# taz.de -- Kommentar Stellenabbau bei EON: Arbeiterführer Sigmar | |
> Die Klagen von EON über Verluste durch die Energiewende sind geheuchelt. | |
> Dem Konzern fällt die sozialdemokratisch gewollte Expansion von 2004 auf | |
> die Füße. | |
Da haben wir es nun: Kaum beschließt die Regierung die Energiewende, will | |
Eon 11.000 Menschen auf die Straße setzen - die Hälfte davon in | |
Deutschland. Weil die Kohle aus der Kernkraft fehlt, sagt der Konzern. | |
SPD-Chef Sigmar Gabriel höchstselbst springt der Arbeiterschaft zur Seite, | |
die Essener CDU wirft dem Eon Managementfehler vor. | |
Schön, wie sie da alle heucheln. Der Konzern beziffert seinen Verlust wegen | |
des Atomausstiegs auf 1,9 Milliarden Euro - künstlich hochgerechnet. Unterm | |
Strich steht im ersten Halbjahr immer noch ein Gewinn von fast einer | |
Milliarde. Die Probleme liegen woanders: Eon kauft Gas zu überhöhten | |
Fixpreisen beim russischen Energieriesen Gazprom ein und kommt nicht aus | |
den Verträgen raus. Zudem wurde der Einstieg in die regenerativen Energien | |
verpennt. Die Forschungsausgaben sind lächerlich gering, nach wie vor | |
werden Milliarden in den Ausbau der Kohle gesteckt. | |
Gabriel wiederum kann endlich mal wieder den Arbeiterführer spielen. Zur | |
Erinnerung: Eon ist ein politisch gewolltes Konstrukt. 2004 verleibte sich | |
der Konzern die Ruhrgas AG ein, gegen den Willen des Bundeskartellamtes. | |
Rot-Grün erteilte damals eine Ministererlaubnis, verantwortlich war mit | |
Alfred Tacke ein SPD-Mann. | |
Heute fällt dem Konzern die sozialdemokratisch gewollte Expansion von | |
damals auf die Füße, die Verwaltung ist nie sanft und sozialverträglich | |
verschlankt worden. Umso unverständlicher, dass Konzernchef Johannes | |
Teyssen angesichts der guten Ertragslage von Eon nicht auf betriebsbedingte | |
Kündigungen verzichten will. | |
Schlichtweg dämlich ist die Essener CDU. Managementfehler bei Eon? In | |
Sachen Energiepolitik ist die ganze Union ein einziger Managementfehler. | |
Die Leidtragenden sind die, die nun vor ihrer Entlassung stehen. | |
12 Aug 2011 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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