hat in | |
dem gegen ihn eröffneten Prozess auf nicht schuldig plädiert. "Ich weise | |
all diese Anschuldigungen vollständig zurück", sagte Mubarak, dem ein | |
Mikrofon vorgehalten wurde, am Mittwoch vor dem Gericht in der Hauptstadt | |
Kairo. Auch seine ebenfalls angeklagten Söhne Alaa und Gamal plädierten auf | |
nicht schuldig. Der Prozess ist nach dem ersten Verhandlungstag auf den 15. | |
August vertagt worden. | |
"Ich bestreite alle Anklagepunkte", sagte Mubarak mit fester Stimme in | |
seinem Krankenbett, in dem man ihn knapp zwei Stunden zuvor in den | |
Verhandlungssaal geschoben hatte. "Ich habe derartige Verbrechen nicht | |
begangen." Das staatliche Fernsehen übertrug die Szene live. Der | |
vorsitzende Richter Ahmed Rifaat eröffnete daraufhin die Sitzung. Er | |
belehrte die rund 600 Zuseher im Auditorium der nationalen Polizeiakademie, | |
der Verhandlung ruhig und in Würde zu folgen. | |
Der ehemalige Staatschef ist wegen tödlicher Gewalt gegen Demonstranten und | |
Amtsmissbrauchs angeklagt. Wegen seines Gesundheitszustandes galt sein | |
Erscheinen vor Gericht bis zuletzt als ungewiss. Es ist das erste Mal in | |
der Geschichte Ägyptens, dass sich ein ehemaliger Führer des Landes vor | |
Gericht verantworten muss. | |
Zusammen mit Mubarak sind in dem selben Verfahren auch der frühere | |
Innenminister Habib al-Adli und sechs ehemalige leitende Mitarbeiter aus | |
dessen Ministerium angeklagt. Wegen Korruption und Amtsmissbrauchs müssen | |
außerdem Mubaraks Söhne Gamal und Alaa vor dem Richter erscheinen. | |
Vor der Polizeischule war es vor Mubaraks Ankunft in Kairo zu chaotischen | |
Szenen gekommen. Mehrere hundert Polizisten versuchten Mubarak-Gegner und | |
-Anhänger auseinanderzuhalten, die mit Steinen und Flaschen aufeinander | |
warfen. Sicherheitskräfte schützen den Verhandlungsort, der einst den Namen | |
Mubaraks trug. Mubarak hat Ägypten 29 Jahre lang regiert, ehe er im Februar | |
gestürzt wurde. | |
## "Wichtiges Signal" | |
Der deutsch-ägyptische Autor und Politologe Hamed Abdel-Samad sieht im | |
Mubarak-Prozess ein wichtiges Signal für die Glaubwürdigkeit des neuen | |
Ägyptens. In dem Verfahren gegen den gestürzten Präsidenten Husni Mubarak | |
gehe es neben Untreue auch um Schießbefehle gegen Demonstranten, sagte er | |
am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur. | |
Bisher habe niemand wegen der 900 Toten bei den Demonstrationen vor Gericht | |
gestanden. "Deshalb ist es wichtig für die Glaubwürdigkeit des Staates, für | |
die Etablierung der Rechtsstaatlichkeit und für die Aufklärung, damit man | |
weiß, wohin die Gelder gegangen sind, wer dafür verantwortlich ist und wer | |
die Schießbefehle gegeben hat." | |
Die ägyptische Bevölkerung spüre, dass sich nichts verändert habe. "Die | |
Anhänger des alten Regimes sitzen nach wie vor an den wichtigsten | |
Schaltstellen der Macht im Lande und die wirtschaftliche Situation hat sich | |
nicht verbessert", sagte Abdel-Samad. Ägypten befinde sich in einem | |
Kulturkampf. "Es gibt ein Tauziehen zwischen Militärrat und | |
Demokratiebewegung, zwischen Liberalen und Islamisten, Linken und | |
Konservativen." Das sei jedoch völlig normal für die Zeit nach einem | |
Umsturz. Europa solle sich in Ägypten politisch zurückzuhalten, aber mit | |
Investitionen bei der Etablierung einer zivilen Gesellschaft helfen. | |
3 Aug 2011 | |
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