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# taz.de -- 21. Tag Kongo-Kriegsverbrecherprozess: "Beten - morgens, mittags, a…
> FDLR-Präsident Murwanashyaka lässt sich im April 2009, als seine Miliz im
> Kongo geschwächt ist, über Desertionen in seiner Truppe aus. Es helfe nur
> Beten, erklärt er.
Bild: FDLR-Deserteure in Mutobo: "Das sind Leute, die nicht beten", schimpft Mu…
STUTTGART taz | FDLR-Präsident Ignace Murwanashyaka und sein Erster
Vizepräsident Straton Musoni sprachen am 3. April 2009 nicht nur über die
Möglichkeit, dass Murwanashyaka wegen der juristischen Maßnahmen gegen ihn
abtaucht und Musoni ihn ersetzt, sondern auch über die zunehmenden
Desertionen aus den FDLR-Rängen im Kongo. Das sehr lange Telefonat, dessen
Mitschnitt und Übersetzung am 1. August nicht zu Ende geführt werden
konnte, war am 3. August wieder Hauptthema der Verhandlung vor dem OLG
Stuttgart. Erneut konnte es nicht zu Ende geführt werden, da gegen Ende des
Nachmittags der Strom ausfiel.
"Müdigkeit" identifiziert Murwanashyaka als Hauptmotiv der FDLR-Kämpfer,
die den Buschkrieg im Kongo aufgeben und sich von der UNO in ihr Heimatland
Ruanda zur Reintegration ins zivile Leben zurückbringen lassen. Die Kämpfer
hätten die Hoffnung darauf verloren, "dass man irgendwann gewinnen wird" -
diese Einschätzung erfolgt nach mehreren Monaten Militäroffensiven gegen
die FDLR im Ostkongo. "Wenn man keine Hoffnung mehr hat, dass die Dinge
sich ändern können, wird alles qualvoll."
"Warum verliert man die Hoffnung?" fragt Musoni seinen Chef.
"Es gibt viele Gründe", erläutert Murwanashyaka. "Viele Leute rufen aus
Ruanda an - diejenigen, die schon desertiert sind und in Ruanda sind und
nicht verhaftet sind. Sie sagen: Was machst du da? Wir waren zusammen im
Wald, ich bin jetzt hier und man hat mich nicht verhaftet." Das sei aber
"nicht durchdacht", tadelt der FDLR-Präsident: "Wenn jemand nach Hause
zurückgeht, heißt das nicht, dass die Dinge sich in Ruanda verändert
haben." Schließlich gebe es viele Leute, die aus Ruanda in andere Länder
fliehen, "auch viele Tutsi". Wenn das nicht der Fall wäre, "wenn es keiner
wäre, der vor dem Regime flieht, würden wir sagen, dass wir uns getäuscht
haben und dass die Dinge sich verändert haben."
## Wie ein Prediger
Wenn der FDLR-Präsident erklärt, wie er gegen Desertion vorgehen will,
spricht er wie ein Prediger. "Ich habe euch in den Versammlungen immer
gesagt, die Leute werden sich ergeben und ihr werdet auch entmutigt sein.
Oben werden sie sich auch ergeben; viele viele werden sich ergeben. Ihr
werdet sagen, dass wir nicht mehr diesen Krieg gewinnen werden. Man muss
beten. Jeder Abacunguzi (FDLR-Kämpfer) muss beten, das muss der Charakter
von jedem Abacunguzi sein. Man muss jeden Tag beten. Derjenige, der nicht
betet, wird diesen Krieg nicht zu Ende führen. Die Himmlischen haben das
auch gesagt (...) Derjenige, der jeden Tag betet, morgens, mittags und
abends, wenn möglich auch mittags, der hat keine Probleme. Die, die
desertieren und den Wald verlassen, ehrlich gesagt sind das Leute, die
nicht beten. Die sind dem Alkohol verfallen oder sind mit Geld
beschäftigt."
Musoni scheint wenig beeindruckt. Er würde es lieber genauer wissen. "Wir
brauchen jemanden in Ruanda, der das Leben dieser Leute, die zurückgekehrt
sind, beobachtet."
"Derjenige, der desertiert ist, ist eben desertiert", kontert
Murwanashyaka.
"Man braucht das", beharrt Musoni. "Es sind Sachen, die wir wissen müssen.
Wir müssen wissen, wie sie leben."
"Diese Informationen können wir haben", sagt Murwanshyaka. "Aber du sollst
nicht glauben, dass das die Leute daran hindert, wegzugehen."
Redaktion: Dominic Johnson
4 Aug 2011
## AUTOREN
Bianca Schmolze
## TAGS
Schwerpunkt Kongo-Kriegsverbrecherprozess
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