# taz.de -- 10.000 Arbeitsplätze gefährdet: Eon legt die Axt an | |
> Der Energiekonzern Eon schreibt erstmals rote Zahlen. Als Reaktion sollen | |
> tausende Mitarbeiter entlassen werden. Das Unternehmen macht den | |
> Atomausstieg dafür verantwortlich. | |
Bild: Die Zentrale der Eon Ruhrgas AG in Essen. | |
DÜSSELDORF dapd/rtr | Nach der Energiewende der Bundesregierung legt das | |
Eon-Management um Konzernchef Johannes Teyssen die Axt an, über 10.000 der | |
79.000 Arbeitsplätze könnten abgebaut werden. Die Stilllegung von | |
Kernkraftwerken und die Brennelementesteuer ließen den Gewinn im ersten | |
Halbjahr kräftig schrumpfen, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Infolge | |
der Energiewende schrieb der Düsseldorfer Versorger im zweiten Quartal beim | |
bereinigten Konzernüberschuss erstmals rote Zahlen. | |
Die Kosten sollen spätestens 2015 jährlich um 1,5 Milliarden Euro niedriger | |
liegen. Den Konzern drücken Schulden von 33,6 Milliarden Euro. Die | |
notwendigen Einsparungen ließen sich durch die Verringerung der Sachkosten | |
allein nicht erreichen, erklärte der größte deutsche Versorger. Betroffen | |
seien vor allem Arbeitsplätze in der Verwaltung. Entscheidungen sollen im | |
Herbst fallen. | |
Im ersten Halbjahr brach der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen | |
(Ebitda) um 45 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro ein. Der bereinigte | |
Überschuss rauschte um 71 Prozent auf 900 Millionen Euro nach unten. Von | |
Reuters befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem bereinigten | |
Ebitda von 4,692 Milliarden Euro gerechnet und den bereinigten Überschuss | |
auf 1,155 Milliarden Euro taxiert. Die vorzeitige Stilllegung von | |
Atomkraftwerken und die Brennelementesteuer hätten zu Belastungen von 1,9 | |
Milliarden Euro geführt. Auch das Gasgeschäft verhagelte dem Unternehmen | |
die Bilanz. Das bereinigte Ebitda fiel in diesem Bereich um 900 Millionen | |
auf 578 Millionen Euro. | |
"Im Zeitraum April bis Juni mussten wir mit einem bereinigtem | |
Konzernüberschuss von minus 382 Millionen Euro erstmals in der | |
Unternehmensgeschichte von Eon einen Quartalsverlust ausweisen", erläuterte | |
Konzernchef Johannes Teyssen im Halbjahresbericht. Er sprach von einem | |
"dramatisch verschlechterten Ergebnis". Künftiges Wachstum verspricht sich | |
der Manager in Märkten außerhalb Europas. Als neue Zielregionen nannte er | |
Brasilien, Indien und die Türkei. | |
## Die ganz fetten Jahre sind vorbei | |
Eon senkte seine Prognosen für 2011. Der Konzern erwarte nun ein | |
bereinigtes Ebitda zwischen 9,1 und 9,8 Milliarden Euro und einen | |
bereinigten Überschuss von 2,1 bis 2,6 Milliarden Euro. Bislang hatte der | |
Konzern ein bereinigtes Ebitda von 10,7 bis 11,4 Milliarden Euro prophezeit | |
und einen bereinigten Überschuss von 3,0 bis 3,7 Milliarden Euro. Für 2011 | |
will das Unternehmen nun eine Dividende von einen Euro je Aktie zahlen, für | |
2012 und 2013 1,10 Euro. Bislang hatte Eon den Aktionären für 2011 und 2012 | |
eine Mindestdividende von 1,30 Euro in Aussicht gestellt. | |
Eon und der Konkurrent RWE mussten nach der beschleunigten Atomwende je | |
zwei ihrer Meiler für immer stilllegen. Damit gehen ihnen bisherige | |
Gewinnbringer verloren. RWE hatte am Dienstag Zahlen vorgelegt. Bei einem | |
konstanten Umsatz brach das nachhaltige Nettoergebnis im ersten Halbjahr um | |
knapp 40 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro ein. Einen Stellenabbau plant | |
RWE-Chef Jürgen Großmann nicht. | |
10 Aug 2011 | |
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