# taz.de -- Grenzstreit zwischen Kosovo und Serbien: Pristina verweigert Einigu… | |
> Kosovo lehnt eine Vereinbarung von Serbien und der Nato im Grenzstreit | |
> als "inakzeptabel" ab. KFOR-Soldaten sollen vorerst weiter die | |
> umstrittenen Grenzübergänge kontrollieren. | |
Bild: KFOR-Soldaten am Grenzübergang Brnjak. | |
PRISTINA afp | Im Grenzstreit zwischen Serbien und dem Kosovo bleiben die | |
Fronten verhärtet: Eine Vereinbarung zwischen der Nato-Truppe KFOR und | |
serbischen Vertretern, die umstrittenen Grenzübergänge vorerst unter | |
internationaler Kontrolle zu lassen, wurde von der kosovarischen Regierung | |
am Mittwochabend umgehend zurückgewiesen. Zuvor hatte Kosovos | |
Regierungschef Hashim Thaci Belgrad vorgeworfen, die serbische Minderheit | |
aufzustacheln. | |
Wie die KFOR am Mittwochabend erklärte, sollen Nato-Soldaten bis mindestens | |
Mitte September "Kontrolle und Oberbefehl" über die Grenzübergänge Jarinje | |
und Brnjak im Nordkosovo behalten. Falls notwendig, könne dies verlängert | |
werden. Belgrad habe sich bereit erklärt, dass alle von Angehörigen der | |
serbischen Minderheit im Norden des Kosovo errichteten Straßensperren | |
abgebaut würden. | |
Auf diese Lösung hatte sich der Kommandeur der KFOR-Truppen, der | |
Bundeswehrgeneral Erhard Bühler, mit dem serbischen Minister für das | |
Kosovo, Goran Bogdanovic, sowie dem serbischen Unterhändler Borko | |
Stefanovic verständigt. | |
Die Regierung des Kosovo wies die vorläufige Einigung aber als | |
"inakzeptabel und unausführbar" zurück. Pristina beharrte demnach weiter | |
darauf, die Übergänge Jarinje und Brnjak seinen eigenen Polizisten und | |
Zollbeamten zu unterstellen. Das Kosovo hatte Ende Juli Einheiten an die | |
Grenzübergänge entsandt, um ein Einfuhrverbot für serbische Waren zu | |
überwachen. | |
Damit reagierte Pristina auf ein bereits seit der Unabhängigkeitserklärung | |
des Kosovo im Jahr 2008 bestehendes serbisches Importverbot für | |
kosovarische Produkte. Belgrad erkennt die Unabhängigkeit seiner früheren | |
Provinz nicht an. | |
## Reservebataillon verlegt | |
Der Unmut der serbischen Minderheit über das Importverbot entlud sich in | |
Ausschreitungen an den Grenzübergängen, bei denen in der vergangenen Woche | |
ein kosovarischer Polizist getötet wurde. Aufgebrachte Jugendliche setzten | |
auch einen der Übergänge in Brand. Angesichts der Eskalation übernahm die | |
KFOR schließlich die Kontrolle über die Grenzübergänge. Am Mittwoch begann | |
die Nato-Truppe zudem mit der Verlegung eines Reservebataillons mit rund | |
700 Soldaten aus Deutschland und Österreich in das Kosovo. | |
Thaci warf der Regierung in Belgrad vor, die serbische Minderheit zur | |
Errichtung von Straßensperren im Nordkosovo angespornt zu haben. Mit Blick | |
auf die Anwesenheit von Bogdanovic und Stefanovic sagte Thaci am Mittwoch, | |
serbische Vertreter würden die Blockierer ermutigen, "indem sie bei ihnen | |
sind oder sie anführen". | |
Auch der Kommandeur des US-Kontingents der KFOR, Michael Schwartz, | |
kritisierte, dass Angehörige der serbischen Minderheit offenbar zur | |
Errichtung der Straßensperren gezwungen worden seien. "Männer, Frauen, | |
Kinder und serbische orthodoxe Priester wurden vor einer Straßensperre | |
aufgestellt", wurde er in einer Erklärung der US-Truppen zitiert. Einige | |
der Demonstranten hätten ihm gesagt, dass sie "gegen ihren Willen" an der | |
Absperrung seien. | |
4 Aug 2011 | |
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